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Der Glanz der Welt

Der Glanz der Welt

Titel: Der Glanz der Welt
Autoren: Michael Amon
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zudeckte. Bekam ich eben Ischias, Rheuma, irgendetwas Schmerzhaftes im Rücken halt. Liebe tat immer ein wenig weh, oder so.
    „Shakespeare-Mörder gefasst!“ Himmel hielt die Schlagzeile einfach und übersichtlich. Er hatte auch nicht viel Material, denn Pirchmoser schwieg wie ein Grab. Es gab keine Namen, keine Bilder. Nur das Gerücht, und das hatte Pirchmoser gestreut, dass der Grapschmann in die Morde verwickelt war. Pirchmoser, der alte Fuchs. Er hatte das Gerücht wider besseres Wissen lanciert.
    Abenddämmerung. Wir saßen im Giacomos. Schön verteilt in den Ecken, auf der einen Seite die Guten, also wir. Auf der anderen Seite die Bösen, also Grapschmann & Co. Ein wenig wie dereinst im Jenseits. Aber das Giacomos war zum Glück eine sehr diesseitige Einrichtung.
    „Ist leider nur ein Gerücht, ich kann dem Grapschmann nichts beweisen“, sagte Pirchmoser.
    „Was willst du ihm denn beweisen?“, fragte Himmel.
    „Du bekommst es exklusiv“, sagte Pirchmoser.
    Aus meinem Handy dudelte „Goldfinger“. Mein Kontaktmann zu den Amis. Er habe ein Kuvert für mich und wohin damit … Ins Giacomos natürlich, wohin sonst. Aber es ist sehr vertraulich. Dann schick es mir mit dem Ali. Der betrat eine Viertelstunde später, sah nach Streckenrekord aus, das Giacomos und übergab mir einen Umschlag. Inschallah.
    Inzwischen hatte uns Pirchmoser von seinem nächtlichen Einsatz erzählt. Er machte es spannend.
    „Jetzt sag endlich, wen du erwischt hast“, drängte Himmel, „ich tippe auf den Miller. Der ist ein totaler Angeber, der hat nie irgendwo gespielt. Ich habe unser Archiv durchstöbern lassen. Nichts, absolut kein Engagement.“
    Pirchmoser lächelte: „Falsch. Es ist der Häuptling vom Verein, der Mühsal. Zuerst hat er jede Aussage verweigert und nur ein einziges Statement abgegeben. , Wir handeln, wie wir müssen. So lasst uns das Notwendige mit Würde, mit festem Schritte tun. Schiller, Wallensteins Tod. ‘ Mehr hat er nicht gesagt.“
    „Das hilft weiter“, sagte ich.
    „Wir haben eine Hausdurchsuchung gemacht und alles gefunden, was wir brauchen“, beruhigte uns Pirchmoser.
    „Was heißt das?“ Himmel wurde ungeduldig.
    „Wir haben eine Art Regiebuch gefunden, wie man es am Theater führt. Da stehen alle Details einer Inszenierung, alle äußeren Vorgänge drin. Auftritte und Abgänge der Figuren, wo sie stehen, wohin sie gehen, die Standorte der Utensilien, Beleuchtung, Bühnenmusik. Geführt wird dieses Buch von den Regieassistenten. Einerseits als Gedächtnisstütze während der Proben, andererseits als Hilfe bei der Wiederaufnahme einer Inszenierung. Und in den Aufzeichnungen von Mühsal waren alle Morde minutiös beschrieben, die Utensilien, die Aufmachung der Fundorte mitsamt dazugehörigen Skizzen. Da konnte er nicht viel leugnen, trotzdem bleibt ein Problem.“
    „Und das wäre welches?“, fragte ich.
    „Zum Mord an Bein gibt es keine Eintragungen, und Mühsal bestreitet entschieden, auch diesen Mord begangen zu haben. Die anderen hat er alle gestanden, inklusive der Planung des letzten Mordes an Miller, zu dem es nicht mehr gekommen ist.“
    „Und du glaubst ihm?“, fragte Himmel.
    „Ja, warum sollte er gerade den einen Mord nicht gestehen? Ob drei, vier oder fünf Morde ist für die Strafe völlig egal. Die Ermordung Beins bleibt ein Rätsel. Noch dazu mit diesem blöden Phantombild des Mörders. John Belushi, so ein Blödsinn.“ Pirchmoser lehnte sich zurück und sah uns an.
    „Du bist uns noch das Motiv schuldig“, sagte ich, „was ist der Sinn der ganzen Aktion?“
    „Motiv und Sinn sind zwei verschiedene Dinge. Das Motiv haben wir, das hat uns Mühsal erklärt. Aber Sinn ergibt sich daraus keiner. Höchstens für den Mühsal“, sagte Pirchmoser.
    „Na, sag schon“, drängte Himmel.
    „Es ist so einfach, dass es geradezu banal ist. Die Vereinsmitglieder haben diesen Rütlischwur abgelegt, niemals ineiner Regietheater-Inszenierung mitzuspielen“, sagte Pirchmoser, zog einen Zettel aus seiner Hosentasche und las vor:
    „Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern,
    in keiner Not auftreten und Gefahr.
    Wir wollen spielen frei, so wie die Väter einst,
    Eher den Tod, als unter miesen Regisseuren dienen,
    Wir wollen bauen einzig auf den Text original,
    Und uns nicht fürchten vor den Flausen der Regie.“
    „Und was verstehen die unter Regietheater?“, fragte Himmel.
    Pirchmoser erklärte: „Es müssen bestimmte Kriterien erfüllt werden, damit man von
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