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Der gewagte Antrag

Der gewagte Antrag

Titel: Der gewagte Antrag
Autoren: Paula Marshall
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zusammen, bis sie im Kindbett starb. Nach diesen niederschmetternden Erfahrungen hatte er keine ernstzunehmenden Beziehungen zu Frauen, bis er im vergangenen Jahr Julia Merton traf. Und dann wiederholte sich die schreckliche Geschichte. Er überraschte Miss Merton mit einem Mann, der ihr Geliebter war, und sie erklärte Charles freimütig, sie habe ihn nur aus Vernunftgründen heiraten wollen. Nach dem Erlebnis mit seiner Gemahlin war er nun noch verletzter und ertränkte seinen Kummer im Wein. Anschließend ist er zu Watier gegangen und hat dort Ihren Cousin Bobus Beaumont getroffen, der ein Loblied auf Ihre Tugend und Sittsamkeit sang.”
    Guy machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: “Nun kamen mehrere Dinge zusammen, zum einen sein Abscheu vor leichtfertigen Weibern, zum anderen Mr. Beaumonts Elogen, vor allem jedoch der Umstand, dass unser Vater auf einer Ehe zwischen Charles und Ihnen bestand. In vollkommen trunkenem Zustand hat er dann diese beschämende Wette abgeschlossen. Natürlich hätte er das nie tun dürfen, aber nun begreifen Sie gewiss, wie es dazu gekommen ist.”
    Elinor stand auf, schlenderte zum Fenster und schaute in den Park hinunter. Charles' Verhalten bei Watier war verständlich, wenngleich unverzeihlich. Unvermittelt entsann sie sich, wie sie ihn in Versuchung gebracht hatte und wie zurückhaltend, anständig und charakterfest er gewesen war.
    “War er hier glücklich?”, fragte Guy leise.
    “Ja, sehr”, antwortete sie und drehte sich zu dem Schwager um. “Wir beide waren es.” Sie dachte sie daran, wie viel sie miteinander verbunden hatte die gleiche Freude an Pferden und Büchern, die gemeinsame Verwaltung von Campions, vor allem aber die Glut ihrer leidenschaftlichen Liebe. “Ja, wir waren überaus glücklich”, sagte sie versonnen.
    “Das freut mich zu hören”, erwiderte Guy. “Charles hatte nie ein frohes Leben, ausgenommen seine Zeit bei der Armee, doch auch den Dienst beim Militär musste er nach dem Tod unseres ältesten Bruders aufgeben. Unser Vater war nicht einmal dankbar, dass er sich so tatkräftig dafür eingesetzt hat, die von Frederick heruntergewirtschafteten Güter wieder ertragreich zu machen. Ein Gutes hat die ganze Sache indes, abgesehen davon, dass Charles Sie kennengelernt hat. Unser Vater verspürt nun den dringenden Wunsch, sich mit Charles zu versöhnen und ihm zu vergelten, was er an ihm durch seine falsche und abweisende Einstellung gesündigt hat. Ich kann es kaum erwarten, Vater die Neuigkeiten zu erzählen! Charles hat ihn immer gemocht, obgleich er von ihm nie gerecht behandelt wurde.”
    Elinor ging zu Guy, gab ihm einen Kuss auf die Wange und sagte weich: “Das war ein Geschenk für meinen Schwager. Willkommen in Campions, Guy.”
    “Du bist die bewundernswerteste Frau, die mir je begegnet ist”, erwiderte er herzlich. “Ich beneide Charles. Sei nicht zu hart zu ihm, wenn er wieder bei Bewusstsein ist. Ich kenne ihn. Er wird sehr darunter leiden, dass er diese widerwärtige Wette eingegangen ist.”
    “Nein, ich werde ihn nicht hassen und mit Vorwürfen überhäufen”, versprach Elinor lächelnd. “Ich muss dir etwas gestehen, Guy. Auch ich habe meinem Onkel Chesney erklärt, nichts in der Welt könne mich veranlassen, die Gattin deines Bruders zu werden. Doch dann, nachdem ich ihn kennengelernt hatte, konnte ich es nicht erwarten, ihn zu heiraten, und habe aller Welt getrotzt, als ich ihn zum Gatten nahm. Du hast keine Ahnung, wie erleichtert mein Verwalter auf die Neuigkeit reagiert hat, dass Charles mir ebenbürtig ist. Er mag ihn, konnte sich indes nicht mit dem Gedanken abfinden, dass ein einfacher Reitknecht Herr auf Campions ist. Ich freue mich darauf, ihn sich jetzt vor Charles verneigen zu sehen und ihn 'Ja, Mylord', 'Nein, Mylord' oder 'Wie es Ihnen beliebt, Eure Lordschaft' murmeln zu hören.”
    Unvermittelt fühlte Elinor sich wieder froh. Natürlich gedachte sie, Charles ein wenig mit der peinlichen Wette zu ärgern, doch nicht zu lange, damit er merkte, dass sie ihm nicht wirklich böse war und nichts, was er in seinem vorherigen Leben gesagt oder getan hatte, ihre Liebe zerstören konnte. Und unwillkürlich musste sie bei dem Gedanken schmunzeln, was wohl der Onkel sagen würde, wenn er erfuhr, dass Chad, der frühere Reitknecht und spätere Sekretär, in Wahrheit Charles Shadwell, Viscount Halstead, war.
    “Nein!”, sagte Charles nachdrücklichst und schaute finster den Arzt an. “Ich bleibe nicht im Bett. Die
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