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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron
Autoren: Katia Fox
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in seinen Kindern und Kindeskindern weiterzuleben? »Ein hübsches Kleid hast du«, lobte er und wurde zum Dank mit einem glockenhellen Lachen beschenkt, das ihn ebenso erfreute wie das Glucksen, mit dem sie ihn bei seinem letzten Besuch so großzügig bedacht hatte.
    »Wer ist das?«, fragte Alix neugierig und zeigte mit dem Finger auf Guillaumes Pagen, der sich inzwischen hinter seinen Herrn gestellt hatte.
    Guillaume wandte sich um und lächelte. »Das ist Jourdain, mein Page.«
    »Was ist ein Page?«, wollte Alix wissen und legte den Kopf schräg.
    »Ein Page dient seinem Herrn und lernt von ihm, bis er zum Knappen und später selbst zum Ritter wird. Nur Söhne von Lords dürfen Pagen werden«, erklärte Guillaume geduldig.
    »Ich will auch Page werden!«, rief Henry dazwischen. »Das kann ich doch? Mein Vater ist auch ein Lord, nicht wahr?«
    »Ja, mein Junge!« Guillaume lächelte wehmütig, denn er hatte sogleich an Baudouin denken müssen. »Es ist bereits beschlossene Sache zwischen deinem Vater und mir, dass du Page wirst,und das schon recht bald. Einen Herrn für dich habe ich schon ausgewählt!« Nach Baudouins Tod hatte er nicht lange überlegen müssen, wem er genauso blind vertraute, und Jean d’Erlée gebeten, sich Henrys anzunehmen. »Ich muss nur noch mit deinem Vater besprechen, wann er dich zu ihm bringt.« Er klopfte Henry aufmunternd auf die Schulter.
    »Wer ist denn mein künftiger Herr? Ein berühmter Ritter wie Ihr?«
    Guillaume lächelte. »Jean d’Erlée ist ein großartiger Ritter, Henry! Er wird dich vieles lehren. Ehre, Höflichkeit, Mut und Ritterlichkeit.«
    »Und wann kämpfen wir?«, fragte Henry ungeduldig und sprang aufgeregt von einem Bein aufs andere. Er flitzte um Guillaume herum. »Kann ich mal Euer Schwert sehen? Das, das meine Großmutter gemacht hat!«
    Guillaumes Hand lag wie so oft bereits auf Athanors Knauf. Er schüttelte tadelnd den Kopf. Henry würde lernen müssen, sich zurückzunehmen.
    »Vater hat mir davon erzählt. Athonor ist das beste Schwert Englands!«
    »Athanor«, verbesserte Guillaume. »Es heißt Athanor, und ob es das beste Schwert Englands ist, weiß ich nicht mit Sicherheit zu sagen. Mir aber ist es mehr wert als alle Reichtümer, die ich besitze, und glaube mir, das sind eine Menge Kisten voller Silber, dazu Gold und Edelsteine und viele, viele Ländereien!«, sagte er und zwickte Henry liebevoll in die Nase. »Ich zeige dir Athanor später, wenn dein Bruder uns seinen Falken vorgeführt hat. Beobachte du nur in der Zwischenzeit, was Jourdain tut, damit du weißt, was schon bald auch deine Aufgabe sein wird.«
     
    Nachdem er sich das Gut hatte zeigen lassen und Richards Wanderfalken bewundert hatte, war der König am Abend so hungrig und gut gelaunt wie lange nicht mehr. Er ließ sich reichlich aufgeben und begann, mit großem Appetit zu essen. Er spaßte nicht auf Kosten anderer, lachte gelöst über MargueritesScherze und die Missgeschicke seiner Enkel, von denen sie berichtete.
    »Ich habe drei Kinder. Henry ist etwas jünger als Alix und mein ganzer Stolz!« John strahlte. »Richard ist vier und Joan bald drei. Doch meine reizende Gemahlin hofft auf weitere Kinder, und ich muss gestehen, ich kann es kaum erwarten!« John lachte laut und schob sich ein großes Stück Braten in den Mund. »Doch sie wird sich beeilen müssen, um schwanger zu werden, denn ich werde schon bald aufs Festland ziehen, um den Franzosen in die Knie zu zwingen und die Normandie zurückzugewinnen! Im Norden werde ich auf Ferrand, den neuen Grafen von Flandern, zählen können. Er ist erst kürzlich Teil einer Allianz geworden, zu der auch mein Neffe Otto von Braunschweig und Raymond de Toulouse zählen«, erläuterte er redselig und leckte sich genüsslich die Finger ab. »Wunderbar, die Sauce und das Fleisch, herrlich zart und noch leicht rosa, so wie ich Braten liebe!«, schwärmte er. »Toulouse und Otto stehen mit Rom auf dem Kriegsfuß, wie auch ich bis vor Kurzem«, fuhr er fort und grinste. »Otto ist nur ein Jahr nach seiner Krönung zum Kaiser vom Papst exkommuniziert worden!« John rieb gedankenverloren über einen Fleck auf seinem Gewand, den ein Tropfen Sauce dort hinterlassen hatte. »Während ich seit der Anerkennung Langtons als Erzbischof von Canterbury nun hoffen kann, dass meine Exkommunikation und das Interdikt bald aufgehoben werden, sieht es bei ihm nicht nach einer raschen Einigung mit dem Papst aus. Innozenz unterstützt Friedrich von Hohenstaufen,
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