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Rettungskreuzer Ikarus Band 033 - Mister Zed

Rettungskreuzer Ikarus Band 033 - Mister Zed

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 033 - Mister Zed
Autoren: Nicole Rensmann
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1.
     
    Schon beim Anblick des Foyers ahnte Sonja, dass alles, was sie bisher auf dieser
Reise erlebt hatten, eine gemütliche Spazierfahrt gewesen war. Eine ihr
unerklärliche innere Unruhe ließ ihren Puls ansteigen.
    Die aus Titan bestehenden Wände der kreisförmigen, etwa hundert Quadratmeter
großen Halle würden jeglichen Angriffen von außen trotzen.
Ein Entkommen von dieser Station durfte so gut wie aussichtslos sein. Die Tore
hatten sich bereits hinter ihnen geschlossen, ein Zurück war nun unmöglich.
    Mithilfe der auf dem Datenchip gespeicherten Informationen war es ihnen ohne
Mühe gelungen, den Standort der wissenschaftlichen Basis zu lokalisieren
und zu betreten. Aber Gouverneur Leonid Gul hatte Roderick mitgeteilt, dass
er weder wusste, wie es auf der Station aussah, noch welches Regime herrschte.
Doch Roderick erzählte Sonja später, dass ihn die ängstliche
Mimik des Gouverneurs zur Vorsicht gemahnt hatte. Seine Bedenken bezüglich
der Mission hatte er diesmal jedoch dem Rest der Crew verschwiegen und somit
lediglich Prior Raphael Panettone ausgewählt, ihn zu begleiten. Und obwohl
er zunächst strikt dagegen gewesen war, auch Sonja mitzunehmen – er
wollte nicht, dass ihr Sohn als Waise aufwuchs, falls ihnen etwas zustoßen
sollte –, gelang es ihr schließlich ihn davon überzeugen, dass
ihr Ingenieurwissen hilfreich sein könnte.
    Sie hatte sich schon von ihrem ungeborenen Sohn getrennt, nun wollte Sonja nicht
auch noch auf Roderick verzichten müssen.
    Irgendwo hinter den Titantüren gab es ein Labor, einen Ort, an dem die
Hyperbombe konstruiert wurde. Dorthin mussten sie gelangen, ohne Aufsehen zu
erregen. Die Pläne der Bombe erhielten sie sicherlich nicht, wenn sie freundlich
danach fragten.
    Keiner der Arbeiter reagierte auf den unangekündigten Besuch, möglicherweise
warteten sie auf einen Befehl und besaßen in den Rückenteilen ihrer
weißen Anzüge oder in den teils deformierten Häuptern visuelle
Vorkehrungen, mit denen sie die Eindringlinge beobachteten.
    Ringsherum standen altertümliche Konsolen neben futuristischer Technik.
Einige groteske Typen, deren humanoides Äußeres auf unterschiedliche
Weise manipuliert worden war, schienen willkürlich auf Knöpfe zu drücken,
Regler zu bedienen und Monitore zu fixieren. Andere, eher menschlich aussehende
Wesen, starrten scheinbar ohne jegliche Regung auf die Tätigkeit der Kollegen.
Lernten sie von ihnen oder kontrollierten sie deren Aktivität? Auf den
Pulten, teilweise auch darunter zu Bergen aufgeschichtet, lagen unzählige
Waffen, deren Funktionstüchtigkeit fragwürdig schien. Sie wirkten
antik, verschmutzt und keinesfalls dieser sterilen und wie ein Hochsicherheitstrakt
versteckten Forschungsstation angepasst.
    Sonja hätte sich die Waffen gerne näher angesehen, doch ihr Eintreffen
blieb nicht länger unbeachtet.
    Am Ende der Halle schob sich nun die Wand so weit zur Seite, dass ein türgroßer
Spalt entstand, durch den ein Mann schlüpfte, der zunächst nur als
schlanker, hochgewachsener Scherenschnitt erkennbar war. Obwohl seine näher
kommenden Schritte wie Pistolenschüsse von den Wänden hallten, achtete
niemand seiner Mitarbeiter auf ihn. Nach jedem zweiten Schritt wirkte der Mann
wie ein nach vorn gebeugter Buckliger, der ihnen entgegenhumpelte, dann stand
er wieder aufrecht, nur um erneut in sich zusammenzufallen. Der schwarze, smokingähnliche
Overall passte sich bei der Verwandlung seiner Körperhaltung, ohne Falten
zu ziehen, perfekt an, als handle es sich dabei um eine zweite Haut.
    »Siehst du das auch?«, flüsterte Sonja, stieß Roderick
leicht mit dem Ellbogen an und nahm sein zaghaftes Nicken wahr. Sie verhielten
sich ruhig, abwartend. Er würde sie nicht töten oder einsperren, aber
wer wusste schon, ob das nicht vielleicht die bessere Alternative gewesen wäre,
bei dem, was ihnen drohen könnte.
    Als der Wandler sie erreichte, stand er aufrecht und blickte, gut zwei Köpfe
größer als Roderick, auf sie hinab. Das silberne, ordentlich gekämmte
Haar verlieh ihm oberflächliche Seriosität. Sein Gesicht schimmerte
kalkweiß, das linke Auge rollte wie in seiner Höhle und schien aus
mattem Titan zu bestehen. Mit dem rechten Auge musterte er Sonja, als habe er
schon länger keine Frau mehr gesehen. Seine Lippen verzogen sich zu einem
breiten Grinsen, das ein makelloses Gebiss preisgab. Nur die Eckzähne
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