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0412 - Wo Canaro wütet

0412 - Wo Canaro wütet

Titel: 0412 - Wo Canaro wütet
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Minuten vorher…
    Langdon Gray hatte es endlich geschafft. Er hatte Canaro aufgespürt. Canaros Tarnung war sehr gut gewesen. Aber jetzt wußte Gray, daß er an der richtigen Adresse war.
    Der Rapidlift trug ihn in den dreizehnten Stock hinauf.
    War die 13 ein Omen? Gray glaubte nicht daran. Es mußte ein Zufall sein. Oder ein Versuch der Ablenkung. Wer glaubte schon, daß ein Hexer oder Dämon oder Teufel ausgerechnet im 13. Stockwerk wohnte? Wer glaubte überhaupt an Hexer, Dämonen und Teufel?
    Im Lift prüfte Gray die Smith & Wesson durch. Pyrophorit-Geschosse steckten im Magazin. Die wirkten hundertprozentig. An solchen Firlefanz wie geweihte Silberkugeln und Eichenpflock-Katapulte oder Ähnliches glaubte Gray nicht. Da gab es zu viele widersprüchliche Meinungen. Eichenpflöcke gegen Vampire, Silberkugeln gegen Werwölfe… wer konnte sich schon Silber leisten, um es aus Pistolen zu verschießen? Und jeder Geistliche würde doch sehr befremdet dreinschauen, wenn man die Bitte an ihn herantrug, Pistolenkugeln zu weihen… Abgesehen davon glaubte Gray nicht so recht an die Wirksamkeit. Auch wenn andere damit anscheinend Erfolge erzielten, wie jener Professor Zamorra, der einmal an der Harvard-University in Boston Vorlesungen gehalten hatte. Die hatte damals keiner so richtig ernst genommen.
    Er, Gray, schon.
    Und jetzt stand er im Korridor vor dem Appartement, in dem Canaro sich verborgen hielt. Natürlich nannte er sich nicht Canaro. Er wäre dumm gewesen, hätte er es getan. Langdon Gray hatte Monate gebraucht, um herauszufinden, daß Canaro sich in New York Pat Magone nannte und ausgerechnet hier wohnte. Danach hatte er nur noch abwarten müssen.
    Canaro wohnte hier und da und dort in der Welt, und er hieß überall anders. Aber irgendwann tauchte er an jedem seiner vielen Wohnsitze auf. Sei es eine riesige Hazienda in Argentinien, eine Luxusvilla an der Côte d’Azur, eine Datscha in der Ukraine oder ein Hochhausapartment in New York.
    Langdon Gray atmete tief durch. Er stand vor der richtigen Tür. Er entsicherte die Smith & Wesson. Die erste Patrone saß im Lauf.
    Gray konzentrierte sich. Dann schmetterte der Fuß in Schloßhöhe gegen die Tür. Die flog krachend nach innen auf. Das blieb natürlich nicht unbemerkt. Die Waffe mit beiden Händen gepackt und schußbereit, stürmte Gray in den kleinen Flur. Rechts eine Tür, links eine, geradeaus eine.
    Dahinter Geräusche.
    Gray trat auch diese Tür auf. Dahinter befand sich ein kleines Wohnzimmer. Und ein Mann in schwarzem Hemd und schwarzer Hose stand am Fenster, riß es auf.
    Gray senkte die erhobene Waffe und ging ins Zimmer. Er hatte Canaro erkannt. Aber der verfluchte dämonische Hexer war nicht allein. Da war ein Mädchen mit ihm im Zimmer, das aufsprang, sich zwischen den Hexer und Gray warf und schrie.
    Gray konnte nicht schießen, ohne das Mädchen zu gefährden.
    Canaro warf sich gegen das Fenster und schwang sich nach draußen. Sekundenlang stockte Gray der Atem. Beging Canaro Selbstmord? Vierzig Meter tief unter ihm lag die Straße. Wer da hinab stürzte, hatte keine Sorgen mehr.
    Da flog das Mädchen auf Gray zu.
    Sie konnte unmöglich von sich aus einen solchen Sprung gemacht haben, eine fast gestreckte Gerade aus dem Stand. Das mußte Canaros Werk sein. Mit seinen übersinnlichen Kräften mußte er die Schwarzhaarige auf Gray zugeschleudert haben. Das Mädchen prallte gegen Gray, brachte ihn zu Fall. Die Pistole wurde ihm aus der Hand geschlagen. Er rollte sich zur Seite, schüttelte die Schwarzhaarige ab und griff wieder nach der Waffe.
    Das Mädchen schrie immer noch. Der schlanke Körper zuckte wild hin und her. Schlagend und tretend versuchte das Mädchen, Gray zu treffen, und ihm war es so, als habe die Schwarzhaarige nicht einmal die Absicht, das zu tun. Sie wurde von einer unfaßbaren Kraft dazu gezwungen…
    Langdon Gray faßte die Pistole und kam auf die Knie. Ein fürchterlicher Schlag des Mädchens erwischte ihn eher zufällig und schleuderte ihn wieder der Länge nach auf den Teppich. Er stöhnte auf. Das Mädchen kam auf die Beine. Die Arme rotierten wie Windmühlenflügel. Gray drehte sich, kreiselte auf dem Boden herum und brachte das Girl mit einer Beinschere zu Fall. Dann war er mit einem weiten Hechtsprung am Fenster.
    Er sah, wie der Hexer durch die Luft ging!
    Ihm stockte der Atem.
    Canaro war nicht abgestürzt. Canaro ging durch die Luft, als wäre dort ein Seil gespannt oder als bewege er sich über eine Brücke.
    Aber
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