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Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Titel: Der Golfklub Mörder Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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mit mir nicht ganz ähnlich ergeht?"
    „Das schießt am Ziel vorbei, Doktor. Gewiß gibt es Leute, die vor Freude nicht gerade in die Luft springen, wenn sie Ihrer ansichtig werden. Aber das rechtfertigt doch keinen Mord.”
    Der Arzt zog eine weitere Jalousie in die Höhe. Trotzdem blieb es in dem Raum ziemlich dunkel.
    „Jedenfalls“, meinte er, „werde ich am Sonnabend verdammt genau auf das achten, was in meinem Glas ist."
    „Fürchten Sie allen Ernstes, der Täter könnte den Mordversuch wiederholen?"
    „Ich habe ein komisches Gefühl im Magen."
    „Angst?"
    Der Doktor lachte blechern.
    „Nein, nein, mein Freund. Wenn man, wie ich, zwei Kriege in vorderster Front miterlebt hat, steht man mit dem Tod auf du und du. Ich fürchte den Tod nicht. Es ist nur ein übler Gedanke, einer Gefahr ins Auge blicken zu müssen, die offensichtlich keine Ursache, keine Rechtfertigung hat."
    „Ich nehme an, Sie haben sehr genau darüber nachgedacht?"
    Das Gesicht des Doktors zeigte Verblüffung. „Eine merkwürdige Frage, mein Freund. Wie darf ich sie verstehen?"
    James Lee lächelte dünn. „Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie ich in Ihrem Fall reagiert hätte. Ohne Zweifel fände ich keine Ruhe, bis mir klar wäre, welches Motiv meinen Gegner zum Handeln veranlaßte."
    Der Arzt nickte. „Mir erging es ähnlich. Ich bin Mediziner und kein wundertätiger Heiliger. Idi mußte erleben, daß unter meinen Händen mancher Patient dahin starb. Niemand, kein anderer Arzt, hätte diesen Menschen helfen können. Bedauerlicherweise ist es ein Zug der menschlichen Natur, auch dann nach einem Sündenbock zu suchen, wenn es keinen gibt. Mit anderen Worten: in vielen Fällen werde ich der Mann gewesen sein, dem man die Schuld am Ableben eines geliebten Menschen gab. Doktor Brooks hat versagt, heißt es dann; wir vertrauten ihm, aber er brachte dem armen Soundso keine Hilfe. So geht das, mein Freund. Ein Arzt schafft sich oft schnell, ungewollt und unverdient Feinde."
    „Nur sehr unvernünftige Menschen können so denken und handeln, Doktor", meinte Lee. „Ich sehe auch hierin kein Motiv für einen Mord."
    Der Arzt lächelte bitter. „Lieber Lee, Sie wissen doch genauso gut wie ich, daß auf dieser bunten, runden Welt die Zahl der Unvernünftigen leider überwiegt."
    James Lee trat hinter den Schanktisch und strich mit der Hand über die Platte. Es entstand eine breite Spur. Er betrachete seine verschmutzte Hand. „Der Hausmeister wird eine Menge Arbeit investieren müssen, um den Laden bis übermorgen in Schwung zu bringen."
    „Oh, der alte Richardson ist tüchtig. Wenn er zwei Tage Zeit hat, sich um alles zu kümmern, werden Sie den Raum nicht wiedererkennen. Er versprach, morgen früh zu beginnen."
    „Sagen Sie, Doktor, warum bleiben Sie dem Sommerfest nicht einfach fern?" fragte Lee plötzlich.
    „Ist das Ihr Ernst?"
    James Lee spitzte nachdenklich die Lippen, als verdiene Brooks simple Frage eine besonders umsichtige Antwort.
    „Sie sind der Klubvorsitzende", meinte er nach kurzer Pause. „Gewiß erwartet man von Ihnen eine Rede. Aber ich brauche Ihnen nicht zu erklären, daß die meisten Leute auf eine solche Rede gut verzichten können . . . und vielen Mitgliedern wäre wohler, wenn sie wüßten, daß durch Ihr Fernbleiben eine akute Gefahr unterbunden wird."
    „Hören Sie mal, Lee", murmelte der Arzt mit gerunzelten Augenbrauen, „fangen Sie auch schon an, zu unken?"
    James Lee verschränkte die Arme vor der Brust und schaute sich in dem großen, dämmrigen Raum um. „Ich weiß nicht", sagte er gedehnt. „Ich gehöre nicht zu denen, die abergläubisch sind und unter dunklen Vorahnungen leiden. Aber in diesem Raum liegt eine unheimliche Atmosphäre .. . etwas Kaltes, Drohendes, das einem unter die Haut geht."
    „Jetzt lassen auch Sie sich von dem verdammten Fleck beeinflussen", meinte der Doktor ärgerlich. „Ich hielt Sie für einen nüchternen, ruhigen Burschen, den nichts umzuwerfen vermag. Nun verfallen Sie anscheinend der gleichen Hysterie, die die meisten Klubmitglieder schon erfaßt hat."
    James Lee lächelte. „Der Fleck stört mich nicht, Doktor, und Sir Ginbourghs Tod ist für mich nicht viel mehr als ein längst begrabener Kriminalfall, aber..."
    „Moment", unterbrach Brooks. „Ich muß Sie korrigieren. Der Fall ist durchaus nicht begraben. Er wird noch immer von Scotland Yard bearbeitet. Schließlich ist der Mörder noch unter uns."
    „Unter den Mitgliedern, meinen Sie?"
    „Das halte ich
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