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Gleitflug

Gleitflug

Titel: Gleitflug
Autoren: Anne-Gine Goemans
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    Hallo Christian!
    Mein Name ist Gieles. Ich habe Sie und Ihr Gänse fliegen sehen bei der Flugschau. Ein magisches Spektakel, habe ich entdeckt. Sie und Ihr Moped sind sehr hoch im Himmel geflogen. Mein Vater sagt, womit Sie fliegen, sind Weißgesichtgänse, aber ich weiß exakt, es sind Gnomgänse.
    Entschuldigung für mein Französisch, ich habe große Probleme mit Ihr Sprache. Ich will meine Anstrengung geben.
    Es sind Jahre, dass ich eine Leidenschaft habe für Gänse. Ich bin vierzehn Jahre alt. Ich habe zwei braune Gänse, amerikanische Tufted Buff. Sie tragen eine Haube, sehr schön und sehr charmant.
    Exakt wie Sie bin ich Gänseaufklärer und instruiere meine Gänse für ein Projekt. Meine Gänse hören bis sicheren Grad passabel, sie sind nicht schüchtern. Manchmal mehr frech. Sie sind ähnlich wie die Kinder meiner Nachbarin Dolly. Meine Nachbarin ist mehr als passabel hübsch.
    Für die Instruktion nehme ich einen Stock. Der Stock ist nicht für Gewalt, sondern für den Gehorsam. Ich nehme immer anderen Stock. Wenn meine Gänse meinen Stock länger kennen, ist der Gehorsam verschwunden. Das ist nicht ratsam.
    Ihr ziehende Arten sind exzellent in Hören. Mein Kompliment, auch bezüglich Ihr Frau. Ihr Gänse sehen Sie und Ihr Frau als Adoptivvater. Meine Gänse, ahne ich, sehen mich als Bruder oder Cousin, womit man sich ein Vergnügen machen kann. Exakt wie die Kinder meiner Nachbarin, wofür ich Babysitting mache.
    Ich wohne in den Niederlanden neben einer Flugzeugbahn. Sie w erden bemerken: Gänse neben der Flugzeugbahn geben Schwierigkeiten! Ich gebe für Sie absolut Recht. Zum Glück fliegen meine Gänse nicht auf die Bahn. Das kommt, ahne ich, von meiner Instruktion (darüber bin ich bereits etwas stolz). Sind Sie beruhigt, meine Gänse leben nicht in Gefangenschaft. Gefangene Vögel sind ein Skandal, der abgeschafft werden muss. Meine Gänse leben in Freiheit auf unseren Campingplatz. Das ist ein Campingplatz für die Menschen, die Flugzeuge lieben. Sie sammeln Flugzeuge, wie wenn es Briefmarken sind.
    Sie fragen natürlich, warum der Junge für Sie schreibt. Ich schreibe nicht, weil ich mit in dem zweisitzigen Moped fliegen will, obwohl ich ahne, dass es ein wahres Spektakel ist. In der gleichen hohen Höhe wie die Gänse im Himmel, zusammen mit den ziehenden Arten vorbei an Kumuluswolken! Leider ist Ihr Tourismus zu kostspielig für mich. Ich schreibe für Sie wegen eines total anderen Motivs, wegen des Inhalts von unserer Instruktion der Gänse.
    Gieles zögerte. Wie sollte er dem weltberühmten Gänsespezialisten, Meteorologen, Piloten, Filmemacher, Ornithologen, Fotografen, Autor, Veganer und Tierschützer wenigstens die wichtigsten Fragen stellen, ohne zu viel von seinem außergewöhnlichen Plan zu verraten? Der musste unbedingt geheim bleiben. Gieles stand auf und ging vom Schreibtisch zum weit geöffneten Dachfenster. Er legte die Unterarme auf die Dachziegel und blickte zur Start- und Landebahn hinüber. Ein schnurgerader schwarzer Streifen zwischen Reihen von Scheinwerfern, Weiden und Äckern, keine sechzig Meter entfernt. Innerhalb von zwei Minuten hätte Gieles auf der Piste stehen und Chaos verursachen können. Dafür hätte er gar nichts Besonderes zu tun brauchen. Einfach nur still dastehen, das würde schon reichen, um ins Fernsehen zu kommen, auf allen Kanälen. Aber dann wäre sein Vater seine Stelle als Flughafenförster los.
    Gieles schaute zur Seite, wo sich die Landescheinwerfer eines Flugzeugs näherten. Der Himmel dahinter sah vollkommen glatt aus, nur um die Tragflächen vibrierte die Luft. Das Motorengebrumm schwoll gleichmäßig an. Er kehrte zu seinem Laptop zurück und speicherte den Brief an den Franzosen Christian Moullec in einem speziellen Ordner. Für den hatte er sich einen passenden Namen ausgedacht: Geniale Rettungsaktion 3032 .
    Noch dreizehn Wochen und vier Tage, dann würde seine Mutter mit Flug 3032 nach Hause kommen. So lange war Ellen noch nie weg gewesen. Letzte Woche war sie nach Afrika geflogen, ein paar Wildgänsen hinterher. Gänse zogen fort, um zu überleben. Das war verständlich. Aber er konnte nicht begreifen, warum seine Mutter fortzog. In Gebiete, in denen es nichts zu essen und zu trinken gab. Seine Mutter unternahm eine Art umgekehrten Vogelzug, gegen den Strom. Vögel würden sie für verrückt erklären.
    Er lief in die Küche hinunter. Am Tisch saß Onkel Fred und schälte Äpfel. »He, Gieles«, sagte er fröhlich. Er war immer gut
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