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Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Titel: Der Golfklub Mörder Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Teil rühre jedenfalls kräftig die Propagandatrommel. Vor allem ist es wichtig, die Jugend zu aktivieren. Sie ist zum Glück nicht furchtsam und verzichtet darauf, vergangenen Tragödien nachzutrauern. Wenn wir die Jungen und Mädchen auf unserer Seite haben, wird rasch eine gute Stimmung aufkommen. Dann haben wir gesiegt. Wir müssen nur erreichen, den verdammten Bann zu brechen, der von diesem Fleck da ausgeht."
    „Existierte eigentlich ein plausibles Motiv, das den Mord an Sir Ginbourgh rechtfertigte?“„dem Mord keine Raubabsichten zugrunde lagen."
    „Sondern?"
    Der Doktor hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. „Das wurde nie geklärt. Die Polizei verfolgte eine Reihe von Spuren, aber alle verliefen sich im Sande. Es gibt da eine gewisse Theorie, der auch ich zuneige..."„Haben Sie die Geschichte nicht in der Zeitung gelesen?"
    „Nur flüchtig."
    „Sir Ginbourgh war eingefleischter Junggeselle. Während des Krieges arbeitete er an einem Ortungsgerät für die U-Boot-Waffe. Wegen seiner wissenschaftlichen Verdienste wurde er geadelt. Er war nie ein reicher Mann, aber dank seiner Erfolge gelang es ihm nach dem Krieg, eine einflußreiche und gut bezahlte Position im Marineministerium zu erhalten. Trotzdem steht fest, daß ...“
    „Nämlich?"
    „Das Gift war gar nicht für Ginbourgh bestimmt. Er hatte nur das Pech, aus dem falschen Glas zu trinken."
    „Gift?" fragte James Lee überrascht. „Wie erklärt sich dann der Blutfleck?"
    „Es traf ihn wie ein Blitz, ohne jede Vorbereitung. Es riß ihm einfach die Beine unterm Körper weg. Im Fallen schlug er mit dem Kopf gegen die spitze Kante der Tischplatte. Dabei verletzte er sich die Nase. Es gab eine starke Blutung."
    „Wem, meinen Sie, war das Glas zugedacht?"
    „Mir", erwiderte der Doktor gelassen.
    James schaute dem Arzt in die Augen. „Was Sie nicht sagen!"
    Der Doktor lächelte. „Sie glauben mir nicht? Das kann ich gut verstehen. Seit dem Mord sind rund zwölf Monate verstrichen. Man sollte meinen, der Mörder hatte inzwischen mehr als genug Gelegenheit, seine ursprüngliche Absicht in die Tat umzusetzen. Nun . . . ich vermute, er erlitt durch den Mißgriff einen schweren Schock. Selbst wenn man dem Unbekannten einen völligen Mangel an Feingefühl unterstellen will, muß es doch ein entsetzlicher Schlag für ihn gewesen sein, den falschen getötet zu haben. Da bleibt etwas hängen, mein Freund. Das ist sicher!"
    „Was sagt die Polizei zu der Theorie?"
    „Die Polizei? Die hat mich erst darauf gebracht. Sie ermittelte, wer am Bartisch saß und wie die Gläser standen. Daraufhin kam der Kommissar zu dem Schluß, daß das Gift wahrscheinlich für mich bestimmt gewesen war . . . und daß Sir Ginbourgh das Glas verwechselte. Er trank nämlich an jenem Abend nur Gin mit Lemon, während ich mich an meinen bewährten Whisky hielt. Das Gift war in einem Whiskyglas enthalten. Am Tisch herrschte zu jener späten Stunde ein tolles Durcheinander; wir waren alle ein bißchen angeheitert, und als das Furchtbare passiert war, hatten wir Mühe, das Geschehen zu rekonstruieren."
    „Hatten Sie Feinde, Doktor?"
    Der Arzt lachte. Er war ein breitschultriger Mann mit rundem Gesicht und blühender Hautfarbe. Am auffälligsten an ihm waren die weißen, buschigen Augenbrauen, die einen seltsamen Kontrast zu der glatten, rosigen Haut bildeten. Das dunkle Haar war glatt zurückgekämmt und roch nach Juchtenpomade. Er trug einen hellen, modernen Anzug.
    „Feinde? Tja, das ist eine Frage, die sich schwer beantworten läßt. Haben Sie denn Feinde, mein Lieber? Ich wette, Sie werden die Frage verneinen. Wir glauben immer, durch unser Benehmen den Respekt, die Achtung und die Freundschaft unserer Mitbürger zu gewinnen. Und dann — bums — erfährt man durch einen Zufall, durch ein Wort oder eine Geste, daß man gar nicht wirklich beliebt ist, daß einen die anderen für einen aufgeblasenen Angeber, für einen Scharlatan und Gecken halten. Eine unangenehme Sache, aber nicht zu ändern."
    „Übertreiben Sie da nicht ein bißchen, Doktor?"
    „Ich spreche ganz allgemein, mein Freund. Ich beziehe mich mit diesen Worten auf eine gültige menschliche Situation. Wir alle haben Feinde . . . Sie und ich auch. Auch Neider, natürlich. Meistens handelt es sich jedoch um Antipathien, die verstandesgemäß nicht zu erfassen sind. Reine Gefühlssache. Man sieht ein Gesicht und weiß, daß man es nicht mag. Es ist einem zuwider. Warum sollte ich annehmen, daß es den anderen
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