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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron
Autoren: Katia Fox
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verschwörerisch zu. Dann strich sie sich mit einem versonnenen Lächeln über den Leib, als wollte sie den Stoff ihres Kleides glätten. »Im Winter, nach dem Christfest, erwarten wir unser fünftes Kind«, sagte sie und errötete leicht. Dann hakte sie sich bei John unter. »Kommt, Vater, ich zeige Euch alles.« Sie zog ihn fort, ohne dass sich der sonst so starrköpfige König bevormundet vorzukommen schien.
    »Ich freue mich, Euch wiederzusehen, Großvater«, sagte Richard mit einem schüchternen Lächeln. Doch als Guillaume die weiße Feder hervorzog, die er ihm einst geschenkt hatte, strahlte er über das ganze Gesicht.
    »Ich trage sie immer bei mir!«, sagte Guillaume und lächelte weich. Er betrachtete die Feder oft, denn sie erinnerte ihn nicht nur an Richard, sondern auch an William und den Tag in Canterbury, an dem er dem König Blanchpenny übergeben hatte.
    »Richard sagt, Ihr habt mit mir den Schwertkampf geübt, als ich noch klein war«, meldete sich nun Henry zu Wort. Er fuchtelte in der Luft herum, als hätte er ein Schwert in der Hand. »Die Soldaten meines Vaters haben mir schon einiges gezeigt, doch ich muss noch viel lernen, denn ich will einmal ein so berühmter Ritter werden wie Ihr, Großvater!« Seine Augen leuchteten bewundernd.
    »Soso, dann werden wir wohl kämpfen müssen!« Guillaume nickte gewichtig und legte seinem Enkel die Hand auf die Schulter.
    »Was ist mit dir, Richard? Noch immer keine Freude am Schwertkampf?«, wandte er sich erneut an den Älteren.
    Richard schüttelte den Kopf und senkte ihn beschämt.
    »Die Falken sind es, die es dir angetan haben, so wie deinem Vater«, stellte Guillaume freundlich fest.
    Richards Kopf schnellte hoch. »Ja, Mylord! Ich habe einen wunderbaren Wanderfalkenterzel abgetragen, wollt Ihr ihn sehen?« Nun leuchteten auch seine Augen.
    Guillaume lachte. »Ja, Richard, das würde ich gern, doch du solltest den König bitten, uns zu begleiten, und ihm deinen Vogel ebenfalls zeigen, denn er ist ein viel größerer Freund der Beize noch, als ich es je gewesen bin. Er ist dein Großvater wie ich und wird unendlich stolz darauf sein, seine Neigung bei dir wiederzufinden.« Guillaume lächelte aufmunternd, und mit einem Mal schien es ihm gar nicht mehr schwer, die Liebe seiner Enkel mit John zu teilen.
    »Wir können Euch keine bequeme Burg bieten«, hörte er Marguerite zum König sagen und auf das Gutshaus zeigen.
    Aber ein gemütliches Heim, dachte Guillaume schmunzelnd. Ein Heim, wie John es niemals gehabt hat, und gewiss wird er sich genauso wohl hier fühlen wie ich.
    »Kommt, Vater, ich stelle Euch Eure anderen Enkel vor«, hörte er Marguerite sagen.
    »Alix ist sicher gewachsen. Wo ist sie nur?« Guillaume sah Richard und Henry fragend an.
    »Wenn man vom Teufel spricht!«, stöhnte Richard. »Sie musste sich erst schön machen lassen!« Er zog das Ö beträchtlich in die Länge und rollte so heftig mit den Augen, dass Guillaume lachen musste. So waren ältere Brüder nun einmal! Eines Tages würde seine Schwester den Männern den Kopf verdrehen und er alles versuchen, sie vor Unglück und Kummer zu bewahren.
    Alix hatte inzwischen vor dem König haltgemacht, und John war vor ihr in die Knie gegangen. Liebevoll strich er über ihr dunkles, lockiges Haar. Ob sie ihn an seine alte Liebe erinnerte, deren Namen sie trug?
    Wir haben mehr gemeinsam, als ich dachte, überlegte Guillaume in diesem Augenblick. Ein Bastardkind, von dem wir erst spät erfahren haben, eine verlorene Liebe und unsere Enkelkinder. Ein Zucken spielte um seine Mundwinkel und zog sie in die Höhe. Ganz offensichtlich entzückt von Alix, sah John ihr nach,als sie auf Guillaume zusteuerte. Was Ellen wohl von ihrer kleinen Enkelin gedacht hätte? Bei diesem Gedanken musste er breit grinsen. Die kokette Alix wäre gewiss nicht so sehr nach ihrem Geschmack, wie Henry und Richard es gewesen waren.
    »Großvater?«, unterbrach Richard seine Gedanken.
    »Ja?«
    »Könntet Ihr nicht den König fragen, ob ich ihm meinen Falken zeigen darf? Ihr kennt ihn besser und wisst, wann der richtige Moment dafür ist.«
    »Sicher, Richard, das tue ich.« Guillaume lächelte und deutete eine winzige Verbeugung an, als Alix einen etwas wackeligen, aber schwungvollen Knicks vor ihm machte und dabei die Zunge in den Mundwinkel schob, sodass nur die Spitze hervorlugte. Ellen hatte das stets getan, wenn sie sich besonders konzentriert hatte. Guillaume seufzte leise. Konnte es etwas Schöneres geben, als
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