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Aufstand der Maschinen

Aufstand der Maschinen

Titel: Aufstand der Maschinen
Autoren: George Henry Smith
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1.
     
    »Sitzt deine Maske richtig?« fragte Agnes Hyde wie ein Sergeant auf dem Kasernenhof.
    »Ja, Liebling«, erwiderte Charles Henry Hyde schüchtern, während er sich seine Smogmaske zurechtrückte.
    »Halt still, damit der Mecho-Butler dir die Kapuze überziehen kann«, befahl Agnes. »Es könnte regnen, und die Chemikalien, die dabei herunterkommen, sind von Tag zu Tag schlimmer.«
    »Ja, Liebling.«
    »Hast du ein sauberes Taschentuch?«
    »Ja, Liebling.«
    »Vergiß nicht, die Stromrechnung zu bezahlen.«
    »Ja, Liebling.«
    »Und bring mir das neue Schlankheitsmittel mit.«
    Agnes war eine großgewachsene, schlanke Blondine Anfang Dreißig, die eine Schlankheitskur nach der anderen machte und nach der Wunderdiät suchte, mit deren Hilfe sie die drei Pfund abnehmen konnte, die ihrer Meinung nach ihre Figur ruinierten. Charles Henry sprach nie davon, aber er stellte sich oft vor, wie nett es sein müßte, eine nicht ganz so schlanke Frau zu umarmen – zum Beispiel die mollige kleine Bettirose, die im gleichen Büro arbeitete. Allerdings umarmte er auch Agnes nur selten; sie mochte es nicht, wenn er ihre kunstvolle Frisur ruinierte oder Falten in eines ihrer teuren Kleider machte.
    »Geh mit Paul Reed zum Mittagessen. Du bist ihm seit letzter Woche eine Einladung schuldig, und wir haben nicht so viele Freunde, daß wir es uns leisten können, irgend jemand zu vernachlässigen.«
    »Ja, Liebling«, seufzte Charles Henry. Wenn er nur einmal ohne diese Ermahnungen aus dem Haus gehen könnte!
    »Und kauf mir ein Ticket für die Morgenrakete nach Chicago. Meine arme Mutter erwartet mich. Sie hat ohnehin nicht mehr viel vom Leben, seitdem du mich hierher nach Kalifornien verschleppt hast.«
    Charles Henry zuckte zusammen, als Agnes ihre Mutter erwähnte. Sie war älter, schwerer und geschwätziger als Agnes und vertrieb sich die Zeit damit, das kleine Vermögen zu verschwenden, das ihr Mann im Gebrauchtwagenhandel erworben hatte, bevor er einem Verkehrsunfall zum Opfer gefallen war. Sie reiste von Kontinent zu Kontinent und ließ sich dabei von einem gutaussehenden jungen Mann begleiten. Ja, sie hatte wirklich nicht viel vom Leben! Sie verdiente es, daß Agnes sie besuchte!
    »Ja, Liebling«, sagte er automatisch und begriff erst dann, was das bedeutete. Sie verreiste! An den nächsten Tagen brauchte er diese Morgentirade nicht mehr über sich ergehen zu lassen und hatte abends Ruhe, anstatt sich ihre endlosen Beschwerden anhören zu müssen. Er konnte sich mit seiner Briefmarkensammlung beschäftigen oder sogar ...
    Agnes fügte noch irgend etwas hinzu. Aber er wußte, daß es nicht mehr lange dauern würde. Sogar Agnes fiel schließlich nichts mehr ein.
    »Ja, Liebling.«
    »Ja, Liebling, was? Ich habe nichts gesagt.«
    »Ja, Liebling. Ich meine, nein, Liebling.« In wenigen Sekunden würde er das Haus verlassen können und zehn Minuten weit zur nächsten Station der Einschienenbahn gehen. In diesen zehn Minuten war er sein eigener Herr. Er konnte über die nächste Woche nachdenken, in der Agnes verreist sein würde. Er konnte die Appartementhäuser betrachten, die seinen Weg säumten, und die hübschen jungen Hausfrauen bewundern, die im Garten arbeiteten oder Sonnenbäder nahmen. Und am Bahnhof konnte er beobachten, wie hübsche Mädchen ausstiegen und zu den Ausgängen eilten.
    Dann würde er ebenfalls auf dem Bahnsteig warten und zusehen, wie die Einschienenbahn von Santa Monica herabschwebte, um fast lautlos vor ihm zu halten. Er würde einsteigen und wieder das Gefühl haben, sein Leben stehe still, während der Zug sich in Bewegung setzte und unter der Erde verschwand.
    »Noch etwas, Charles Henry ... Du brauchst dich morgens nicht so sehr zu beeilen. Was fängst du mit der ganzen Zeit in der Stadt an?«
    »Ja, Liebling. Ich wollte sagen – nichts, Liebling. Ich gehe nur zu Fuß ins Büro.«
    »Du gehst? Lächerlich! Heutzutage geht niemand mehr! In Zukunft nimmst du einen Bus!«
    »Die Busse fahren nicht mehr, Liebling.«
    »Unsinn! Natürlich fahren sie!« behauptete Agnes sofort.
    »Sie fahren schon seit einem Jahr nicht mehr, Liebling«, verbesserte er sie.
    »Warum nicht?«
    »Angeblich wurden sie nicht mehr genügend benützt. Es hieß ...« Er machte eine Pause, weil er merkte, daß er einen Fehler begangen hatte. Nun hatte sie Anlaß zu einer neuen Tirade.
    » Was hat es geheißen?« erkundigte Agnes sich.
    »Nun, da heutzutage jeder einen Wagen hat, sollen Busse überflüssig
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