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und das Pergament des Todes

und das Pergament des Todes

Titel: und das Pergament des Todes
Autoren: Brandon Sanderson
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Kapitel Eins
    Da war ich also, hing in meinem Sessel in einem tristen Flughafenterminal und kaute auf ein paar faden Kartoffelchips, während ich wartete.
    Mit so einem Anfang hattet ihr nicht gerechnet, was? Ihr habt wahrscheinlich gedacht, ich würde diese Erzählung mit etwas Aufregendem beginnen. Mit einer Situation, in der niederträchtige Bibliothekare eine Rolle spielen, etwas mit Altären, vielleicht ein paar Belebten oder zumindest einigen Maschinenpistolen.
    Es tut mir wirklich leid, euch enttäuschen zu müssen. Es wäre nicht das erste Mal. Aber es ist nur zu eurem Besten. Wisst ihr, ich habe beschlossen, mich zu bessern. Mein letztes Buch war schrecklich unfair– ich habe es mit einer starken, nervenaufreibenden Actionszene begonnen. Dann habe ich mich von diesem Szenario abgewandt und den Leser hängen lassen, voller ungelöster Fragen und entsprechend frustriert.
    Hiermit verspreche ich, nicht mehr derart irreführend zu schreiben. Ich werde keine Cliffhanger mehr verwenden oder irgendwelche anderen Tricks, um euch bei der Stange zu halten. Ich werde gelassen sein, respektvoll und vollkommen geradlinig.
    Wobei mir einfällt– habe ich erwähnt, dass ich mich, während ich dort am Flughafen wartete, wahrscheinlich in der gefährlichsten Situation meines gesamten Lebens befand?
    Ich aß noch einen faden Kartoffelchip.
    Wärt ihr an mir vorbeigegangen, als ich dort saß, hättet ihr wohl gedacht, dass ich wie ein durchschnittlicher amerikanischer Teenager aussah. Ich war dreizehn Jahre alt und hatte dunkelbraunes Haar. Gekleidet war ich in schlabberige Jeans, eine grüne Jacke und weiße Turnschuhe. Während der vergangenen Monate war ich zwar ein ganzes Stück gewachsen, aber für mein Alter hatte ich eine absolut durchschnittliche Größe.
    Das einzig nicht Normale an mir war die blaue Brille auf meiner Nase. Es war nicht wirklich eine Sonnenbrille, sie sah mehr aus wie die Lesebrille eines alten Mannes, nur dass eben die Gläser in einem hellen Blau getönt waren.
    (Diesen Aspekt meines Daseins halte ich immer noch für schrecklich unfair. Aus irgendeinem Grund sehen okulatorische Linsen umso uncooler aus, je mächtiger sie sind. Ich entwickle gerade eine Theorie dazu– das Gesetz der disproportionalen Lahmheit.)
    Ich schob mir einen weiteren Chip in den Mund. Komm schon …, dachte ich. Wo steckst du?
    Mein Großvater war, wie üblich, spät dran. Okay, es war nicht nur seine Schuld. Leavenworth Smedry ist eben ein Smedry. (Der Nachname ist ein eindeutiger Hinweis.) Und wie alle Smedrys hat er ein magisches Talent. In seinem Fall die Fähigkeit, auf magische Art zu spät zu kommen.
    Während die meisten Menschen das wahrscheinlich als eine lästige Behinderung empfänden, ist es typisch für uns Smedrys, unsere Talente zu unserem Vorteil einzusetzen. Grandpa Smedry zum Beispiel kommt eben auch zu spät, wenn es um Schusswunden und Katastrophen geht. Sein Talent hat ihm bei unzähligen Gelegenheiten das Leben gerettet.
    Unglücklicherweise kommt er auch den Rest der Zeit zu spät. Ich glaube, er benutzt sein Talent als Entschuldigung, selbst wenn es gar nichts damit zu tun hat. Ich habe schon ein paar Mal versucht, ihn in diesem Punkt zur Rede zu stellen, bin aber immer gescheitert. Er ist zu meiner Standpauke zu spät gekommen, und so haben ihn die Schallwellen einfach nie erreicht. (Außerdem ist nach Grandpa Smedrys Meinung eine Standpauke eine Katastrophe…)
    Ich fläzte mich noch ein bisschen tiefer in meinen Sitz und versuchte möglichst unauffällig auszusehen. Das Problem dabei war nur, dass jeder, der wusste, worauf er achten musste, sehen konnte, dass ich okulatorische Linsen trug. In diesem Fall meine babyblaue Brille, die ein Paar Botenlinsen enthielt, eine weit verbreitete Linse, durch die zwei Okulatoren über kurze Distanzen miteinander kommunizieren können. Während der vergangenen Monate hatten mein Großvater und ich viel Gebrauch von ihnen gemacht, während wir ständig vor den Agenten der Bibliothekare auf der Flucht gewesen waren.
    Nur sehr wenige Menschen in den Ländern des Schweigens verstehen, welche Macht in okulatorischen Linsen steckt. Die meisten Leute, die hier durch den Flughafen spazierten, hatten keine Ahnung, dass es Okulatoren, silimatische Technologie und die Sekte der niederträchtigen Bibliothekare gibt, die heimlich die Welt beherrscht.
    Ganz recht, ihr habt richtig gelesen. Niederträchtige Bibliothekare kontrollieren die Welt. Sie halten alle in
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