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Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Titel: Der Golfklub Mörder Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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murmelte er entschuldigend. „Ich muß mir rasch eine Spritze geben."
    Er riß den Kastendeckel auf und hielt im nächsten Moment das Gewehr mit dem abgesägten Lauf in der Hand. May, der ihm die Waffe entreißen wollte, stolperte über den Kasten und kam zu Fall. Auch der Doktor wäre fast gestürzt, aber er vermochte sich durch einen Sprung auf den mit Platten belegten Gartenweg zu retten. Mit höhnischem Grinsen richtete er die Waffe auf Lee und die Beamten.
    „Nun, meine Herren? Ich könnte jetzt abdrücken. Aber ich will die Sonntagsruhe nicht durch einen so häßlichen Lärm entweihen . . . und schon gar nicht durch den Anblick Ihrer leblosen Körper."
    „Legen Sie das Gewehr aus den Händen!" forderte der Kommissar ruhig.
    James beobachtete, wie der Fahrer und der Beifahrer aus dem Wagen kletterten und ihre Pistolen zogen.
    Auch Morry hatte es gesehen. „Nicht schießen", befahl er ihnen.
    Sie gehorchten, behielten aber die Pistolen schußbereit in den Händen. Doktor Brooks wich langsam zurück, auf die Straße zu. Er bewegte sich so, daß auch die Beamten, die auf dem Bürgersteig standen, in den Schußkreis seines Gewehres kamen. Die Frau, die aus dem Fenster des gegenüberstehenden Hauses lehnte, preßte eine Hand vor den Mund, als wolle sie schreien und könne nicht. Ihre Augen quollen aus den Höhlungen. Die Kinder spielten noch immer auf der Straße. Sie bemerkten gar nicht, was im Garten des Doktors vor sich ging. Brooks hatte die Straße erreicht. Er überquerte sie rückwärts, das Gewehr schußbereit in der Armbeuge. Dann machte er plötzlich auf dem Absatz kehrt und stürmte schräg über die Straße davon. Die beiden Polizisten sowie Morry, May und Lee hasteten hinterher. Brooks, der einen Vorsprung von etwa dreißig Metern hatte, bog in eine Nebenstraße ein. Als die Beamten und Lee die Ecke erreicht hatten, war er wie vom Erdboden verschwunden.
    Es gab keinen Zweifel, daß er in irgendeines der dreistöckigen Mietshäuser geflüchtet war.
    Morry wandte sich an einen der Polizisten. „Sofort Einsatzbefehl an alle Streifenwagen geben", befahl er. „Der Häuserblock muß umstellt werden."
    Der Polizist salutierte und spurtete zurück zum Wagen.
    „May, Sie übernehmen die Häuser auf der linken Seite. Ich kümmere mich um die anderen. Sie, Mister Lee und Sie, Knight, bleiben hier auf der Straße."
    Es folgte eine hektische Viertelstunde, ein Auf und Ab über steile Treppen und dunkle Flure. Die Bewohner hatten rasch begriffen, worum es sich handelte. Obwohl sie wußten, daß der Gesuchte bewaffnet war, beteiligten sie sich furchtlos an der Jagd.
    „Hier ist er!" rief eine Stimme aus der Höhe. „Hinter dem Kamin!"
    Alle hoben die Köpfe. Ein junger Mann stand auf dem schmalen Dachfirst eines Hauses und wies mit der ausgestreckten Hand auf einen zementierten Kaminaufsatz.
    „Kommen Sie sofort herunter!" befahl der Kommissar wütend. Er wußte, wie leicht diese Amateurdetektive in ernste Schwierigkeiten zu geraten vermögen. Der junge Mann gehorchte unwillig. Eine weitere halbe Stunde verstrich, ohne daß sich Brooks zeigte. Der Block war inzwischen von einer Hundertschaft Polizisten umstellt worden. Die Konstabler hatten Mühe, die sensationslüsternen Zuschauer im Zaum zu halten. Dann, als die Neugierigen aus dem Gefahrenbereich abgedrängt worden waren, kletterten Morry, May und einige der Polizisten auf das Dach. Sie bemühten sich, in Deckung zu bleiben, jeder von ihnen war bewaffnet. Über einen Lautsprecher forderte der Kommissar den Doktor auf, sich zu ergeben.
    „Jeder Widerstand ist zwecklos", schloß er, „Kommen Sie sofort heraus!"
    Plötzlich ertönte das harte, unbarmherzige Krachen eines Schusses. May riß den Kopf herum und schaute den Kommissar an.
    „Das ist das Ende", meinte er. „Er hat sich selbst gerichtet."
    Er hatte kaum ausgesprochen, als Doktor Brooks hinter dem Kaminaufsatz hervor trat. Er war ganz grau im Gesicht und schleuderte das Gewehr weit von sich. Es schepperte über die Dachziegel und verfing sich in der Regenrinne. Brooks hob die Hände. Über seine Wangen liefen ein paar Tränen. Das Augenlid zuckte hektisch.
    „Ich wollte Schluß machen", sagte er mit erstickt klingender Stimme. „Aber ich habe es nicht geschafft. Ich habe es einfach nicht geschafft ..."
    Trösten Sie sich, wollte May erwidern. Der Henker wird Ihnen diese Arbeit abnehmen . . .
    Aber er schwieg. Mit unbeweglichem Gesicht legte er die Handschellen um die schmalen Gelenke des
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