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136 - Der Panther-Mann

136 - Der Panther-Mann

Titel: 136 - Der Panther-Mann
Autoren: A.F.Morland
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Blackwood war ein großer, kräftiger Mann, knapp fünfzig und schon ziemlich ergraut. Ein Mann, der mit beiden Beinen im Leben stand und immer für seine Familie da war.
    Er hatte einen Sohn, Murray, und eine Tochter, Colleen. Er liebte sie beide und hatte sie streng, aber gerecht erzogen. Es war für sie nicht leicht gewesen, die Entscheidung zu akzeptieren, die er vor sechs Jahren getroffen hatte.
    »Wir gehen nach Südafrika«, hatte er entschieden.
    Damals war Colleen fünfzehn und Murray sechzehn gewesen. Sie hatten nicht allein in England bleiben können, mußten die Freunde aufgeben, die Schule wechseln, ihr Leben von Grund auf ändern.
    Aber sie hatten sich nicht beklagt, denn sie hatten gewußt, daß Dad stets die richtige Entscheidung für die ganze Familie traf. Er dachte dabei niemals an sich allein.
    So kamen sie nach Südafrika und siedelten sich in der Provinz Transvaal an. Ein Landsmann, George Easton, war schon vor zehn Jahren ausgewandert, und James Blackwood hatte mit ihm einen regen Briefverkehr geführt.
    Als Easton erfuhr, daß eine Farm mit fruchtbarem Ackerland sehr preiswert zum Kauf angeboten wurde, ließ er es seinen Freund im fernen England wissen, denn aus Blackwoods Briefen war hervorgegangen, daß er ganz gern auch nach Südafrika gegangen wäre, und er hatte sein Geld stets zusammengehalten, so daß ein ansehnliches Sümmchen zusammengekommen war.
    Der Verkauf der Farm in England brachte schließlich sogar noch mehr ein, als Blackwood gehofft hatte. Easton hatte inzwischen eine Anzahlung geleistet, um Blackwood die Farm zu sichern, und die Blackwoods waren voller Hoffnung »ins gelobte Land« aufgebrochen.
    »Dort ist die Welt noch in Ordnung«, hatte James Black wood mit verklärtem Blick gesagt. »Es gibt keine Giftmüllskandale, die Flüsse sind nicht mit Industrieabwässern verseucht. Außerdem ist es nicht weit zum Krüger Nationalpark. Ihr werdet glauben, im Paradies gelandet zu sein.«
    Vor sechs Jahren hatte James Blackwood das gesagt. Er und seine Familie hatten von Anfang an keine Schwierigkeiten gehabt, sich einzuleben, denn George Easton war ein großartiger Freund, immer für sie da.
    Er räumte ihnen alle Steine aus dem Weg, und ihnen kam seine Erfahrung zugute. Was er sich mühsam hatte aneignen müssen, gab er an sie weiter, damit sie es von Beginn an leichter hatten, und sie bauten auf seinem Wissen auf.
    Seine Freunde wurden ihre Freunde, und sie fühlten sich schon nach kurzem nicht mehr als Ausländer. Sie gehörten hierher wie jene, die hier geboren waren, und sie wurden voll akzeptiert.
    Vor drei Jahren starb George Easton an einem Schlangenbiß.
    »In England wäre ihm das nicht passiert«, sagte Murray.
    »Da wäre er vielleicht unter ein Auto geraten«, erwiderte James Blackwood. »Unser aller Schicksal ist von Anfang an festgelegt. Wir können ihm nicht entgehen.«
    Blackwood warf einen Blick auf das entspannte Gesicht seiner Frau. Er liebte Dina noch genauso wie früher. Seit dreiundzwanzig Jahren waren sie zusammen. Gott, wo war die Zeit geblieben? Sie war verflogen, war angefüllt gewesen mit Arbeit und auch mit Entbehrungen.
    Heute waren die Kinder keine Kinder mehr, waren groß, erwachsen, und sie lebten in einer neuen Heimat, waren glücklicher und zufriedener als in England.
    Alles war hier etwas leichter, wurde ihnen einfacher gemacht. In sechs Jahren hatten sie hier mehr erreicht, als wenn sie in England doppelt so lange geschuftet hätten.
    Wieder kroch diese merkwürdige, unerklärliche Unruhe durch James Blackwood. Was war das für eine sonderbare Nacht? Sie war so eigenartig still, als hätte sich das Böse eingenistet.
    Blackwood konnte nicht länger im Bett bleiben. Er haßte es, stundenlang wach zu liegen und um einen Schlaf zu kämpfen, der nicht kommen wollte.
    Es kam selten vor, daß er nicht schlafen konnte, aber wenn es passierte, stand er immer auf. Er verließ auch diesmal das Bett, ganz leise, damit Dina nicht aufwachte.
    Sie würde sich gleich Sorgen machen. Sie war eine gute Frau, die beste, die er finden konnte. Auch als Mutter war sie unvergleichlich. Ihre Kinder waren für sie das Wertvollste auf Erden. Ihre Liebe verteilte sie mit beispielhafter Gerechtigkeit, damit sich weder Colleen noch Murray benachteiligt fühlen konnten.
    Das Bett ächzte leise, und James Blackwood hielt in der Bewegung inne. Dina seufzte und räkelte sich. Im Licht des Mondes sah sie wesentlich jünger aus, es verwischte die kleinen Fältchen, ließ die
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