Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimakte Proteus

Geheimakte Proteus

Titel: Geheimakte Proteus
Autoren: F. Paul Wilson , Matthew J. Costello
Vom Netzwerk:
 
Prolog
     
    Der dicke Mann atmete schwer. Er stand in der Tiefe der gewaltigen Schlucht zwischen zwei leeren schwarzen Gebäuden, deren Träger und Säulen wie die Skelette gigantischer vorgeschichtlicher Geschöpfe aussahen, die man mit Speeren zur Strecke gebracht und dann zum Verfaulen liegen gelassen hatte.
    Wenigstens verfaulen sie langsam, dachte er. Von den Gebäuden war genug übrig geblieben, um Tausende von Outsiders unterzubringen.
    Der Rand des Dschungels. Der Machtbereich des Glom endete bereits Meilen davor, aber diese Stadtwildnis war keine Freizone. Hier gab es nichts außer Meilen verlassener, ausgebrannter Gebäude. Konnte man sich einen gefährlicheren Ort vorstellen? Finster wie der interstellare Weltraum, in dem es nur gespenstisch schimmernde Lichter gab, die wie Schatten über die Gebäude huschten, Lichter von Outsiders, die ihn sehen konnten … ihn beobachten konnten …
    Sie würden wissen, dass er allein war. Sie würden annehmen, dass er aus dem warmen Herzen des Ramschs gekommen war, aus einem der Gloms. Er würde möglicherweise Waffen haben oder eine Spleißkarte oder einen Credit Chip – alles so gut wie Metall.
    Falsch, in allen Punkten, aber sie konnten Dinge mit ihm tun … Dinge, vor denen seine Phantasie zurückschauderte.
    Er blieb stehen und lauschte.
    Er hörte Schreie, die Stimme zuerst schwach, dann lauter werdend, erregter. Gut, sie waren also noch da, er hatte sie nicht verloren. Er leckte sich über die Lippen, ließ den Blick über die zerbröckelten Wände auf beiden Seiten wandern und setzte sich dann wieder in Bewegung.
    Der dicke Mann kam an eine Straßenkreuzung, der Randstein war dort zu einem gerundeten glatten Höcker abgewetzt. Andere skelettartige Gebäude reichten bis in weite Ferne.
    Und jetzt sah er sie. Fünf Gestalten, die eine sechste verfolgten. Er war ihnen von der westlichsten Stelle von Flagge Glom gefolgt, durch das Labyrinth der Outsider Camps, die die Grenze wie ein Gürtel umschlangen und sich daran festsaugten.
    Der dicke Mann war den fünf gefolgt, die ihrerseits den einsamen Mimik jagten.
    Jetzt schob er sich dichter an die Seite eines der Gebäude, aber nicht so dicht, dass sich da eine Schlinge herausschlängeln und ihn in den Gestank und die Finsternis hineinziehen konnte.
    Trotzdem durften die Männer ihn nicht sehen … und er musste noch näher heran.
    Wer waren diese fünf? Jäger, die den Mimik wegen eines Kopfgelds schnappen wollten? Ein Mimik fliegt aus irgendeinem Grund in den Ramsch, und man ruft die Jäger. Das kommt immer wieder vor. Die Mimiks kommen nie sehr weit.
    Sie wissen alle, dass es keinen Sinn hat, aber die Verzweiflung ist manchmal stärker als die Vernunft.
    Möglicherweise waren die fünf Bluts. In dem Fall war der Mimik dem Untergang geweiht. Bluts gaben den Mimiks die Schuld für all ihre Probleme. Mimiks hatten den großen Zusammenbruch verursacht … Mimiks nahmen allen die Arbeit weg, ließen den Reals nichts übrig … Mimiks waren eine Schande für die Brüderschaft aller Menschen.
    Also lass sie uns alle töten.
    Sie würden den verhassten Mimik in Stücke reißen, und das würde das Ende sein.
    Der Dicke hatte nicht den Nerv, dabei zuzusehen. Es war ja schon schlimm genug, eine Straßenschlacht zwischen Mimiks zu beobachten.
    Einer der kleinen Aphorismen, die offiziellen Wetfitti, die den ganzen Ocean erfüllten, kam ihm plötzlich in den Sinn. Die Welt ist gut und wird ständig besser. Na klar – und die Gloms wollen nur Frieden und Harmonie für die ganze Welt.
    Hm, und ich habe eines der besten Rohrbahn-Systeme im Ramsch. Für einen vernünftigen Preis können sie es haben.
    Der dicke Mann schob sich an die nächste Ecke heran. Dahinter sah er ältere Gebäude, sogar ein paar Eisenbetonungeheuer aus dem zwanzigsten Jahrhundert, in der Dunkelheit kauernd, zu armseligen Haufen zerfallend, die das Wort »Gebäude« nicht mehr verdienten. In den höhlenähnlichen Öffnungen flackerten Feuer.
    Ein eisiger Windstoß erfasste ihn … heute Nacht könnte es Frost geben. Schlechte Nachrichten für jeden, der keine Energiezuteilung hatte, und das betraf praktisch jeden außerhalb der Gloms.
    Der Mimik schrie jetzt. Der Dicke konnte nicht verstehen, was er schrie. Noch nicht. Er drückte sich enger an den alten Beton des Gebäudes, presste sich gegen die Mauer. Die fünf Schläger, wer auch immer sie sein mochten, konnten ebenso gut kehrtmachen und auf ihn losgehen. Und wenn sie dahinterkamen, dass er sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher