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Küss mich, Werwolf - Warren, C: Küss mich, Werwolf - Wolf at the Door (Others 01)

Titel: Küss mich, Werwolf - Warren, C: Küss mich, Werwolf - Wolf at the Door (Others 01)
Autoren: Christine Warren
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vertreten und seine eigene Ehre und die seines Rudels nun von seinem diplomatischen Geschick abhingen. Scheiß drauf. Er musste die Spur dieses Duftes aufnehmen.
    »… jedoch ist mein Altersvorsorgefonds von einer greisen Kubanerin, die mich auf dem Markt angerempelt hat, mit einem Fluch belegt worden. Hat mich ein Vermögen gekostet, mir eine Hexe zu besorgen, die den Bann wieder aufhebt, aber seitdem scheint alles ins Rollen zu kommen. Ich konnte mich in letzter Zeit nicht beklagen.«
    Mit Hilfe des kleinen Rests seines Gehirns, der noch nicht dazu abkommandiert worden war, die Witterung aufzunehmen, reagierte Quinn darauf mit einem vielsagenden Grunzen, doch dann inhalierte er eine weitere Prise des honigsüßen Blütendufts, und nun kannte auch diese letzte Bastion seines klaren Verstandes nur noch ein einziges Ziel.
    Der Großmeister der Langeweile machte eine Pause, um Luft zu holen, und drehte sein Glas mit verwässertem Bourbon in der Hand.
    »Nun habe ich aber genug von mir erzählt –«
    »Eben«, pflichtete Quinn ihm bei.
    Zum Teufel mit den guten Manieren. Es gab wichtigere Dinge, auf die er sich konzentrieren musste – etwa, dem Zwang nachzugeben, seiner Nase zu folgen und Sir Dummschwätzer sich selber und seinem Whiskeyglas zu überlassen, dem er dann seine Vorträge halten konnte.
    Er bahnte sich seinen Weg durch die Menge, die sich eingefunden hatte, um ihn und seine europäischen Kollegen in Amerika willkommen zu heißen, und ignorierte dabei alle und alles um sich herum. Zum ersten Mal in seinem Leben kümmerte er sich nicht mehr um sein Ansehen in diplomatischen Kreisen, scherte sich nicht länger um die ehrwürdige Tradition in seiner Familie, seit Generationen die Botschafter der Anderen zu stellen, und auch nicht um seine Reputation als derjenige, der seinem Volk den Weg in die Zukunft ebnete und gleichzeitig die Kunde von dessen uralter Tradition lebendig erhielt.
    Aber wie gesagt – scheiß drauf . Er ließ die Männer, die ihn kannten, und die Frauen, die gerne seine Bekanntschaft gemacht hätten, und all die bedeutenden Persönlichkeiten, die zu treffen er den ganzen Weg hierher gereist war, links liegen und richtete seine gesamte Aufmerksamkeit stur geradeaus, um den verlockenden Hauch des Duftes nicht zu verlieren und ihm zuzustreben wie ein Verlorener einer Fata Morgana in der Wüste. Er kannte nur noch diesen einen Gedanken. Und ihm lief das Wasser im Munde zusammen.
    Er vergaß vollkommen, dass er als Würdenträger hier war, als Gast, vergaß sogar seine irische Herkunft. Himmel, was war bloß in ihn gefahren? Er wusste, dass es doch gerade seine Unerschütterlichkeit angesichts der verstörendsten Umstände war, die ihn seine Aufgabe besser als jeder andere erfüllen ließ. Ohne diese Unerschütterlichkeit wäre nie ein so überzeugender Verhandlungsführer aus ihm geworden. Und doch passierte es soeben gerade. Seine Kaltblütigkeit schmolz dahin.
    Er konnte es immer noch nicht recht begreifen, während der über allem schwebende Duft ihn wie an einem durch seine Nase gezogenen Ring durch die Menge steuerte, die die Räume füllte. Man hatte kaum Platz zum Treten; die Leute kamen aus angrenzenden Zimmern und zogen sich wieder in sie zurück, es wurde gelacht, geschwatzt und dieses alles mit einer gewissen Seelenruhe, die ein Uneingeweihter geradezu frappant gefunden haben würde, denn in einem Saal voller Raubtiere musste es normalerweise doch irgendwo auch ein Beutetier geben.
    Früher mochte das auch so gewesen sein, und mehr als einmal hatte Quinn sich danach gesehnt, zu den alten Gewohnheiten zurückkehren zu können – meistens, nachdem er wieder einmal einen nervtötenden, völlig an den Haaren herbeigezogenen Disput zwischen rivalisierenden Rudeln hatte schlichten müssen. Doch ebenso, wie sich die Menschen von den Wikingern zu Kreuzfahrern und von den Kreuzrittern zu fanatischen Raketenabwehrspezialisten entwickelt haben, hatten auch die Anderen dieser Welt eine Evolution durchgemacht. So hatten sie bereits vor mehreren Jahrhunderten erkannt, dass sie durch Zwistigkeiten untereinander lediglich den Menschen einen Vorteil bei deren Kampf gegen sie verschafften. Gründlicher als durch das Bestimmen eines gemeinsamen Feindes, sagten sie sich, könne man einen Waffenstillstand eigentlich gar nicht besiegeln.
    Im Augenblick hatte Quinn jedoch weder für Friedenspolitik noch für Feindbilder noch für gemeinsame Ziele etwas übrig, was nicht gerade dem Ratschlag entsprach,
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