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Der gewagte Antrag

Der gewagte Antrag

Titel: Der gewagte Antrag
Autoren: Paula Marshall
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Schaumfetzen an den Lefzen. “Vorsicht, Gentlemen!”, schrie Pompey und lenkte hastig das Gespann an den Rand der Straße. Der Hengst galoppierte am Wagen vorbei, bog ein Stück weiter ins Moor ab und war im Nu durch Bäume und Gestrüpp der Sicht entzogen.
    “Das war Rajah!”, sagte Cully verblüfft. “Was hat das zu bedeuten? Schnell weiter, Kutscher!”
    Pompey setzte die Reise fort, passierte nach einigen Minuten ein weitgeöffnetes Tor und näherte sich in rascher Fahrt dem prachtvollen Anwesen.
    Verwundert bemerkte Guy vor dem Säulenportal eine aufgeregte Menschenmenge, sah einen verrenkt am Boden liegenden Mann und ein Stück entfernt einen zweiten, neben dem eine Dame kniete. Ein dritter, offenbar ein Angestellter, redete auf sie ein, und ein vierter erteilte Anweisungen. Beim Näherkommen erkannte er den Bruder und sprang, kaum dass die Karriole gehalten hatte, aus dem Wagen. Ohne auf die Umstehenden zu achten, rannte er zu Charles, stieß grob jemanden beiseite und hockte sich neben den blutenden, bewusstlosen Bruder.
    “Was erlauben Sie sich, Sir?”, herrschte ihn John an. “Wer, zum Teufel, sind Sie?”
    “Was kümmert Sie das?”, brauste Guy auf und fügte weich hinzu: “Endlich, Shad, habe ich dich gefunden.” Erleichtert sah er, dass der Bruder sich regte, als habe der Klang der vertrauten Stimme ihn in die Wirklichkeit zurückgerufen.
    Verwirrt hatte Elinor den Konstabler aus der unerwartet eingetroffenen Kutsche steigen gesehen, und noch erstaunter betrachtete sie den Fremden, der ihren Gatten Chad genannt hatte. Ein grenzenloses Gefühl des Glücks durchströmte sie, als sie Chad sich, von dem neben ihm hockenden Mann unterstützt, halb aufrichten sah. “Dem Himmel sei Dank, er ist nicht tot!”, murmelte sie und hatte das Empfinden, von einer schweren Last befreit zu sein.
    “Das habe ich Ihnen doch bereits gesagt”, erwiderte Stuart ernst.
    “Wo bin ich, Guy?”, fragte Charles und schaute verständnislos die ihn umringende Gruppe erregter Menschen an. “Was machst du hier? Im ersten Moment glaubte ich, in Spanien zu sein. Wo ist Vinnie?”
    Elinor bemerkte zu ihrem Schrecken, dass Chad sie offenbar nicht mehr erkannte. Der von ihm Guy genannte Fremde griff ihm behutsam unter die Arme, half ihm auf die Füße und schaute ihn äußerst besorgt an.
    Chad stützte sich auf den Bruder, betrachtete die hübsche, ihn entgeistert anstarrende Dame und fragte verwundert: “Wer sind Sie, Madam? Wie bin ich in diese Umgebung gekommen? Ich dachte, ich sei in den Bergen. Aber wie ist es möglich, Guy, dass ich dich antreffe? Wer sind diese Leute? Was mache ich hier?”
    Jäh wurde Elinor klar, was geschehen war, und die Tränen schossen ihr in die Augen. Chad hatte das Erinnerungsvermögen zurückerlangt, wusste jedoch nicht, wen er vor sich hatte. “Oh, Chad, es kann nicht sein, dass du mich nicht mehr erkennst!”, flüsterte sie angstvoll und ging, die Hand auf das heftig pochende Herz gepresst, auf ihn zu.
    Ihr Blick war voller Liebe, und ihr Gesicht drückte ängstliche Besorgnis aus. Und plötzlich erinnerte Charles sich an alles, was geschehen war, ehe er nach Campions kam. Jäh wusste er auch, dass er die Gefühle dieser Frau, die ihn geheiratet hatte, von ganzem Herzen erwiderte. Aber er war sicher, dass sie sich voll Abscheu von ihm abkehren würde, sobald sie erfahren hatte, wer ihr Gatte war. Doch er musste ihr die Wahrheit eingestehen, selbst wenn es ihm das Herz brach. Er hatte stets nach dem Grundsatz gelebt, ehrlich zu sein, und die Ehrlichkeit war das einzige, das ihm jetzt vielleicht noch half.
    “Wer sind Sie, Sir?”, wandte Elinor sich an den Guy genannten Mann. “Woher kennen Sie meinen Gatten?”
    Er war zu der Erkenntnis gekommen, dass die Dame die Countess of Malplaquet sein musste. Wenn die Annahme zutraf, waren alle Beschreibungen, die er über sie gehört hatte, ihr nicht gerecht geworden. Selbst in ihrem Schmerz war sie eine beeindruckend attraktive Frau. “Wer ich bin, Madam?”, fragte er, ohne Charles loszulassen. “Nun, ich bin Guy Shadwell, der jüngste Sohn des Earl of Clermont, und das ist mein …”
    “Ich bin sein Bruder Charles Shadwell, Viscount Halstead”, unterbrach Charles ihn leise und schaute sie bewegt an. “Ich habe mein Erinnerungsvermögen zurückgewonnen und weiß, dass ich vor mehr als sieben Monaten mit meinem Kammerdiener von London nach Schottland gereist bin und unterwegs von Wegelagerern überfallen wurde. Mein Diener wurde
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