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Brandbücher - Kriminalroman

Brandbücher - Kriminalroman

Titel: Brandbücher - Kriminalroman
Autoren: Birgit Ebbert
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zurückließ und nach Frankreich ging.
    Mehr konnte Karina nicht in Erfahrung bringen. Auch als zuerst der Großvater und dann die Großmutter starben und ihre Großtante, die sie in Gedanken immer Tante Katharina nannte, in das Haus der Großeltern zog, wurde nicht darüber gesprochen, was ihre Großtante zurück in ihre Heimatstadt geführt hatte.
    Karina erinnerte sich dunkel daran, dass ihre Eltern auf der Fahrt zu einem der wenigen Besuche bei den Großeltern davon gesprochen hatten, dass Tante Katharina ein Haus in ihrer Heimatstadt kaufen wollte. »Sie will ein ganz bestimmtes Haus haben«, hatte Karinas Vater gesagt. Karina sah sein Kopfschütteln vor sich, das zeigte, was er davon hielt.
    Die erste Begegnung musste gewesen sein, als Karina 14 oder 15 Jahre alt war. Bei einem Besuch der Großmutter. Karina war sich nicht sicher, ob es beim 75. der Großmutter gewesen war.
    Das Haus, in dem Tante Katharina zu jener Zeit lebte, befand sich in der Innenstadt. Es wirkte verfallen und wenig einladend, trotzdem war es der Großtante wichtig, sie und ihre Eltern durch das Haus zu führen.
    »Ich habe das Haus erst einmal retten können«, hatte sie mit traurigem Gesicht bemerkt, während sie mit ihnen durch das Gebäude ging. »Lange wird es das Haus nicht mehr geben, aber ich wollte ihnen wenigstens für kurze Zeit ihr Zuhause wiedergeben.«
    Karina starrte auf die Karte. Dieser Satz hatte sie damals lange beschäftigt. Wem will sie das Zuhause wiedergeben?, hätte sie am liebsten gefragt, doch ihr Vater drängte zur Eile, weil er rechtzeitig zum Kaffee bei seiner Mutter sein wollte.
    »Wer hat Tante Katharina diese Karten geschickt?«, fragte Karina sich, es gab keine Anrede, und keinen Gruß am Schluss. Sehr ungewöhnlich. Sie schlang die Arme um sich und zog die Decke dichter um ihre Schultern. Es war kalt auf dem Dachboden. Überall hingen Spinnweben, als wäre schon lange niemand mehr hier gewesen.
    Noch einmal betrachtete sie die Karten genau. Vielleicht deutete doch etwas auf den Absender. Diese merkwürdigen Buchstaben und Zahlen oben rechts, dort wo bei einem Brief das Datum stand, sagten ihr nichts.
    Was war das denn? Ein einzelner Buchstabe auf der Karte, die sie in der Hand hielt, war unterstrichen. Das kleine c in dem Wort ›Schaufel‹. Es war deutlich zu erkennen, dass der Strich mit der gleichen Tinte gezogen worden war. Karina betrachtete die anderen Karten. Ihre Leidenschaft für Rätsel und Knobelaufgaben war erwacht. Sie hielt die nächste Karte dicht vor das Gesicht, um sie besser anschauen zu können.
    Mit zusammengekniffenen Augen las sie Buchstabe für Buchstabe. Das b in dem Wort ›Arbeit‹ war eindeutig ebenfalls unterstrichen. C und B, was mochte das bedeuten? Buch, Bauch, backen.
    Im nächsten Text musste sie nicht lange suchen. Das unterstrichene A in der ersten Zeile stach ihr förmlich ins Auge. A, B, C. Karina sortierte die Karten in der Reihenfolge. Nun ergab der Text einen Sinn. Ihr fiel auf, dass auch die Zeichen auf dem Datumsplatz rechts neben der Anrede, denen sie bis dahin keine Bedeutung beigemessen hatte, die gleichen waren.
    Karina erhob sich aus dem Schaukelstuhl. Sie zog die Schublade, in der sie die Karten entdeckt hatte, weiter auf. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie zu einem dicken Kartenstapel gehörten. Anscheinend hatte sich ein Dreierpäckchen beim Öffnen der Kommode verfangen und war Karina deswegen als Einziges aufgefallen.
    Vorsichtig nahm Karina den Stapel aus der Schublade. Jeweils mehrere Karten waren mit einer Banderole umwickelt, die mit dieser merkwürdigen Klebstoff-Ersatz-Technik verbunden war. Die anderen Banderolen waren jedoch unbeschädigt. Vorsichtig schob Karina die Banderole vom nächsten Set. Auch diese Karten wirkten, als hätte sie jemand mit Wasserfarbe bunt angemalt. Gar nicht wie die heutigen Hochglanzpostkarten.
    Alle Karten zeigten auf der Vorderseite ein Motiv aus der Heimatstadt ihres Vaters, einen Straßenzug, einen der bekannten Türme, sogar die spätromanische Kirche war zu sehen, allerdings sah der Kirchturm anders aus.
    Karina wendete die Karte mit dem Kirchturm um und entdeckte auf der Rückseite die Jahreszahl ›1912‹. Vor gut hundert Jahren sah die Stadt anders aus. Hatte ihr Großvater nicht einmal davon gesprochen, dass in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs drei Viertel der Innenstadt zerstört wurden? Das passte zu dem Bild. Es musste die Kirche vor der Zerstörung zeigen.
    Merkwürdig, dachte Karina und ärgerte
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