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Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Titel: Der Golfklub Mörder Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Tisch hervor und setzte sich. Er hielt die Augen geschlossen und bewegte murmelnd die Lippen, ohne daß ein verständliches Wort hörbar wurde.
    „Ich nehme an, Sie kennen den Mörder?" fragte der Kommissar nach kurzer Pause.
    „Er war es nicht!" rief June Nell und stellte sich schützend neben March. „Das kann ich beschwören, Herr Inspektor! Er war die ganze Nacht in meiner Wohnung!"
    Markus hob die Lider. Seine dunklen, sonst so beweglichen Augen waren starr.
    „Ich weiß nicht, wer das getan hat", sagte er.
    „Sie lügen."
    „Vielleicht."
    „Warum stellen Sie sich vor den Täter?"
    March blickte dem Kommissar in die Augen. „Warum? Weil ich persönlich mit ihm abrechnen möchte."
    „Sie machen sich strafbar, Mr. March. Sie sind gesetzlich verpflichtet, uns den Namen des Täters zu nennen. Oder wollen Sie sich einer Anklage der Mitwisserschaft aussetzen?"
    March grinste schwach und unlustig. „Zum. Teufel mit dem Gesetz“, erwiderte er. „Kein Mensch kann mich zwingen, gegen meinen Willen etwas auszusagen."
    „Ich habe noch eine Neuigkeit für Sie", erklärte der Kommissar. „Halten Sie sich gut fest, mein Lieber."
    Marchs linkes Augenlid begann plötzlich nervös zu zucken. „Noch etwas?" fragte er beunruhigt.
    „Ja. Diese Neuigkeit wird auch Miß Nell interessieren", sagte der Kommissar und legte eine kleine Pause ein. Dann fuhr er mit leiser, genau akzentuierender Stimme fort: „Heute Nacht wurde Mr. Prentiss im ,Westside Golf Club' ermordet."
    Miß Nell schrie leise und entsetzt auf und preßte eine Hand vor den Mund. Markus March senkte den Kopf und starrte vor sich hin. Dann hob er mit einem Ruck das Kinn.
    „Vergiftet, vermute ich?"
    „Sie sind mit den Methoden des Täters erstaunlich gut vertraut."
    „Schon möglich."
    Der Kommissar blickte Miß Nell an. „Wann war Mr. Prentiss das letzte Mal bei Ihnen?"
    „Vor einer Woche."
    „War ihm bekannt, daß er Ihre Gunst mit anderen Männern teilen mußte?"
    „Was soll das heißen?" fragte Miß Nell empört. „Was wollen Sie mir unterstellen?"
    „Nun legen Sie mal nicht die prüde Platte auf", erwiderte der Kommissar mit plötzlicher Schärfe. „Sprechen Sie schon!"
    Miß Nell drehte die Augen zur Decke. „Lieber Himmel! Er war ein netter Kerl, und ich war lange Zeit in ihn verknallt . . . naja, er war so anders als die meisten Männer. Immer höflich, stets zuvorkommend. Er fluchte nie und brachte mir nette Geschenke mit. Und Blumen . . . korbweise! Als ich eines Tages entdecken mußte, daß er im Grunde genommen viel schlechter war als die anderen... da war es mit der Liebe aus. Ich war und blieb nett zu ihm, aber es gab keine innere Bindung mehr...“
    „Er war schlechter als die anderen?" fragte der Kommissar und schaute Miß Nell scharf an. „Worauf beziehen Sie das?"
    „Darüber möchte ich nicht sprechen", meinte June Nell und warf einen beunruhigten Blick auf Markus March.
    Der Barbesitzer hatte den Kopf in beide Hände gestützt. Schweigend grübelte er vor sich hin. Dann hob er das Kinn und ließ die Hände fallen.
    „Ich glaube, es hat keinen Sinn . . .", sagte er.
    Morry verstand sofort, was der Barbesitzer damit ausdrücken wollte.
    „Sprechen Sie", forderte er auf. „Ein umfassendes Geständnis wird Ihre Lage erleichtern."
    March blickte den Kommissar an. „Was denn . . . halten Sie mich für den Mörder?"
    „Ich halte Sie für einen Menschen, der gefehlt hat, und der bereit ist, sein Herz auszuschütten."
    March stand auf und ging mit schweren, wuchtigen Schritten zum Fenster. Die Nippesfiguren auf der Kommode klirrten leise. „Ich bin ein Esel", sagte March und starrte in den blauen Himmel. „Warum warte ich nicht, bis die Polizei eine Belohnung zur Ergreifung des Täters aussetzt? Ich könnte sie mir leicht verdienen."
    „Ich will Ihnen erklären, warum Sie nicht so lange warten", erwiderte der Kommissar. „Sie haben einfach Angst, der Mörder könnte bis dar hin ein weiteres Mal zugeschlagen haben. Sie wissen genau, daß Sie sein nächstes Opfer sein werden."
    March holte tief Luft und wandte sich um. „Ich fürchte, ich habe Scotland Yard immer unterschätzt", sagte er. „Sie sind nicht auf den Kopf gefallen.“ Dann schaute er May an, der noch immer am Türrahmen lehnte. „Kommen Sie rein, junger Mann. Haben Sie Papier und Kugelschreiber da? Markus March ist bereit, ein Geständnis abzulegen."
    May folgte der Aufforderung. Er setzte sich an den Tisch und holte sein Notizbuch, aus der Tasche.
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