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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen
Autoren: Zin meister Deana
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ein anderer Knabe ihn am Schwanz zog und dabei schadenfroh lachte.
    »Franz! Theo!«, brüllte Arthur. »Lasst sofort das Vieh los!«
    Kaum hatte der Junge seinen Griff gelockert, sprang die Katze von seinem Arm und brachte sich miauend in Sicherheit.
    Die Jungen kamen näher und betrachteten Susanna neugierig. Als Franz auch die Ziege am Schwanz ziehen wollte, fauchte Susanna: »Wage es, und es setzt Prügel!«
    Sofort zog der Junge seine Hand zurück und blickte die Fremde erschrocken an.
    Susanna schätzte Franz nicht älter als sechs und Theo zwei Jahre jünger. Sie vermutete, dass die beiden ebenfalls ihre Vettern waren, denn sie hatten die gleichen Gesichtszüge wie Arthur. Auch ihre Augen lagen tief in den Höhlen und waren von dunklen Schatten umgeben. Die viel zu weiten Hosen schlackerten an ihren dünnen Körpern. Ihre strohhellen Haare standen wie bei einem Igel ab. Als Susanna glaubte, kleine Tiere in den Haarsträhnen der Jungen zu entdecken, juckte plötzlich auch ihre Kopfhaut.
    »Wer ist das?«, flüsterte der Kleinere neugierig.
    »Sie ist unsere Base Susanna«, erklärte Arthur knapp.
    »Wo sind eure Eltern?«, fragte Susanna freundlich.
    »Sicherlich im Haus«, antwortete Arthur, dessen Tonfall Susanna aufhorchen ließ. Sie blickte ihn fragend an, doch als er nichts sagte, sondern beschämt nach unten blickte, reichte sie dem Jungen den Strick und bat ihn: »Gib der Ziege zu saufen und lass sie anschließend auf der Wiese grasen.«
    Sofort trieb Arthur das Tier zu einer Tränke, die mit fauligem Wasser gefüllt war. Seinen Brüdern befahl er: »Schöpft frisches Wasser aus dem Brunnen und bringt es her.« Franz wollte etwas erwidern, doch als er Susannas strengen Blick sah, nahm er wortlos den Eimer. Theo stapfte stumm hinter ihm her.
    Susanna betrat die Kate. Sie bestand aus einem Raum, der spärlich möbliert war und gleichzeitig als Küche und Wohnbereich diente. Eine schmale Stiege neben der Eingangstür führte unters Dach. Als sie lautes Schnarchen hörte, schaute sich Susanna um und entdeckte an der hinteren Wandseite einen Mann, der auf dem blanken Boden lag und schlief. Sie ging näher und erschnupperte den Geruch von saurem Wein, der seinem offenen Mund entströmte. Angewidert rümpfte die junge Frau die Nase, als ein Kleinkind auf dem Dachboden wimmerte. Susanna ging zurück zur Stiege, raffte ihren Rock zusammen und kletterte die schmalen Tritte unters Dach hinauf. Vorsichtig streckte sie ihren Kopf durch die Klappe und spähte in den Raum hinein. Durch eine kleine Luke fiel spärliches Licht, sodass sie nur die Umrisse von mehreren Strohsäcken erkennen konnte.
    »Tante Agnes?«, fragte Susanna leise in den Raum.
    »Wer bist du?«, fragte eine ebenso flüsternde Stimme zurück.
    »Susanna, die Tochter deiner Schwester Maria. Mutter schickt mich mit unserer Ziege.«
    »Meine gute Schwester!«, schluchzte die Frau auf.
    Susanna krabbelte auf den Dachboden, stellte sich auf und klopfte den Staub von ihrem Rock. Ihre Tante lag auf einem Lager in der hinteren Ecke, wo man sie kaum erkennen konnte. Das Kleinkind lag unruhig neben ihr und wimmerte.
    Mit müden Augen blickte die Muhme Susanna entgegen und meinte: »Gott, bist du groß geworden!«
    »Warum liegst du hier oben?«, fragte Susanna. »Es ist viel zu stickig unterm Dach«, stellte sie fest und fächelte sich mit der Hand Luft zu.
    Die Frau schwieg, doch dann sagte sie: »Albert kann in seinem Zustand nur schwerlich die Leiter hinaufsteigen, sodass ich hier vor ihm sicher bin.«
    »Du meinst den Betrunkenen, der unten auf dem Boden liegt?«, fragte Susanna spöttisch und erschrak im selben Augenblick, als sie das blau geschlagene Auge der Frau sah.
    »Dir steht kein Urteil zu! Du weißt nichts über ihn oder uns. Albert war ein guter Mann«, verteidigte Agnes den Gatten, doch dann wurde ihre Stimme leiser. »Albert war nicht immer ein Trinker. Erst seit wir den Hof allein bewirtschaften, hat er sich verändert. Er spielt sich als Bauer auf, obwohl uns das Gehöft nicht gehört. Weder sieht er die Arbeit, noch sorgt er sich um die Felder, um das Vieh oder um uns. Schon in der Früh beginnt er zu trinken. Der Suff hat sein Wesen verändert.« Seufzend fügte sie hinzu: »Ich kann mich nicht um alles kümmern. Hanna ist unentwegt am Schreien, sodass ich kaum Ruhe finde. Ich habe noch vier andere Kinder, die versorgt werden müssen. Arthur hilft, wo er nur kann, aber die Arbeit ist zu viel für einen Zwölfjährigen.« Beschämt und
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