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Brandbücher - Kriminalroman

Brandbücher - Kriminalroman

Titel: Brandbücher - Kriminalroman
Autoren: Birgit Ebbert
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    Ein Rascheln riss mich aus meinen Gedanken. Ich blickte wieder auf die frische Erde zu meinen Füßen und ließ die Augen umherwandern. Der Flügelschlag eines schwarzen Vogels, der unerwartet an mir vorbeiflog, erschreckte mich. Ich atmete erleichtert auf und griff nach der Schaufel. Ein Regenguss wäre gut, dachte ich, er würde meine Spuren verwischen. Ich folgte dem schmalen Weg aus dem Wald heraus. Am Ende fuhr ich mit der Schaufel mehrfach über das feuchte Gras der Wiese, die den Wald umschloss. Nun waren auch die letzten Erdspuren verschwunden.

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    Erschöpft lehnte ich die Schaufel a n einen Baum. Ich betrachtete den kleinen Hügel aus schwarzer Erde, der übrig geblieben war. Seufzend steckte ich ein paar vorwitzige Haarsträhnen zurück unter das Kopftuch. Die Stille und Dunkelheit machten mir Angst. Widerwillig griff ich mit den Händen in den Erdhügel. Ich spreizte die Finger, sodass meine Hand eine Harke bildete. Damit strich ich immer wieder durch die Erde. Ein Regenwurm verfing sich zwischen meinen Fingern. Schaudernd schüttelte ich ihn ab.

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    Nachdem der Hügel kaum noch zu erkennen war, richtete ich mich mühevoll auf. Ich stöhnte und stemmte meine Hände in den Rücken, der von der ungewohnten Ar b eit schmerzte. Als Köchin bin ich harte Arbeit gewohnt, aber diese Aufgabe überstieg meine Kräfte. Vorsichtig blickte ich mich in der Dunkelheit um. Ich erkannte die Schatten der dicken Bäume. Weit und breit war kein Mensch zu sehen. Ich hatte nur eine kleine Laterne mitgenommen und auf den Schein des Mondes vertraut. Obwohl es den ganzen Tag über regnerisch und nebelig gewesen war, war er deutlich zu erkennen. Es konnte nicht lange dauern bis zum Vollmond.

    Karina ließ die Karten sinken. Sie sah sich auf dem Dachboden nach einer Jacke oder Decke um. Ihr war kalt. Als sie hinaufgestiegen war, hatte sie nicht damit gerechnet, dass sie sich hier länger aufhalten würde. Und dann hatte sie diese Postkarten gefunden. Fein säuberlich mit einer Banderole aus Zeitungspapier zusammengehalten. Das Zeitungsband sah braungelb aus wie diese Faksimile-Zeitung, die ihre Eltern ihrem Großvater zum 75. Geburtstag geschenkt hatten. Eine Seite der Banderole war eingerissen. Vorsichtig entfernte sie sie. Überrascht, dass die beiden Enden eingeschnitten und ineinandergeschoben waren.
    Zuerst freute sie sich, sah sie doch sofort, dass die Postkarten jahrzehntealt sein mussten. Diese Art kannte sie von Flohmärkten: Schwarz-Weiß-Bilder auf schmuddelig weißem Grund mit gezacktem Rand. Solche Postkarten gab es heute nicht mehr.
    Warum eigentlich nicht?, dachte Karina und erhob sich mit einem kleinen Ächzen aus der Hocke. Ihre Jeans knarrte leicht von der plötzlichen Bewegung und sie musste aufpassen, dass sie sich nicht den Kopf an einem der Balken stieß.
    Sie ließ ihren Blick über den Dachboden wandern und musste lachen, als sie sich in einem alten Spiegel sah, der halb verdeckt von getrockneten Blumen an der Wand hing. In ihren dunkelblonden Haaren schimmerten grau Reste von Spinnweben. Auf ihrem hellen Haarreif vollführte eine kleine Spinne Turnübungen. Wie gut, dass sie sich nicht vor Spinnen und anderlei Kleintier ekelte. Nur die Spinnweben auf ihrer Brille störten sie gewaltig, sie nahm sie ab und wischte sie an der weiten Bluse ab, die sie über der Hose trug.
    So sehe ich gleich doppelt so gut, redete sie sich ein, als die Brille wieder sauber auf ihrer Nase saß und sie sich genauer im Spiegel betrachten konnte. Ob das eine gute Idee war, den Pony wachsen zu lassen, fragte sie sich, als sähe sie ihre haarfreie Stirn zum ersten Mal. Schnell wandte sie den Blick ab und suchte etwas gegen die Kälte. Dank der spinnwebenfreien Brille entdeckte sie sofort, dass das Kissen auf dem Schaukelstuhl kein Kissen, sondern eine Decke war. Sie hüllte sich in die Decke und setzte sich mit den Postkarten in der Hand in den Schaukelstuhl.
    Vor und zurück schaukelnd betrachtete Karina das Motiv auf der ersten Karte. Eine Kreuzung breiter Straßen war abgebildet. Am Rand der einen Straße standen dünne Männer neben dürren Bäumen. Es sah aus, als wären sie erstaunt, dass jemand sie fotografierte. An der rechten Straßenseite war ein Haus zu sehen, es erinnerte Karina an ein Gebäude, das ihr erst kürzlich aufgefallen war.
    Überrascht drehte Karina die Karte um. Im ersten Moment wirkte sie, als käme sie aus dem letzten Jahrhundert. Doch das Haus mit dem kleinen Erker und den
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