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Aufstand der Maschinen

Aufstand der Maschinen

Titel: Aufstand der Maschinen
Autoren: George Henry Smith
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sein.«
    »Richtig!« stimmte Agnes zu. »Jeder hat einen Wagen ... zumindest alle Vernünftigen.«
    »Hör zu, Agnes, du weißt doch, daß ich ...«
    Agnes warf einen Blick zum Himmel. »Warum muß ich ausgerechnet einen Spinner erwischen, der sich vor Autos fürchtet? Es gibt so viele Männer auf der Welt – und ich habe Charles Henry Hyde geheiratet!«
    »Hmmm, du bist ... du bist nur unglücklich, nehme ich an«, sagte Charles Henry.
    »Unglücklich?« kreischte Agnes. »Das kann man allerdings sagen, seitdem ich einen weltfremden kleinen Trottel wie dich geheiratet habe!«
    Er schüttelte den Kopf. Er wollte ihrem Urteil nicht widersprechen, aber er war nicht klein; er war ein großer Mann von etwa fünfunddreißig Jahren mit sanften braunen Augen und leichter Stirnglatze. »Wirklich zu schade«, murmelte er jetzt.
    »Keine Widerrede!« fuhr Agnes ihn an. »Kann eine arme Frau nie ein Wort sagen, ohne gleich unterbrochen zu werden?«
    »Ja, Liebling. Ich meine, nein, Liebling. Ich muß jetzt gehen, Liebling.«
    »Dann geh doch! Was stehst du hier noch herum? Willst du zu spät ins Büro kommen?«
    »Nein, Liebling«, antwortete Charles Henry und wollte ihr einen Kuß auf die Stirn geben.
    »Laß das – du ruinierst nur meine Frisur«, wehrte Agnes ab und trat zurück.
    »Auf Wiedersehn, Liebling.« Er war endlich frei! Als er in den Smog hinaustrat, lächelte er unter seiner Maske. Sie verreiste! Vielleicht eine ganze Woche lang!
    Aber sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, wurde er wieder auf die zweite Tatsache aufmerksam gemacht, die ihm das Leben vergällte. Er hörte und sah überall Autos, die allmählich die Stadt erdrosselten, die er früher geliebt hatte.
    Sie rollten über ihm auf breiten Stadtautobahnen dahin, die den Himmel selbst hier draußen fast unsichtbar machten. Eigentlich seltsam, daß eine Stadt, die für Menschen gebaut worden war, im Lauf der Zeit so verändert worden war, daß Straßen, Parkplätze, Garagen, Tankstellen und Waschhallen für Autos nun den meisten Platz einnahmen.
    Er hatte neulich irgendwo gelesen, daß fast die Hälfte des nordamerikanischen Kontinents mit Beton bedeckt sei; er glaubte es, weil er wußte, daß dieser Prozentsatz in Kalifornien sogar übertroffen wurde. Los Angeles umfaßte jetzt Santa Barbara im Norden und San Diego im Süden, aber selbst in diesem riesigen Gebiet wurden Bäume oder Rasenflächen immer seltener. Wo früher Einfamilienhäuser gestanden hatten, erhoben sich jetzt Wohntürme aus einem unübersehbaren Gewirr vielspuriger, kreuzungsfreier Schnellstraßen, auf denen vollautomatische Fahrzeuge dahinrollten und jagten. Jagten? Das war vielleicht ein zu starker Ausdruck. Die Menschheit wurde schließlich nicht von ihrer eigenen Schöpfung durch ihre Städte gejagt ... oder etwa doch?
    Charles Henry bemühte sich, den Verkehrslärm zu überhören, während er zum Bahnhof ging. Aber an diesem Morgen wurde er enttäuscht. Anstatt wie gewöhnlich überall hübsche Hausfrauen zu sehen, sah er heute nur Autos in ihren Garagen, während Männer, Frauen und Kinder damit beschäftigt waren, sie zu waschen und zu polieren.
    »Wie Betende vor einem neuen Gott«, murmelte er vor sich hin, als er sah, wie eine Familie vor ihrem Wagen kniete und Schwämme, Polierwatte, Lackreiniger, Autowachs und Chromschutzmittel ausbreitete. »Wie Gläubige, die ihrem Gott Opfer bringen. Der Wagen erinnert an Moloch. Ich frage mich nur, ob sie schon auf den Gedanken gekommen sind, ihm ihre Kinder zu opfern.«
    Er sah nach oben, wo ein Sonnenstrahl durch den schmalen Spalt zwischen zwei Betonbändern schien, und fuhr zusammen. »Vielleicht opfern wir ihnen bereits unsere Kinder – alle unsere Kinder ...«
    Der Bahnsteig war fast leer, als er ihn betrat. In der Nähe der Treppe stand ein Mann und las Zeitung. Etwa zehn Meter weiter unterhielten sich zwei Mädchen. Er sah nur einmal kurz zu ihnen hinüber. Sonst erinnerten Mädchenbeine ihn immer an Möwenschwingen im Sonnenschein. Aber an diesem Morgen wirkten sie wie ganz gewöhnliche Beine. Eines der Mädchen hatte sogar dicke Knöchel.
    Agnes hatte zumindest keine dicken Knöchel. Ihre Knöchel waren wie alles andere an ihr wohlgeformt und gepflegt. Ihr Mund war allerdings eine Ausnahme. Agnes war hübsch, und ihr Mund störte nur deshalb, weil er ständig offen war.
    Aber das durfte er eigentlich gar nicht denken. Charles Henry machte sich deswegen selbst Vorwürfe. Warum versuchte er nicht lieber, im
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