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Als die Erde bebte

Als die Erde bebte

Titel: Als die Erde bebte
Autoren: Jill Shalvis
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1. KAPITEL
    Der Ort war nicht das, was Amber Riggs erwartet hatte. Doch obwohl sie allein war, blieb ihre Miene beherrscht und verriet nichts von ihrer Enttäuschung. Kontrolle war alles. Ohne sie konnte man kein gutes Geschäft machen, und Amber liebte es, gute Geschäfte zu machen.
    Sie stieg aus dem Wagen, ohne Make-up oder Frisur im Rückspiegel zu kontrollieren. Es war keine Eitelkeit, die ihr sagte, dass sie gepflegt aussah. Es war einfach eine Tatsache. Mit Bedacht hatte sie dezente Kleidung und ein ebenso dezentes Make-up gewählt, damit man sie ernst nahm.
    Wäre sie eitel, würde sie sich noch immer in dem Lob sonnen, das man ihr heute Morgen in der Zeitung gezollt hatte: eine ausgezeichnete Maklerin. Die beste im San Diego County. Niemand übervorteilt Amber Riggs.
    Wunderbar fürs Geschäft, doch ansonsten bedeutete ihr so eine Lobeshymne nicht viel. Amber liebte ihre Arbeit, und weil sie sie gern tat, brauchte sie von niemandem Anerkennung.
    Zumindest redete sie sich das ein.
    Jetzt blickte sie auf das verlassene Lagergebäude vor sich und runzelte die Stirn. So gut sie in ihrem Job auch war, aber dieses Objekt an den Mann zu bringen war schon fast unmöglich. Es lag viel zu weit außerhalb.
    Doch sie betrachtete es als eine Herausforderung. Immerhin hatte der Besitzer ihr überlassen, ob sie es vermietete oder verkaufte. Das vergrößerte ihre Möglichkeiten.
    Ihre hohen Absätze klapperten laut auf dem Asphalt, als sie näher an das Gebäude heranging. Es verfügte über zwei Stockwerke und bestand größtenteils aus Backstein, was ihm einen gewissen Charme verlieh. Das war gut. Genauso das Kellergeschoss, in dem, wie sie wusste, Büros untergebracht waren. Sie seufzte, als sie hochblickte und das undichte Dach und das teilweise verfallene Mauerwerk bemerkte. Das war weniger gut. Und es gab keine Fenster. Damit wäre der Kunde, der sie heute Morgen angerufen hatte, weil er eine Halle für ein Einkaufszentrum suchte, nicht allzu glücklich.
    Amber entschied, dass sie das ausbügeln konnte, indem sie irgendetwas fand, was interessant war. Etwas Ansprechendes. Es war schließlich ihre Stärke, aus allem noch etwas Positives herauszuholen. Ihr beträchtliches Bankguthaben war der Beweis dafür. Für jemanden, der ziemlich früh und mittellos von zu Hause weggegangen war, hatte sie es schon weit gebracht.
    Sie schloss die Tür auf und betrat das dunkle Gebäude. Der Strom war abgeschaltet, doch wie immer war Amber auf alles vorbereitet und nahm eine kleine Taschenlampe aus ihrer Handtasche. Nachdem sie sie angeknipst hatte, ging sie an dem Empfangsbereich vorbei in das noch dunklere Lagerhaus. Die unheimliche Stille, die sie umgab, ließ sie erschauern.
    Die Dunkelheit hatte ihr schon als Kind Angst gemacht, als sie viel zu viel Zeit allein verbringen musste.
    Verflixt, sie wollte nicht schon wieder in Selbstmitleid verfallen. Sie war siebenundzwanzig Jahre alt. Sentimentale Erinnerungen an ihre Vergangenheit waren nicht angebracht, und sie verbannte sie entschieden aus ihrem Kopf. Der Schein der Taschenlampe wies ihr einen Weg durch den riesigen, leeren Raum, doch es war nur ein kleiner Lichtkegel in dieser absoluten Dunkelheit und Amber verlor ein wenig von ihrer Selbstbeherrschung. Ihre Handflächen wurden feucht.
    Entschlossen hob sie das Kinn und besann sich darauf, dass man ihr einen kühlen Kopf nachsagte. Gut, sie war allein, aber sie würde nicht eher gehen, bevor sie das Gebäude sorgfältig erkundet hatte. Sie brauchte etwas, womit sie ihren potentiellen Kunden locken konnte.
    Nachdem sie die Halle durchquert hatte, kam sie an eine Tür, hinter der sich die Treppe zum Kellergeschoss befand. Vielleicht waren ja die Büros dort unten ein guter Kaufanreiz. Sie unterdrückte ihr Unbehagen, richtete den Schein der Taschenlampe auf die Stufen und stieg hinunter in einen weiteren großen, noch dunkleren Raum.
    Ein feuchter, muffiger Geruch schlug ihr entgegen.
    Von einer bösen Vorahnung ergriffen, blieb sie regungslos am Fuße der Treppe stehen.
    In der Ferne glaubte sie eine männliche Stimme rufen zu hören. Doch das konnte nicht sein. Sie war allein.
    Wie immer war sie allein.
    Plötzlich durchdrang ein gewaltiges Dröhnen den Raum, und mit Ambers Selbstbeherrschung war es vollends dahin. Zum Teufel mit dem Geschäft.
    Sie wollte hier nur raus.
    Gerade drehte sie sich um, da begann sich der Boden unter ihren Füßen zu bewegen.
    Amber kam es so vor, als würde er lebendig und wie ein Monster aus
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