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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen
Autoren: Zin meister Deana
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Prolog
    Das Jahr 1650, im Land an der Saar
    Die fünfzehnjährige Susanna wälzte sich unruhig auf ihrem Lager hin und her. Es war schwül und stickig in ihrer Dachkammer. Wehmütig blickte sie zu ihrer jüngeren Schwester Bärbel, die selig schlief. Susanna setzte sich leise seufzend auf und wischte sich mit dem Saum des Nachthemds über das verschwitzte Gesicht. Dann erhob sie sich von ihrem Strohsack, ging zu dem kleinen Dachfenster und streckte den Kopf hinaus. Nicht eine sanfte Brise wehte.
    Susanna strich sich ihr kastanienbraunes Haar zurück, zwirbelte es zusammen und rieb sich mit der Handfläche den Nacken trocken. Dabei blickte sie hinunter auf den Hof, wo das Mondlicht schwach die Umgebung erhellte. Plötzlich glaubte sie eine Bewegung ausmachen zu können. Sie nahm die Hände herunter, stützte sich am Fenstersims ab und kniff die Augen zusammen. Suchend ließ sie den Blick über den Hof schweifen. Als sie erneut einen Schatten zu sehen glaubte, zog sie erschrocken den Kopf zurück. Tatsächlich bewegte sich im Hof eine Gestalt, die trotz der Hitze in einen langen Mantel gekleidet war, im Schutz der Dunkelheit auf den leeren Stall zu. Dort verweilte der Fremde an der schmalen Pforte und schaute sich nach allen Seiten um.
    Susanna konnte das Gesicht nicht erkennen, doch sie hatte das Gefühl, als ob der Fremde zu ihr hochstarren würde. Wie ertappt trat das Mädchen einen Schritt in den Raum zurück. Sie zählte bis zehn und lugte dann vorsichtig wieder nach unten, wo sie gerade noch erkennen konnte, wie die Gestalt im Stall verschwand.
    Susannas Herz pochte heftig. »Wer könnte das sein, und was will er hier?«, murmelte sie und streckte den Kopf wieder zaghaft aus dem Fenster. Erstaunt sah sie eine weitere Gestalt, die ebenfalls zum Stall ging. Da die Person leicht hinkte, war sie sicher, dass es sich um ihren Vater handeln musste. Auch er verschwand in dem Bretterverschlag.
    Das ist wirklich seltsam , dachte Susanna beunruhigt. Angst wich der Neugierde. Sie wollte wissen, was in dem Stall vor sich ging.
    Susanna schaute kurz zu ihrer Schwester, die weiter ruhig schlief. Leise öffnete sie die Kammertür, ging zur Treppe und stieg vorsichtig, damit die Dielen nicht unter ihren Füßen knarrten, die Stufen nach unten. Sie öffnete geräuschlos die Haustür, schloss sie ebenso leise hinter sich und lief barfüßig über den Hof auf die hausabgewandte Seite des Viehverschlags. Erst dann blickte sie zurück, um zu prüfen, ob jemand sie gesehen hatte.
    Als im Haus alles ruhig blieb, kroch sie lautlos auf allen vieren zu der kleinen Klappe, die sich auf der Rückseite des Stalls befand. Die Öffnung ermöglichte es den Hühnern, bei schlechtem Wetter ins Trockene zu flüchten. Jetzt nutzte das Mädchen sie, um ins Innere des Verschlages zu spähen und zu lauschen. Susanna legte sich lang ausgestreckt davor und zog die Klappe vorsichtig nach außen hoch. Vor Aufregung hörte sie ihr Blut in den Ohren rauschen. Sie schloss für einige Herzschläge die Augen, um sich zu beruhigen. Dann spähte sie in die Dunkelheit des Stalls. Es war kaum etwas zu erkennen, doch sie glaubte Stimmen zu hören, die sie nicht verstehen konnte.
    Susanna rutschte näher an die Öffnung, als drinnen ein Kienspan angezündet wurde. Ein schwacher Lichtschein erhellte nun das Innere des Stalls. Jetzt erblickte Susanna zwei Paar Füße, die in braunen Schnürschuhen steckten und sich gegenüberstanden. Ein Fuß war leicht abgewinkelt. Vater , dachte das Mädchen. Seit dem Unfall mit dem Fuhrwerk vor einigen Jahren hinkte er, da sein gebrochener Fuß krumm wieder zusammengewachsen war.
    Susannas Neugierde wuchs mit jedem Atemzug. Sie konnte sich auf das geheime Treffen mitten in der Nacht keinen Reim machen und presste ihr Gesicht dicht an die Luke, damit sie nach oben schielen konnte. Der fremde Mann in dem schwarzen Mantel stand mit dem Rücken zu ihr, sodass Susanna sein Gesicht nicht sah. Der Unbekannte reichte dem Vater etwas, was er stumm entgegennahm. Susanna fluchte innerlich, da sie den Gegenstand nicht erkennen konnte. Sie versuchte den Kopf tiefer durch die Luke zu schieben und drehte sich deshalb auf die Seite, sodass sie besser nach oben blicken konnte.
    Als der Fremde mit tiefer Stimme zu ihrem Vater sprach, schaute dieser auf, und seine Augen bekamen einen sonderbaren Ausdruck. Jetzt konnte Susanna verstehen, was der Fremde zu ihrem Vater sagte: »Du hast dir gemerkt, was ich dir beim letzten Mal erklärt habe?«
    Der
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