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Küss mich, Werwolf - Warren, C: Küss mich, Werwolf - Wolf at the Door (Others 01)

Titel: Küss mich, Werwolf - Warren, C: Küss mich, Werwolf - Wolf at the Door (Others 01)
Autoren: Christine Warren
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1
    Honeysuckle.
    Der Vollidiot von einem bescheuerten Anwalt in seinem grauen Anzug hörte nicht auf, sich über irgendeinen absoluten Bockmist auszulassen – irgendwas darüber, wie man sich einen möglichst effektiven Altersvorsorgeplan zusammenbastelte oder so ein Quark – aber Sullivan Quinn hatte sich längst ausgeklinkt. Seine Muskeln spannten sich, und sein Nackenfell sträubte sich vor Erregung, während seine Nasenflügel beim Einsaugen jenes quälend verlockenden Aromas schnaubend vibrierten. Irgendwo in diesem noblen, plüschigen Club, irgendwo in diesen Räumen voller Wolfsmenschen und Vampiren, voller Hexen und Zauberkundiger, witterte er inmitten der schneidendsten Januarkälte den süßen Duft von Honeysuckleblüten, Lonicera caprifolium , im Volksmund auch »Jelängerjelieber« oder – ganz profan – Geißblatt genannt.
    Und das brachte jeden Werwolf, und ganz besonders ihn , glatt um den Verstand.
    »… aber alles ging den Bach runter, als die Dotcom-Blase platzte«, fuhr der kahlköpfige, kleinwüchsige Langweiler unbeirrt fort.
    »Hat mich ganz schön umgehauen. Habe drei Tage lang keinen einzigen Biss tun können.«
    Quinn gab ein auch nicht nur andeutungsweise mitfühlendes Geräusch von sich und holte tief Luft.
    Irgendwo dahinten links.
    Jäh fuhr sein Kopf herum; am Funkeln seiner hellbraunen Augen hätte man zweifellos die Glut erkennen können, die in ihm schwelte. Er nahm seine nähere Umgebung gründlich in Augenschein und bemühte sich, ein Knurren zu unterdrücken, als er die Quelle des Duftes, der ihn wie betörender Sirenengesang verlockte, nicht sogleich ausfindig machen konnte. Denn dieser Duft kündete von Weiblichkeit, Fruchtbarkeit und Fickbarkeit – seinen drei Lieblingswörtern auf -keit .
    Vielleicht hatte er es doch zu lange ohne eine Gespielin ausgehalten. Oder hatte am Ende sogar seine Familie recht, und seine Hormone gaben ihm zu verstehen, dass er zu alt war, um noch ungepaart durchs Leben zu laufen? Andererseits konnte es ebenso gut auch bloß der verderbliche Einfluss von New York City sein, der ihn aus der Bahn geworfen hatte. Wie auch immer – eines wusste er ganz genau: Er musste um jeden Preis den Ursprung dieses Honeysuckle-Dufts ergründen.
    Was hätte er in diesem Moment nicht alles darum gegeben, wieder bei seinem Rudel zu sein, wo er sich diese farbenprächtigen, unwiderstehlich duftenden Pflanzen quasi als Achtungsbezeugung darreichen lassen konnte.
    Nun ja, das war vielleicht ein wenig zu hoch gegriffen. Quinn war zwar nicht Anführer seines Rudels und verfügte deshalb nicht über die absolute Autorität des Alphatiers, dafür aber über ein Maß an Freizügigkeit und ein Ansehen wie nur wenige unter seinesgleichen. Während die weiblichen Rudelmitglieder sich dem Alphatier aufgrund seiner Macht unterwarfen, blickten sie zu ihm wegen seiner vielfältigen Verantwortung auf, denn er verkörperte nicht bloß den Botschafter und Verhandlungsführer des Rudels, sondern fungierte daneben auch als Bewahrer von dessen Traditionen, Legenden und Histörchen. Er stellte sozusagen das lebende Bindeglied des Rudels zu seiner Vergangenheit dar und war gleichzeitig der Garant für eine verheißungsvolle Zukunft. Man hätte ihm vielleicht nicht gerade den Honeysuckle als Ehrung überreicht, aber es ihm zumindest ermöglicht, die Unterhaltung, in die er gerade verstrickt war, zu beenden, ohne einen ausgesprochen unhöflichen Eindruck zu hinterlassen.
    »Na, ich habe mich davon natürlich nicht unterkriegen lassen, sondern drei Halbe direkt aus dem Plasmabeutel weggezischt. Danach konnte ich mich wieder unter die Leute wagen«, verkündete der uncharismatische Wunderknabe gerade und würzte seinen Vortrag mit ein paar selbstgefälligen Glucksern.
    »Da kann selbst ein alter Blutsauger wie ich sich noch einen Trick oder zwei abgucken. Mich lässt man nicht mehr so schnell wieder verhungern!«
    Quinn ignorierte die aufgesetzte Jovialität des Mannes – nicht zuletzt, weil dieser Mann wie Oliver Hardy aussah, und das bei einem Vampir, was ihm, ehrlich gesagt, langsam unheimlich wurde – und setzte seine Suche mit den Augen fort. Er musste unbedingt in Erfahrung bringen, wo dieser Duft herkam. Binnen der letzten vierzig Sekunden war dies das allerwichtigste Ziel in seinem Universum geworden. Es spielte für ihn keine Rolle mehr, dass er vor kaum zwei Tagen von Irland eingeflogen war, um sein Land bei einer wichtigen internationalen Konferenz der Anderen zu
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