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Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Titel: Der Golfklub Mörder Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Mannes, der als Golfklubmörder in die Kriminalgeschichte eingehen sollte.
    Er stand im dunklen Flur eines Hauses, in dem es nach Spülwasser und Sauerkraut roch, und rauchte eine Zigarette. Sein Blick wich keine Sekunde von dem großen, mit Stahlnägeln beschlagenen Zuchthaustor. Feuchtgraue Regenschwaden legten sich wie barmherzige Schleier um das klobige Gemäuer der alten Strafanstalt. Er wußte nicht, wie lange er schon wartete. Er wußte nur, daß er keine Lust hatte, aufzugeben. In dem großen Tor auf der anderen Straßenseite öffnete sich eine kleine Pforte. Ein blondes Mädchen in olivgrünem Regenmantel kam heraus. Es blickte scheu die Straße hinauf und hinab, zog eine Regenkapuze über den Kopf und überquerte dann die Fahrbahn.
    Er warf die Zigarette zu Boden und trat hervor. Sie zuckte zusammen, als er vor ihr stand.
    „Du . . . Sie?" stammelte sie.
    Er lächelte.
    „Ich bin froh, daß du wieder gesund bist", sagte er. „Hast du deinen Stiefvater besucht?"
    Ihre großen schönen Augen zeigten keinen klar definierbaren Ausdruck.
    „Ich bin dir nicht böse, daß du mich belogen hast", sagte er und betrachtete ihre klaren, reinen Züge, die durch die winzige Operationsnarbe in Höhe des linken Backenknochens kaum entstellt wurden. „Dir blieb keine andere Wahl. Du wußtest nicht, ob du mir vertrauen durftest. Ich nehme es dir auch nicht übel, daß du zu deinem Stiefvater hältst. Man muß dem Gestrauchelten eine Chance geben, wieder auf die Beine zu kommen."
    „Ich habe dich nicht belogen", erwiderte sie ruhig. „Nicht in allen Punkten. Mein Stiefvater ist so schlimm, wie ich ihn schilderte. Aber Mama liebt ihn. Sie ist krank und bettlägerig geworden, weil er nicht mehr bei ihr ist. Zwei Jahre muß sie noch warten. Das ist eine lange Zeit. Ich bin das einzige Bindeglied zwischen ihnen. Darum war ich bei ihm. Es gibt noch einen Punkt, in dem ich aufrichtig war. Ich habe dich geliebt, James . . ."
    Er war sehr ernst, als er fragte: „Und das ist jetzt vorbei?"
    Sie schwieg. In ihren Augen standen plötzlich Tränen. Oder war es nur der Regen, der ihr Gesicht benetzte?
    „Ich weiß es nicht", sagte sie tonlos. „Ich weiß nur, daß ich sehr allein bin."
    Sie lief weiter. Er blieb neben ihr. „Du sollst nie mehr allein sein", sagte er mit weicher Stimme. „Du sollst nie wieder allein sein!"
    Behutsam schob er seinen Arm unter den ihren. Er spürte, wie sie zitterte. Sie liefen die graue, triste Straße hinab. Ein paar Lieferwagen ratterten vorüber. Plötzlich spürte er, wie sie den Druck seines Armes erwiderte. Er schloß einen Moment die Augen und legte den Kopf zurück, um sein Gesicht dem Regen auszusetzen . . . dem frischen, köstlichen Regen, der ihm auf einmal so wunderbar dünkte wie das ganze, großartige Leben.
     
    E  N  D  E
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