Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Comin 2 get u

Comin 2 get u

Titel: Comin 2 get u
Autoren: Simon Packham
Vom Netzwerk:
Donnerstag
(Woche eins)
    21.05   Uhr
    Ich war gerade mal zwei Stunden in Welt 67 unterwegs, als mir klar wurde, dass sie mich töten würden. Vor meinem inneren Auge zog mein ganzes Leben an mir vorbei und ich verfluchte mich selbst dafür, dass ich mich in so ein Drecksloch hatte locken lassen.
    Lasst uns zurückgehen
, bat ich, aber ihr Schweigen konnte nur bedeuten, dass Duke77 (also ich, Sam Tennant) bald Geschichte sein würde.
    Nicht, dass jemand denkt, ich wäre ein blutiger Anfänger. Seit Wochen hatte ich daran gearbeitet, höhere Levels zu erreichen. Eigentlich hätte ich das Betrügerpaar schon längst bemerken müssen. Warum war ich zwei völlig Fremden in die Wildnis gefolgt? Ich wollte die beiden gerade um Gnade anflehen, als die Unterhaltung plötzlich ziemlich mies wurde:
     
    Ollyg78: U r so dead
    Der Imperator: kill ihn nicht lass ihn mir
    Ollyg78: kk
     
    Ich schwitzte Blut und Wasser, als wir feurig-gelbe Seen aus flüssiger Lava passierten und dann den Weg durch einen Wald aus sterbenden Bäumen einschlugen   – die Äste knorrig und gebogen wie Großvaters arthritische Finger.
     
    Duke77: bitte   … ich gebe euch mein amulett   … voll aufgeladen
    Der Imperator: lol chickenboy
    Ollyg78: anfängerbirne
    Duke77: was soll das
    Ollyg78: das ist eine falle
    Der Imperator: weil wir dich hassen
     
    Innerhalb einer Nanosekunde war alles vorbei. Ich war noch nie zuvor gestorben, aber genau wie Alex gesagt hatte, wirkte das Ganze von den Grafiken her ziemlich primitiv. Der Imperator schlitzte mich mit seinem Drachensäbel auf und es spritzte ein bisschen Blut, bevor ich auf die Knie sank und verreckte.
    Doch was mich wirklich umhaute, war das, was als Nächstes kam:
     
    Ollyg78: cu l8r sam
    Der Imperator: sehen uns morgen in sozi
     
    Sie wussten, wer ich war.
    Aber das war unmöglich. Wenn sie in meiner Klasse waren, hätte ich ihre Profile wiedererkannt.
     
    Der Imperator: wir beobachten dich
    Ollyg78: wir wissen wo du wohnst
    Der Imperator: were comin 2 getu
    Duke77: wer seid ihr was wollt ihr
     
    Es können keine Nachrichten gesendet werden. Der Spieler ist ausgeloggt.
     
    Und als ich das Spiel neu startete, hatte ich alles verloren   – all die coolen Dinge, für die ich so hart gearbeitet hatte: volle Drachenkraft, mein Amulett, eine Million Hummer, hundert geschliffene Diamanten, fünftausend Krieger, zehntausend Bündel Flachs und, was am allerschlimmsten war, meine kristallene Kobold-Rüstung. Ich fühlte mich, als hätte jemand einfach mein Leben genommen und es die Toilette hinuntergespült.
    »Samuel! Zeit, den Computer auszumachen.«
    Wenn ich für jedes Mal, das Mum unten an der Treppe stand und diesen Satz rief, Geld bekommen hätte, wären keine kostbaren Computerspielstunden für einen stinkenden Hühnerstall draufgegangen, den ich ausmisten musste, um ihr meinen iPod nano zurückzuzahlen.
    »Ja, alles klar, hab mich sowieso gerade ausgeloggt.«
    »Dann beeil dich. Kein Wunder, dass du nie Zeit hast, Klarinette zu üben.«
    Wenn man Mum reden hört, verbringe ich die eine Hälfte meines Lebens im Internet und die andere Hälfte damit, »meine Serienkiller-Fähigkeiten« an der Xbox auszubauen. Hat irgendjemand ein Problem damit?
    »Los, Sam. Du solltest schon vor zwanzig Minuten im Bett sein.«
    Seit Dad vor ein paar Wochen in die Staaten geflogen war, um »seinen Traum zu leben«, war sie viel strenger geworden. Eigentlich ging es immer ziemlich entspannt bei uns zu Hause zu, aber jetzt kam ich mir schon fast vor wie beim Militär. Wenn ich zwei Sekunden zu spät zum Abendessen kam oder irgend so was, flippte Mum total aus.
    »Kann ich noch   –«
    »Nein, kannst du nicht. Ich habe dich kaum gesehen, seit du nach Hause gekommen bist. Du hast mir noch gar nicht erzählt, wie es in der Schule war.«
    Sie war dieser verrückten Auffassung, dass Eltern alles über das Leben ihrer Kinder wissen sollten. Nur weil sie Kinderpsychiaterin war, glaubte sie, Expertin in Sachen Kinder zu sein. Immer wieder fing sie damit an, dass ich versuchen müsse, mich mehr für andere Leute zu interessieren. Also ging ich nach unten, um an meinen sozialen Fähigkeiten zu arbeiten. »Hi Mum, wie war dein Tag?«
    »Ach, das Übliche: einmal Verdacht auf Asperger und ein paarmal ADHS.« Jetzt, wo ich bei ihr unten war, schien sie sich mehr fürs Fernsehen zu interessieren. »Aber was ist mit dir, Sam? Du siehst ein bisschen niedergeschlagen aus. Alles in Ordnung?«
    »Mir ist gerade etwas total
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher