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Gegen Vaters Willen

Gegen Vaters Willen

Titel: Gegen Vaters Willen
Autoren: J. Dankert
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D er tägliche Kampf des Ryan McCoy
    Der Himmel über den Bergen leuchtete in einem satten Rotton, als die Sonne hinter den Gipfeln aufging. Obwohl es erst morgens kurz nach Fünf war, lag schon eine drückende Hitze auf der Farm. Ein Falke kreiste über den Wäldern, stieß hinab und verschwand im Dickicht der nahe gelegenen Baumwipfel. Eine Schar Schwalben zog indes am Himmel vorbei und leise zirpten die Grillen im hohen Gras. Noch lag eine himmlische Ruhe über dem Städtchen Mountain Creek, im Westen Virginias. Es waren kaum Autos auf den Straßen, einzig der Milchmann fuhr von Haus zu Haus, ein Junge verteilte auf seinem Fahrrad Zeitungen, die er mit Schwung auf die Veranden der Häuser warf. Hin und wieder wurde ein Auto gestartet, wenn jemand zu seinem Arbeitsplatz fuhr, doch zum Leben würde die Stadt erst erwachen, wenn sich die gelben Schulbusse nach den Sommerferien wieder ihren Weg durch die Straßen bahnten.
    Abseits, am Rande von Mountain Creek, lag die Farm von Jonathan McCoy. Er besaß eine der größten Tierfarmen in West Virginia. Aberhunderte Rinder und Schafe, Schweine, Hühner, Gänse und Pferde lebten auf den riesigen Weiden, die er sein Eigen nannte.
    So still es auch in der Kleinstadt war, auf der Farm herrschte bereits reger Betrieb, als die drei von McCoy beschäftigten Viehhüter sich auf dem Hof einfanden und auf die Arbeit vorbereiteten, während sie einen Kaffee tranken. Lance Opath, Toby Lucas und Julius Drasher lachten, zündeten sich jeweils eine Zigarette an und warteten auf ihren strengen Boss, der gerade mit einem mürrischen Gesichtsausdruck aus dem Haus trat.
    Missmutig bellte Jonathan McCoy einen Morgengruß; dessen etwas untersetzte Statur mit einem wettergegerbten Gesicht und schütterem braunen Haar zeugte von den langen Jahren der Farmarbeit und brummend wurde sein Gruß erwidert.
    „Da heute das neue Schuljahr anfängt, haben wir eine Arbeitskraft weniger. Also, ihr kennt eure Aufgaben. Lance, Julius, der Zaun auf der Westweide muss repariert werden. Die Stromzufuhr ist unterbrochen und gestern mussten wir drei Kühe einfangen. Toby, die Boxen ausmisten und auf den Tierarzt warten, der gibt heute den Schweinen die Impfungen. An die Arbeit, Männer!” Durchdringend, mit zusammengekniffenen Augen musterte er seine Angestellten abwartend; wartend auf ein zustimmendes Nicken, welches er auch sofort bekam.
    McCoy band sich ein verschmutztes, blaugemustertes Tuch um den Hals und schwang sich hinter das Lenkrad seines dunkelblauen, alten, verrosteten Pickups.
    Julius und Lance taten es ihm gleich und fuhren mit ihrem Auto die staubigen Feldwege entlang, hinauf zur Westweide, wo die Rinder grasten, während Jonathan McCoy auf dem Weg zu seiner Schafherde links vor dem Wald abbog.
    Einzig Toby blieb zurück, der die Ställe öffnete, die teuren Zuchtpferde auf die Weide führte und damit begann, die Boxen auszumisten.
    Oben am Fenster des alten, aber riesigen Farmhauses stand ein Junge mit dunkelbraunem, kurzem Haar.
    Ryan McCoy Blick folgte den Staubwolken, die von den Reifen der davonfahrenden Autos aufgewirbelt worden waren. Bereits seit seinem dreizehnten Lebensjahr arbeitete der nun fast siebzehnjährige Ryan hart auf der Farm seines Vaters, wo er vorher nur hier und da mal ausgeholfen hatte. Nicht, weil er es gern wollte, sondern weil es die einzige logische Freizeitbeschäftigung war, die sich Jonathan McCoy für seinen Sohn vorstellen konnte.
    Wenn es nach seinem Vater ginge, hätte Ryan sein letztes High School Jahr nicht einmal angetreten. In diesem Sommer hatten sie mehr als eine hitzige Diskussion deswegen geführt, weil sein Vater der Meinung war, dass man nicht unbedingt einen Schulabschluss bräuchte, um auf einer Farm zu arbeiten; immerhin hatte er auch keinen. Das Argument, dass Ryan nicht vorhabe, Zeit seines Lebens mit Rindern und Schafen zu arbeiten, interessierte seinen Vater nicht. Er hatte das zu tun, was ihm gesagt wurde, alles andere zählte nicht. Einem Jonathan McCoy widersprach man einfach nicht!
    Was Ryan selbst wollte, war unwichtig. Wie oft er sich mit seinem Vater schon angelegt hatte, konnte er nicht mehr zählen und umso älter er wurde, desto lauter und zum Teil auch aggressiver wurden ihre Streitereien. Seinem Vater war es schlichtweg egal und auch Ryan hatte sich damit abgefunden, doch Eileen McCoy, seine Mutter, litt sehr darunter.
    Ryan versuchte jegliche Auseinandersetzungen mit seinem Vater auf ein Mindestmaß zu reduzieren, doch er ließ
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