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Aufstand der Maschinen

Aufstand der Maschinen

Titel: Aufstand der Maschinen
Autoren: George Henry Smith
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langgestreckter gelber Wagen sah ihn vorbeigehen. Er wendete rasch auf der Straße und fuhr hinter ihm her. »Taxi, Sir?« fragte er.
    »Nein ... nein, danke.« Charles Henry wußte, daß man einem Taxi nicht zu antworten brauchte, und es war wirklich nicht nötig, ihnen zu danken, aber er war immer höflich zu ihnen – besonders zu großen Ungetümen wie diesem hier.
    »Taxi, Sir?« wiederholte der Wagen fast drohend.
    »Nein, vielen Dank«, antwortete Charles Henry und verschwand in einem Drugstore. Einige Minuten später trat er aus dem Nebenausgang. »Nur gut, daß es sich hat abschütteln lassen! Jedenfalls möchte ich ihm nicht bei Nacht und Nebel begegnen!« Das war natürlich Unsinn, und er war sich darüber im klaren. Die Stimme eines Taxis konnte weder freundlich noch drohend klingen; sie mußte bleiben, wie sie war ... mechanisch.
    Hinter ihm kreischten Bremsen. Der siebenhundertpferdige Motor eines anderen Wagens heulte auf, und Charles Henry hörte das Geräusch, das in den letzten Jahren immer häufiger geworden war: das entsetzliche Krachen und Klirren, als zwei Autos zusammenstießen.
    Charles Henry blieb stehen und sah sich langsam nach den beiden Wagen um, die frontal zusammengestoßen waren, nachdem einer von ihnen seine Spur verlassen hatte. Inzwischen sammelten sich bereits Zuschauer an, und Charles Henry stellte fest, daß sie nicht erschrocken, sondern aufgeregt zu sein schienen.
    Als er das erste Opfer sah, wurde ihm bereits schlecht. Eine junge Frau war durch die Windschutzscheibe geschleudert und dabei enthauptet worden. Der Kopf mit den blonden Locken lag unter den Rädern des ersten Wagens; der Körper lag auf der Motorhaube des anderen. Hinter der zersplitterten Scheibe war ein Mann auf dem Fahrersitz zu erkennen; die Lenksäule hatte ihn aufgespießt. Die Frau neben ihm war gegen das Instrumentenbrett geschleudert worden; ihr Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit entstellt, aber sie bewegte sich noch und stöhnte leise.
    Charles Henry führte einen stummen Kampf mit seinem Magen und wandte sich rasch ab. Er begriff nicht, weshalb der Mann hatte sterben müssen. Lenkräder waren in vollautomatischen Fahrzeugen überflüssig – aber sie wurden aus Tradition beibehalten, hieß es in Detroit.
    Zwei kaugummikauende Mädchen drängten sich an Charles Henry vorbei, ohne in ihrer Eile zu merken, daß sie ihm auf die Füße traten.
    »He, das hat sich aber gelohnt!« stellte das erste Mädchen fest.
    »Allerdings!« stimmte seine Freundin zu. »Was ist eigentlich das Zeug auf der Motorhaube?« Sie kicherte. »Oh, jetzt fällt es mir ein – das muß ihr Gehirn sein.«
    Charles Henry verlor den Kampf gegen seinen Magen und übergab sich schweigend im Rinnstein.

 
2.
     
    »Mörder! Verdammte Ungeheuer! Mordgierige Ungetüme!« sagte eine Stimme über ihm, und Charles Henry sah einen kleinen Mann in einem schäbigen Tweedanzug vor sich stehen.
    Charles Henry wischte sich den Mund ab und sah sich um, weil er nicht wußte, wen der Fremde damit meinte. Niemand achtete auf ihn; die vielen Zuschauer beobachteten gespannt die Unfallopfer. Auch der Mann mit den dicken Brillengläsern sah zu, wie sie in einen Krankenwagen geladen wurden. »Mörder!« wiederholte er. »Mörder!«
    »Ja«, stimmte Charles Henry zu und senkte den Kopf. »Manche Leute sind so leichtsinnig, daß nur dieser Ausdruck auf sie paßt.«
    »Wie kommen Sie darauf, daß ich von Leuten gesprochen habe?« fragte der Mann und entfernte sich rasch.
    »Was kann er damit gemeint haben?« murmelte Charles Henry vor sich hin, während er dem Unbekannten nachsah. »Soll das heißen, daß der Fahrer seiner Meinung nach keine Schuld an dem Unglück hatte? Hmmmm. Wahrscheinlich hat er nicht alle Tassen im Schrank, aber ich habe schon oft gedacht ...«
    Nein, das war lächerlich! Es war sogar schlimmer; es war paranoid. Selbst die von Computern gesteuerten Autos, die heutzutage in Detroit von den Fließbändern liefen, waren nur Maschinen. Sie waren wie alle Maschinen nicht hundertprozentig zuverlässig, aber sie konnten auch nicht etwa absichtlich ... nein! Wer sich das einbildete, war nicht ganz richtig im Kopf. Charles Henry drängte sich durch die Menge weiter.
    Er betrat den kleinen Glaskasten, der sein Arbeitszimmer darstellte, und machte sich energisch an die Arbeit. Um zehn Uhr hatte er jedoch noch immer nicht viel gezeichnet, weil er ständig an schreckliche Unfälle und entstellte Gesichter denken mußte.
    Seine Gedanken entfernten sich
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