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Spiel der Herzen

Spiel der Herzen

Titel: Spiel der Herzen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Eigentlich fing die ganze Geschichte damit an, daß der bis dahin in jeder Weise unbescholtene Architekt Frank Petar einen Freund besaß, der Redakteur in einem Verlag für innenarchitektonische Schriften war. Dieser hieß Werner Ebert.
    Und der Frühling spielte mit, der kecke, eben erwachte, duftende Frühling, der die ersten Blüten aus dem Boden lockte und den Vögeln mit seiner warmen Sonne den Anreiz lieferte, zu jubilieren und in den blauen Himmel zu fliegen.
    Heidenohl ist eine etwas in die Breite geratene Kleinstadt. Das Leben in Heidenohl verlief für gewöhnlich in geruhsamen Bahnen. Nur einmal im Jahr erhitzte sich die Atmosphäre – dann, wenn das traditionelle Heidenohler Skatturnier stattfand, das sogar über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt war.
    Frank Petar lebte in Heidenohl, desgleichen sein Freund Werner Ebert. Die beiden unterschieden sich von vielen anderen dadurch, daß sie keine Skatspieler waren. Das kam wohl daher, daß Frank und Werner nicht in Heidenohl das Licht der Welt erblickt hatten – sie waren zugezogen, ersterer aus Hamburg, der zweite aus Düsseldorf.
    Petar war verheiratet, Ebert nicht. Helga hieß die Glückliche, die sich von Frank Petar zum Altar hatte führen lassen und der er die eheliche Treue hielt. Ähnliches ließ sich von Werner Ebert leider nicht behaupten. Er war ein Windhund. Treue zu einem weiblichen Wesen kannte er nicht. Die Namen seiner Gespielinnen, mit denen er abwechselnd schlief, waren daher kaum zu zählen.
    Helga war eine echte – also eine geborene – Heidenohlerin. Ihr Mädchenname lautete Warmut. Sie war ihrem Frank in Hamburg über den Weg gelaufen, als sie dort einer Tante einen Besuch abgestattet hatte. Es war Liebe auf den ersten Blick zwischen den beiden gewesen. Frank stand damals gerade vor seinem Examen. Helgas Vater war selbständiger Architekt, der sich aus Gesundheitsgründen schon längere Zeit gerne aus seinem Büro zurückgezogen hätte. Was Wunder, daß er sich also mit Helgas Wahl, als diese auf Frank fiel, mehr als einverstanden erklärte, und auch Frank selbst war ehrlich genug, sich einzugestehen, daß die Dinge nicht besser für ihn hätten laufen können. Man darf aber sagen, daß er seine Helga, die ein bildhübsches Mädchen war, auch abgöttisch geliebt hätte, wenn sie arm und nackt – und gerade dann! – in die Ehe mit ihm getreten wäre. Verschmähen wollte er das väterliche Architekturbüro, das sie im Rücken hatte, freilich nicht. Bleibt noch zu sagen, daß Helga dem Skatspiel verfallen war, worüber sich Frank jedoch nur amüsieren konnte. Er störte sich daran nicht. Die Beziehungen zwischen ihm und Helga waren also absolut ungetrübt. Gefährden hätte sie nur ein einziger Faktor können: beiderseitige Eifersucht. Und in der Tat, diese Gefahr hing wie ein Damoklesschwert über dem Paar, obwohl sie vorerst noch im Schlummer zu liegen schien.
    Frank Petars Freund Werner Ebert war, wie eingangs bereits erwähnt, Redakteur bei einem Verlag für innerarchitektonische Schriften. Dieser Verlag galt vielen als Heidenohls größte Errungenschaft überhaupt. Er war dem Städtchen nach dem Zweiten Weltkrieg durch eine Verlagerung des Stammhauses aus dem zusammengebombten Düsseldorf zugefallen. Zwar sollte sich der heiße, von allen Stadtvätern gehegte Wunsch, aus Heidenohl eine deutsche Bücher-Stadt im Stile von Leipzig erwachsen zu sehen, nicht erfüllen, doch verband sich ein gewisses Maß an Prestige schon mit der Tatsache allein, daß im Städtchen überhaupt ein Verlag ansässig geworden war, wenn er auch der einzige blieb.
    Werner Ebert lebte schon länger als Frank Petar in Heidenohl und stand bei der Bürgerschaft in einem Ansehen, das in erster Linie seiner Stellung, dann aber auch seinem Charakter und seinem Aussehen angemessen war. Letzteres zählte naturgemäß besonders bei der Damenwelt, es glich dem eines jungen Gary Cooper, und das war überhaupt nicht in Einklang zu bringen damit, daß Ebert beim Standesamt noch als ledig geführt wurde. Nicht wenige Mädchen träumten des Nachts unruhig von ihm. Um den Nutzen, den er daraus laufend zu ziehen wußte, wurde er von Frank Petar insgeheim beneidet, obwohl die Liebe, die letzterer für seine entzückende Gattin Helga empfand, gar nicht mehr größer hätte sein können. (Der darin liegende Widerspruch findet seine Auflösung im ganz normalen Charakter eines Mannes, dem totale Monogamie einfach etwas Widernatürliches zu sein scheint.)
    Frank Petar stattete
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