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Der Glanz der Welt

Der Glanz der Welt

Titel: Der Glanz der Welt
Autoren: Michael Amon
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können. Das sind hochgeheime Abschriften von Abhörprotokollen des Geheimdienstes. Die gibt es offiziell gar nicht. Die kannst du nirgendwo vorlegen. Und wenn wir sie veröffentlichen, bekomme ich nie wieder solche Informationen. Aber wie gesagt, es wäre sowieso sinnlos, das öffentlich zu machen, weil es keinerlei Beweiskraft hat.“
    „Ist es gelogen?“, fragte Chiara.
    „Nein, nein, das verstehst du falsch. Wenn es so etwas wie die Wahrheit gibt, da drin steht sie. Zumindest die Wahrheit rund um Bein und Schnittling. Aber das sind illegale Mitschnitte von Telefonaten durch den Geheimdienst. Die gibt es, wie gesagt, offiziell gar nicht. Das könnten wir zwei oder unsere Runde sich aus den Fingern gesogen haben. Niemand wird die Richtigkeit bestätigen.“
    „Schöne Scheiße“, sagte Himmel.
    „Das kann man sagen“, Pirchmoser schlug wieder einmal mit der Faust auf den Tisch, „aber erzähl wenigstens, was drinsteht.“
    „Na klar“, sagte ich, „ich kann dir die Sachen auch geben, man sieht nicht, woher die Papiere sind. Vielleicht kann man wenigstens indirekt was daraus machen.“ Ich nahm die Unterlagen wieder aus dem Kuvert heraus und begann zu erzählen: „Soweit ich das verstehe, hat der Bein für den Schnittling die heiklen Geldtransaktionen gemacht. Wenn man Geld verschiebt, sei es aus steuerlichen Gründen oder weil Verbrechensgeld reingewaschen werden soll, dann ist es ganz wichtig, irgendwo den nachvollziehbaren Weg des Geldes zu unterbrechen. Solange man Geld überweist, von Bank zu Bank, kann man seinen Weg verfolgen. Indem man aber irgendwann dazwischen das Geld abhebt und im Köfferchenweitertransportiert, wird dieser nachvollziehbare Weg unterbrochen. Man fliegt mit dem Geld in irgendein Land, das es mit der Herkunft des Geldes nicht so genau nimmt, zahlt es dort auf das Konto eine Briefkastenfirma ein, und es ist wieder verfügbar. Aber niemand kann den Weg von der letzten Abhebung bis zur Einzahlung in der Karibik nachvollziehen. Der Zusammenhang ist praktisch nicht herstellbar. Und das war der Job vom Bein.“
    „Aber deswegen bringt man ihn doch nicht um. Das hätte für den Schnittling doch keinen Sinn, oder wollte er einen Mitwisser beseitigen? Das ergibt doch erst recht keinen Sinn, denn er braucht auf jeden Fall jemanden, der diesen Job macht. Der Schnittling oder der Grapschmann werden sicher nicht selbst mit dem Kofferl rund um den Globus düsen.“ Himmel stellte die richtige Frage.
    „In gewissem Sinne stimmt das, was du da sagst“, pflichtete ich Himmel bei, „aber wenn dein Handlanger zu gierig wird, immer mehr Geld verlangt, dann kann er dir lästig und unangenehm werden. Und der Bein ist sehr lästig und sehr unangenehm geworden. Der wollte nicht einfach nur eine Bezahlung, der wollte an den Deals beteiligt werden.“
    „Tatsächlich?“, fragte Pirchmoser.
    „Ja“, sagte ich, „die haben sich unglaublich sicher gefühlt und sich am Handy kein Blatt vor den Mund genommen. Sogar der Auftrag, dem Bein eine drüberzuziehen, ist per Handy ergangen. Man kann es kaum glauben. Das hat der Schmauch-Baller im Auftrag vom Schnittling eingefädelt. Er hat da irgendwelche Geschäftsfreunde aus dem Waffenhandel um eine Gefälligkeit ersucht.“
    „Schöne Gefälligkeit, jemanden als Kulanzleistung abzumurksen“, sagte Himmel.
    Ich lachte: „Wenn die Protokolle stimmen, dann war das eine ziemlich teure Gefälligkeit. Der John Belushi ist ein absoluter Profi.“
    „John Belushi?“ Pirchmoser sah mich ungläubig an, „verarsch mich nicht.“
    „Ja, man glaubt es kaum, der nennt sich wirklich so. Ist sein Künstlername. Er arbeitet weltweit, buchen kannst du ihn aber nur über eine sizilianische Mafiafamilie“, sagte ich.
    „Und wieso kenne ich den nicht, wieso habe ich von dem noch nie etwas gehört?“, fragte Pirchmoser.
    „Wahrscheinlich, weil du bis jetzt nie mit der sizilianischen Mafia zu tun gehabt hast. Hier im Land brauchen wir die nicht, wir haben unsere Eigenbau-Mafia. Da brauchen wir nicht auch noch einen Import aus Palermo“, sagte ich. „Profimörder hatten wir hier bisher so gut wie nie. Wenn, dann kamen die aus dem Osten. Aber der Schmauch-Baller hat eben gute Kontakte zur amerikanischen Mafia, der Cosa Nostra. Und über die ist er an die Figuren in Palermo gekommen. Mit denen verschiebt er Waffen in den Nahen Osten und nach Nordafrika.“
    „Klingt logisch“, sagte Pirchmoser, „und der Schnittling hat angeschafft, den Bein
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