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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron
Autoren: Katia Fox
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seinen Treueeid gegenüber Philippe gebunden war. Trotzdem hatte John sich nicht aufhalten lassen und war mit seiner Gemahlin, den Rittern seines Haushaltes, einigen unbedeutenden Lords und einer ansehnlichen Anzahl Soldaten nach Frankreich aufgebrochen. Zunächst hatte ihm Fortuna zugelächelt, doch in Bouvines, wo seine Truppen gemeinsam mit denen Ottos und Ferrands auf die französische Armee gestoßen waren, hatten sie eine klägliche Niederlage erlitten. Keinen halben Tag hatte die Schlacht gedauert, dann war Johns Scheitern nicht mehr zu leugnen gewesen. Unzählige tapfere Männer waren gestorben, viele Ritter und einige Barone von den Franzosen gefangen genommen worden. Auch Ferrand und Salisbury waren darunter gewesen. Während der Halbbruder des Königs jedoch das Glück gehabt hatte, rasch wieder freizukommen, befand sich Ferrand auch jetzt noch in der Gefangenschaft des französischen Königs.
    John aber hatte auch nach diesem Fehlschlag noch immer nicht die Hoffnung auf einen Sieg aufgegeben und erneut die Unterstützung seiner Barone gefordert. Alle Versuche, sie zur Hilfe im Kampf gegen Philippe zu bewegen, waren jedoch fehlgeschlagen. Mehr und mehr englische Barone hatten sich den Rebellen angeschlossen. Geduldig hatte Guillaume versucht, John dazu zu bewegen, mit ihnen zu verhandeln. Vielleicht hätten sich die Wogen noch glätten lassen, wenn der König einigen ihrer Forderungen nachgegeben hätte. Doch John war ganz er selbst geblieben, unbeugsam und stur.
    Nur wenige Barone, dafür aber die größten und mächtigsten, zu denen auch Guillaume gehörte, hatten sich den Aufständischennicht angeschlossen. Guillaume war nie ein Freund von Rebellion gewesen, auch wenn er den jungen König seinerzeit im Kampf gegen den eigenen Vater unterstützt hatte. Nicht aus Überzeugung hatte er das getan, sondern aus Treue.
    Obwohl die Forderungen, die die rebellischen Barone an den König richteten, überzogen, ja sogar unverschämt gewesen waren, hatte Guillaume ihren Unmut bis zu einem gewissen Grad sogar verstehen können, auch wenn er sich niemals entsprechend geäußert hatte.
    Im Sommer des vergangenen Jahres schließlich war es den Rebellen gelungen, Johns Anerkennung ihrer Magna Charta zu erzwingen.
    Die Charta aber entmachtete den König praktisch und legte alle Befehlsgewalt in die Hände von fünfundzwanzig rebellischen Baronen. Keiner von ihnen zählte zu den führenden Lords des Landes, die meisten waren eher bescheidener Herkunft und in dem Augenblick, in dem sie Macht bekommen hatten, kaum weniger besessen davon, als John es gewesen war.
    Der König jedoch hatte mit seiner in Runnymede geleisteten Unterschrift lediglich Zeit zu gewinnen versucht. Nicht im Traum hatte er vorgehabt, die in der Charta aufgeführten Bedingungen einzuhalten. Stattdessen war er schon bald plündernd, brandschatzend und mordend mit seiner Armee durch England gezogen. Viel Blut von Unschuldigen war vergossen worden, um den aufständischen Baronen Angst einzujagen. So schrecklich hatte John gewütet, dass die Rebellen sich schließlich keinen anderen Rat mehr gewusst hatten, als den französischen König um Hilfe zu bitten. Doch auch das Einschreiten von Philippes Sohn Louis hatte nicht zu dem erhofften Ergebnis geführt.
    Zu guter Letzt war John an der Ruhr erkrankt. Statt jedoch zu ruhen, um sich von der anstrengenden Krankheit zu erholen, hatte er darauf bestanden, immer weiter zu ziehen. Die Seuche aber hatte schon bald ihren Tribut gefordert, und sein Körper hatte ihn im Stich gelassen. Wie seinen ältesten Bruder, den jungen König, hatte der Herr ihn binnen kürzester Zeit von demelenden Siechtum befreit und zu sich genommen. Guillaume blähte die Nasenlöcher. Nicht nur an der Ruhr, sondern auch an seinem Starrsinn war er gestorben. Der Tod des Königs war gewiss nicht die beste Lösung, denn sein Sohn war noch zu jung für den Thron, dennoch schien es nun zumindest Hoffnung auf ein befriedetes Königreich zu geben.
    »Mylord?«, unterbrach ein Wachsoldat Guillaumes gedanklichen Blick zurück. »Der Prinz!«
    »Henry!« Guillaumes Gesicht hellte sich auf, als der Junge mit tippelnden Schritten auf ihn zukam.
    Gerührt betrachtete er den erst neunjährigen Knaben. In aller Eile hatte man königliche Gewänder für die Krönung des Prinzen angepasst. Brokat und Seide, wie sie auch für den Sarg seines Vaters gewählt worden waren, schmückten den zarten Körper des Knaben, der schon bald König Henry III. sein
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