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Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Titel: Der Golfklub Mörder Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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enttäuscht. Sie sah so schön und schutzbedürftig aus . . . und nun mußte er aus der Art ihrer Reaktion erkennen, daß sie tatsächlich nichts anderes war als eines jener typischen Soho-Bargirls, die eine sehr scharfe Zunge führen, wenn ihnen irgend etwas nicht in den Kram paßt. Er wandte sich ab, weil er plötzlich jedes Interesse an ihr verloren hatte. Er schaute durchs Fenster. Die Gestalt war nicht mehr zu sehen.
    „Ist Ihnen jemand begegnet, als Sie nach hier kamen?" fragte er, ohne sich umzuwenden.
    „Auf dem Grundstück des Klubs, meinen Sie?"
    „Ja."
    „Allerdings."
    Er drehte sich um und schaute sie fragend an.
    „Ein roter Hund", meinte sie.
    James hob die Augenbrauen, um zu sehen, ob • sie ihn verspotten wollte. Sie hat schöne Augen, dachte er flüchtig; das Gesicht ist klassisch schön. Aber sie ist nur ein Barmädchen . . . ein trinkfestes Geschöpf mit Hornhaut auf der Seele und Sandpapier auf der Zunge.
    „Ein roter Hund?" fragte er verwundert.
    „Ja, das Tier fiel mir auf ... es war irgendein Bastard. Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein ähnliches rotes Fell gesehen zu haben. Kann es ein Fuchs gewesen sein?"
    „Das will ich nicht hoffen. Füchse wären so ungefähr das letzte, was wir auf dem Golfplatz brauchen können."
    Das Mädchen blickte durch das Fenster nach draußen.
    „Es ist kühl hier", sagte sie und zog fröstelnd die schmalen Schultern in die Höhe.
    „Wenn es am Sonnabend ähnlich kalt sein sollte, werden wir heizen", versprach er.
    „Schönes Sommerfest!" maulte sie und schaute sich um. Ihr Blick fiel auf die offenstehende Kellertür.
    Er beobachtete sie. Ihm schien, als zittere sie ein wenig.
    „Wohin führt diese Tür?" erkundigte sie sich.
    „In den Keller. Warum fragen Sie?"
    Sie schloß die Augen. Ihre blauschwarz schimmernden Wimpern waren lang und dicht. „Merkwürdig", flüsterte sie so leise, daß er Mühe hatte, die Worte zu verstehen, „sie sieht aus wie eine Tür zum Grab."
    Er hatte seine Verblüffung über den erstaunlichen Vergleich noch nicht überwunden, als plötzlich aus dem Keller ein Schuß ertönte. Es war ein kurzer, harter und trockener Knall, über dessen Ursache es nicht den geringsten Zweifel geben konnte.
    Mit wenigen Sätzen war James an der Kellertür. In diesem Augenblick ging das Licht aus. Vor ihm gähnte ein finsteres Loch. Es roch muffig und modrig, und er mußte an den Vergleich denken, den das Mädchen gezogen hatte. Tatsächlich, dachte er. So ähnlich muß der Zugang zu einer Gruft beschaffen sein.
    „Doktor!" rief er. „Doktor!"
    Keine Antwort erfolgte. Er spürte, daß das Mädchen hinter ihm stand.
    „Bleiben Sie", bat sie mit fliegender Stimme. „Gehen Sie nicht da hinunter! Sie können mich doch nicht allein lassen. Ich fürchte mich ..."
    Er achtete nicht auf den gehetzten, furchtsamen Klang ihrer Worte und tastete sich die Kellertreppe hinab. Schon nach den ersten Schritten ließ er sein Feuerzeug aufflammen, aber irgendein scharfer Luftzug erstickte das Flämmchen sofort wieder.
    „Doktor!" rief er. „Doktor!"
    „Kommen Sie zurück!" jammerte das Mädchen von oben. „Lassen Sie mich nicht allein."
    Er stand im Dunkel, allein mit dem Hämmern seines Herzens und der Erregung, die keine Furcht, sondern Spannung war. Er fragte sich, was zu tun war. Er kannte diesen Keller nicht, er besaß keine Waffe, und er hatte nicht die geringste Ahnung, was eigentlich geschehen war. Er vermochte nicht mal zu sagen, ob der Keller einen zweiten Ausgang hatte. Wieder spürte er den scharfen Luftzug. Irgendwo mußte also ein Fenster oder eine Tür offenstehen . . .
    Er tastete sich weiter, Stufe um Stufe, scheinbar in eine endlose Tiefe; dann erreichte er den eigentlichen Keller, festen Boden unter den Füßen. Er ging weiter, eine Hand an der feuchtkühlen, rauen Wandfläche, mit der Fußspitze in das Dunkel vorfühlend, jeden Moment gewärtig, auf einen weichen Körper zu stoßen. Der Schuß, dachte er.
    Er muß dem Doktor gegolten haben. Der Mörder wußte also, daß Brooks heute nach hier kommen und das Sommerfest vorbereiten würde. Er hatte im Keller darauf gewartet, daß Brooks die Flaschenbestände überprüft und geschossen, als der Feind auftauchte...
    Plötzlich erschienen ihm seine Tastversuche dumm und unnütz. Was wollte er hier unten? Wäre es nicht besser, sofort die Polizei und einen Arzt zu alarmieren? Während er in der Dunkelheit herumtappte, verstrichen kostbare Sekunden und Minuten, die dem Täter die
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