Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Titel: Der Golfklub Mörder Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
die Polizei an."
    „Die Polizei?" fragte der Doktor erschreckt.
    „Na ja . . . es handelt sich doch zumindest um einen Einbruch, nicht wahr?"
    „Ja, die hintere Kellertür war bestimmt verschlossen. Irgend jemand hat sie mit einem Nachschlüssel geöffnet . . .“
    „Na, bitte. Kommen Sie, wir schließen hier ab und fahren zum nächsten Polizeirevier."
    „Nein, mein Freund. Ich bin dafür, daß wir die Polizei nicht einschalten."
    „Aber warum?"
    „Wollen Sie, daß unser Sommerfest ins Wasser fällt? Wünschen Sie, daß die Mitgliederzahl noch weiter zurückgeht? Sobald die Mitglieder erfahren, was vorgefallen ist, wird sich rasch eine weitere Gruppe absetzen. Das käme der Bankrotterklärung unseres Klubs gleich. Wir müssen das verhindern."
    „Hören Sie, lieber Doktor, ich bringe diesem Standpunkt volles Verständnis entgegen . . . aber ich finde, wir dürfen die Möglichkeit nicht außer acht lassen, daß es schließlich auch der Mörder gewesen sein kann..."
    „Was sollte er hier? Unsinn, Lee. Ich gebe zu, daß ich anfangs auch glaubte, der Mörder sei zurückgekommen, aber nun bin ich fest überzeugt, daß es nur ein Landstreicher, ein kleiner Gauner war, der seine Getränkevorräte aufzubessern hoffte..."
    „Mir geht das Mädchen nicht aus dem Kopf, Doktor."
    „Welches Mädchen?"
    „Die Blondine, die von der Agentur kam. Sie hatte eine merkwürdige Art zu sprechen."
    „Stotterte sie?"
    James Lee grinste schwach. „Im Gegenteil. Sie formulierte die Sätze wie ein Mensch, der das Sprechen gelernt hat. Wie eine Schauspielerin, möchte ich sagen. Wohl akzentuiert und sicher . . . bis zu dem Moment, wo der Schuß fiel. Da wurde sie beinahe hysterisch. Sie wollte mich unbedingt daran hindern, in den Keller zu gehen..."
    „Das ist bloß natürlich", meinte Brooks. „Sie hatte Angst, allein zurück zu bleiben. Die jungen Damen von heute markieren ausgeglichene Selbstsicherheit, sie spielen sich auf, als wären sie kühl bis ans Herz hinan. Aber sobald ihnen eine Maus über den Weg läuft, reagieren sie nicht viel anders wie ihre Großmütter, dann bricht das Kartenhaus der mühsam hochgezüchteten Selbstbeherrschung im Nu zusammen."
    „Als sie die offene Tür sah, die in den Keller führt, überlief es sie wie ein Zittern. Sie meinte, die Tür sähe aus wie der Eingang zu einem Grab. Fast unmittelbar darauf fiel der Schuß. Komisch, was?"
    „Eigenartig", gab der Doktor zu. „Der Himmel mag wissen, was sie sich dabei gedacht hat."
    „Wobei?"
    „Na, bei der Bemerkung natürlich."
    „Noch eins", sagte James Lee. „Kurz nachdem Sie im Keller verschwunden waren, schaute ich in den Garten. Das war, bevor der Schuß fiel. Ich glaubte, hinter einem der großen Büsche die Umrisse einer menschlichen Gestalt zu erkennen. Noch ehe ich mich vergewissern konnte, klopfte es und das Mädchen trat ein."
    „Von welchem Busch sprechen Sie?"
    James Lee öffnete die Tür zum Aufenthaltsraum und knipste das Licht an. Gemeinsam mit Brooks ging er zum Fenster und wies hinaus. „Von dem da drüben. Es ist der gleiche, hinter dem Sie hervortraten und mich mit der Pistole bedrohten."
    Der Doktor winkte ab. „Ich sollte mir selbst eine Brille verschreiben. Meine Augen sind nicht mehr die besten, wie ich Ihnen ganz im Vertrauen mitteilen darf. Ich sah nur eine dunkle, hochgewachsene Gestalt vom Haus kommen und meinte, der Unbekannte habe endlich den Keller verlassen."
    „Im Keller war niemand. Ich habe alle Räume mit der Taschenlampe durchsucht", erklärte James.
    „Merkwürdig, wirklich merkwürdig", sagte der Doktor. „Er kann doch unmöglich so schnell entwischt sein. Er konnte sich doch nicht in Luft auflösen!“
    „Vielleicht war er noch im Keller, als Sie ins Freie liefen. Während Sie im Garten nach ihm suchten, befand ich mich auf dem Weg in den Keller. Ich betrat jedoch keinen der Räume, sondern ging zurück zum Parkplatz. In der Zwischenzeit kann er sich ungesehen entfernt haben."
    „Mir ist nicht besonders wohl in meiner Haut, Lee, Lassen Sie uns gehen, bevor es draußen stockdunkel wird." Er klopfte die Taschen ab und fügte hinzu: „Verdammt, jetzt habe ich den Schlüsselbund verloren."
    „Nein, er steckt an der Tür des Getränkekellers“, erinnerte sich James.
    „All right, ich hole ihn."
    „Ich komme mit", erbot sich Lee.
    „Ist mir recht.“
    Sie stiegen die erleuchtete Kellertreppe hinab. Der Doktor ging voran. In seiner gebückten Haltung offenbarte sich die Spannung, die ihn gefangen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher