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G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer

G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer

Titel: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer
Autoren: Kathy Felsing
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Prolog
Freitag, 7. Januar, New Orleans
    J amie McForest zog ihre Schwester sanft heran. „Cindy, Maus, was stimmt nicht?“
    Die schmalen Schultern der Siebzehnjährigen zuckten, die Knochen ihres mageren Körpers stachen durch das schlabbrige Sweatshirt gegen Jamies Brust. Heilige Muttergottes, Cindy hatte noch mehr abgenommen. Wie hatte sie das übersehen können? Vorsichtig darauf bedacht, ihre Besorgnis zu verbergen, ließ sie die Hände über Cindys Rücken gleiten. Durch den Stoff glaubte sie, jede Rippe einzeln zu spüren. Sorge mischte sich mit einem Anflug von Wehmut. Der ehemals leicht mollige Teenager hatte unbemerkt längst die Formen einer jungen Frau gewonnen. Hatte Cindy nicht bis vor Kurzem noch über ihre viel zu dicken Oberschenkel und ihren Elefantenhintern gejammert? Wann hatte Jamie sie das letzte Mal vor einem Spiegel stehen sehen – sich drehend, mit verrenktem Hals, sodass sie Angst bekam, Cindy würde sich das Genick brechen? Hatte Jamie ihr nicht erst vor einer Woche mit einem Lächeln über die rosigen Wangen gestrichen in einem Gesicht, aus dem noch Babyspeck hervorschaute? Jetzt fehlte der unendlich strahlende, unschuldige Kinderblick und Jamie ging auf, dass all das Monate zurücklag. War es sogar schon ein ganzes Jahr?
    Schande! Ihr Job fraß sie auf, raubte ihr die Zeit, die sie brauchte, um den Anforderungen einer Jugendlichen gerecht zu werden. Sie tastete erneut über die zerbrechliche Gestalt, fuhr die zierliche Taille entlang, herauf bis zu Cindys Nacken und an ihren dünnen Armen hinab, bis Cindys Hände in ihren lagen. Das Mädchen litt nicht etwa an Bulimie? Sie pustete ihr eine giftgrüne Haarsträhne inmitten der schwarz gefärbten Mähne aus der Stirn. „Liebes, erzähl mir, was los ist.“
    Jamie bekam Sodbrennen, wie häufig, wenn sie nervös war oder es eilig hatte und etwas sie aufhielt. Dennoch warf sie keinen Blick auf die Uhr, deren Ticken von der Wand wie ein Ultimatum klang, lauter und bedrohlicher von Minute zu Minute. Sie kam zu spät zum Nachtdienst. Commander Bob würde sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, sie zur Strafe hart ranzunehmen. Wahrscheinlich donnerte er ihr wieder sämtliche Drecksjobs auf, die es zu erledigen gab. Die unbeliebteste Arbeit während der Schicht – das Wegputzen der dünnflüssigen Hinterlassenschaften der festgenommenen Betrunkenen aus dem Streifenwagen. Anschließend würde er sie mit dem stinkenden Fahrzeug zum nächsten Einsatz ins chaotischste Viertel der Stadt schicken. Jamie schüttelte sich innerlich. Es half nicht. Sie musste da durch, komme, was wolle. Eine weitere Stufe der Karriereleiter zu erklimmen bedeutete noch ein Vierteljahr auf der Straße.
    „Cindy, sprich mit mir. Ich kann dir doch nicht helfen, wenn ich nicht weiß, was dich bedrückt.“
    Bob teilte sie garantiert mit Smith zur Streife ein. Das tat er, wenn er ihr eins auswischen wollte, weil er wusste, dass Smith ihr nachstellte und sie auch diesmal Mühe haben würde, seine plumpen Annäherungsversuche abzuwehren.
    „Bradly Hurst“, flüsterte Cindy heiser.
    Jamie betrachtete das blasse Antlitz.
    „Von wem redest du?“ Ein Kloß wuchs in ihrem Hals. Sie unterdrückte den Drang, über Cindys feuchte Wimpern zu streichen, weil sie wusste, dass die Kleine das nicht mochte. „Wer ist Bradly Hurst?“
    Jetzt rollten Tränen über Cindys Wangen. Die Wanduhr schlug zehn Uhr. Cindy machte sich los und vergrub ihr Gesicht im Stoff der Ärmel. Als sie aufblickte, zeugten nur noch ihre geröteten Augen vom Weinen. „Du bist viel zu spät.“
    „Ich weiß.“
    „Du wirst wieder Theater kriegen.“
    Jamie lachte trocken auf. „Ich weiß.“
    „Lass uns morgen früh drüber quatschen.“
    „Versprochen?“
    Cindy hob die Rechte zum Schwur.
    Jamies Dienstjacke und ihr Holster lagen bereit. Rasch zog sie sich an. Sie nahm ihr Halskettchen ab und griff nach dem daran hängenden Schlüssel für den Waffenschrank, den sie vor Monaten mit ihrer Polizeiausrüstung gekauft hatte. Beim NOPD, dem New Orleans Police Department, entsprach es dem Alltag, dass Polizisten ihre gesamte Ausstattung auf eigene Kosten anschafften.
    Cindys Augenmerk klebte an jedem Handgriff. Begierig saugte sie den Anblick der Uniform, des Gürtels, der am Hosenbund baumelnden Handschellen auf. Das hatte sie bereits als kleines Mädchen getan und viel eher Polizistin werden wollen als Jamie es jemals für sich ins Auge gefasst hatte. Gott, wann hatten sie das letzte Mal über Cindys
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