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Aufstand der Maschinen

Aufstand der Maschinen

Titel: Aufstand der Maschinen
Autoren: George Henry Smith
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Zusammenhang mit Agnes an etwas Nettes zu denken? Vielleicht spürte sie instinktiv, was er dachte, und behandelte ihn dementsprechend.
    Der Zug fuhr ein, und Charles Henry stieg in den ersten Wagen. Hier waren nur wenige Plätze besetzt, aber er blieb steif sitzen, ohne sich umzusehen, weil er nicht angesprochen werden wollte. Er hatte festgestellt, daß die wenigen Fahrgäste immer geselliger wurden, je mehr ihre Zahl abnahm. Das erinnerte ihn an die Kameradschaft, die sich angeblich bei Todeskandidaten im Zuchthaus entwickelte, und er wollte nichts damit zu tun haben.
    Einige Plätze weit vor ihm unterhielten sich zwei Männer über den Mittelgang hinweg; sie sprachen laut und ungeniert, als sei es ihnen völlig gleichgültig, daß alle anderen zuhören konnten. Charles Henry fragte sich auch diesmal wieder, weshalb es solche Leute nicht im geringsten zu stören schien, daß andere ihre lautstarke Unterhaltung verfolgen konnten.
    »Wie steht's damit, Joe?« fragte der untersetzte Mann mit dem Mondgesicht den anderen, der im Gegensatz zu ihm auffällig groß und schlank war. »Wann verschaffen Sie Sammy endlich ein Mädchen? Ich habe es allmählich satt, ihn jedesmal ohne mitzuschleppen.«
    »Sammy? Wozu braucht er ein Mädchen? Er ist mit seinem Auto glücklich.«
    »Das verstehe ich nicht. Was haben Autos damit zu tun? Er hat nie ein eigenes Mädchen.«
    »Er braucht keine«, antwortete Joe. »Er ist auch so zufrieden.«
    »Das verstehe ich nicht«, wiederholte der andere Mann.
    »Unsinn, Lou! Er hat fünf Autos. Wozu braucht ein Kerl fünf Autos?«
    »Keine Ahnung«, gab Lou zu. »Bei den heutigen Preisen muß ihn allein der Parkplatz dafür ein Vermögen kosten.«
    »Er parkt sie nicht nur, sondern hat eine geschlossene Garage für jeden Wagen.«
    »Oh! Wie kann er sich das leisten? Garagen kosten nicht viel weniger als Apartments.«
    »Deswegen ist er noch immer Junggeselle. Er kann nur die Garagen bezahlen. Er schläft auf einem Feldbett in der Garage neben seinem neuen Trouble Turmoil.«
    »Wirklich? Aber wozu braucht er fünf Autos? Schließlich kann er immer nur eines fahren.«
    »Ich habe mir eine Theorie zurechtgelegt«, erklärte Joe dem anderen.
    »Ja?«
    »Sie wissen doch, daß es früher Kerle mit einem Harem gegeben hat?«
    Lou nickte verblüfft. »Und Sammy ...?«
    »Sammy hält sich ebenfalls einen Harem. Deshalb braucht er keine Frauen.«
    »Donnerwetter!«
    Charles Henry lief ein kalter Schauer über den Rücken. Joes Theorie bestätigte eine seiner eigenen. Er war schon immer der Überzeugung gewesen, zwischen den meisten Männern und ihrem Auto existiere eine Art Gefühlsbindung. Das Auto war von Jahr zu Jahr mehr als nur ein Beförderungsmittel oder ein Status-Symbol geworden – es symbolisierte jetzt sogar das Leben selbst. Und das war natürlich nicht der einzige Symbolgehalt dieser Maschinen. Charles Henry sah auch andere Symbole in den Ungetümen mit sieben- oder achthundertpferdigen Motoren, die er für die Werbeagentur Ripley & Redmond zeichnete, aber er wollte nicht darüber nachdenken. Hätte er sich dazu verleiten lassen, wäre ihm der Weg vom U-Bahnhof zum Büro noch schwerer gefallen.
    Der Zug hielt jetzt in dem riesigen unterirdischen Bahnhof, und etwa ein Dutzend Fahrgäste stiegen aus. Ein Dutzend, wo noch vor wenigen Jahren Hunderte von Menschen zu den Ausgängen gedrängt hatten. Sie schlossen sich den wenigen Fahrgästen aus San Diego, Long Beach und Orange County an und fuhren auf Rolltreppen nach oben.
    Joe und Lou standen hinter Charles Henry. »Ich fahre nicht mehr lange mit dem Zug, glaube ich«, sagte Joe eben. »Ich überlege mir schon, ob ich mit dem Wagen in die Stadt fahren soll.«
    »Der Parkplatz kostet aber drei- bis viermal soviel wie die Fahrkarte«, wandte Lou ein.
    »Richtig, aber dafür habe ich es bequemer. Ich muß drei Straßen weit ins Büro gehen, und ich kann in der Tiefgarage parken, wenn ich mit dem Wagen komme.«
    »Das ist natürlich ein Argument«, stimmte Lou zu.
    »Und außerdem fehlt mir die alte Kiste, wenn ich sie den ganzen Tag zu Hause lasse. Ich meine, was bleibt schon von einem übrig, wenn man ohne Wagen auskommen muß?«
    »Ich weiß, ich weiß. Man ist plötzlich nur noch ein halber Mensch.«
    Charles Henry trat von der Rolltreppe auf ein Förderband, das ihn auf die Straße brachte, wo eine lange Reihe Taxis auf Fahrgäste wartete. Die Leute vor ihm stiegen nacheinander ein, aber Charles Henry ging einfach weiter geradeaus.
    Ein
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