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Der gewagte Antrag

Der gewagte Antrag

Titel: Der gewagte Antrag
Autoren: Paula Marshall
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erschossen; mich hat man all meiner Sachen und meines Gewehres beraubt und mir die Lumpen des Anführers angezogen. Dann wurden ich und der tote Vinnie in meine Kutsche gesetzt, die man anschließend einen Abhang hinunterstieß. Irgendwie habe ich mich retten können und wurde später im Moor herumirrend aufgefunden und nach Campions gebracht. Gott möge mir verzeihen, liebste Nell, für alles, was ich über dich geäußert habe, ehe ich dir begegnete.” Erschöpft von der Anstrengung des Sprechens, griff Charles sich stöhnend an den schmerzenden Kopf. Er wankte, und unvermittelt wurde ihm schwarz von den Augen.
    Nachdem der Viscount zusammengebrochen, ohnmächtig in sein Schlafgemach getragen und vom eingetroffenen Arzt untersucht worden war, zog Elinor sich mit Mr. Shadwell in ihren Salon zurück und erfuhr nach kurzer Zeit zu ihrer überaus großen Erleichterung von Dr. Ramsden, dass ihr Gatte keine lebensgefährliche Verletzung davongetragen hatte. Er hatte sogar kurz das Bewusstsein wiedererlangt und wirre Dinge geäußert. Der Doktor hatte Elinor getröstet und ihr versichert, ihr Gemahl stehe nur unter den Nachwirkungen des Schocks, den er durch die Verwundung, vor allem aber durch das zurückgekehrte Erinnerungsvermögen erlitten hatte. Selbst für ihn, den sonst so starken, widerstandsfähigen Mann, war die Verkettung der Umstände zu viel gewesen. Inzwischen schlief er tief und fest, denn Dr. Ramsden hatte ihm Laudanum gegeben.
    “Ich bin nicht überrascht, dass Sie meinen Bruder geheiratet haben”, sagte Guy nach einer Weile des Schweigens. “Auch wenn es, verzeihen Sie mir die Bemerkung, ein wenig befremdlich aussehen mag, dass Sie Ihren Sekretär zum Gatten genommen haben. Aber Charles ist wirklich ein wunderbarer Mensch.”
    “Ja”, stimmte Elinor schlicht dem Schwager zu.
    “Sie dürfen diese peinliche Wette gar nicht zur Kenntnis nehmen”, fuhr er unbehaglich fort.
    “Ich habe nicht die Absicht”, beruhigte sie ihn. Seit sie wusste, dass sie mit Halstead vermählt war, dem Mann, der sie in aller Öffentlichkeit bloßgestellt hatte, befand sie sich in einem inneren Zwiespalt. Es fiel ihr schwer zu glauben, dass Chad Newcome und Charles Shadwell ein und dieselbe Person waren. Alles, was sie über Halstead erfahren hatte, passte nicht zu Chad, den sie über alle Maßen liebte. Wann immer in der Vergangenheit die Sprache auf den Viscount gekommen war, hatte sie Zorn und Abscheu empfunden. Doch Chad war so ganz anders als das Bild, das sie sich von Halstead gemacht hatte.
    “Ich verstehe jedoch nicht”, äußerte Elinor nachdenklich, “warum Ihr Bruder, der Ihren Worten nach sehr selten trank, an jenem Abend bei Watier so betrunken gewesen ist. In den Monaten, die er hier lebt, hat er nie übermäßig viel Wein genossen und sich auch niemals abfällig über Frauen geäußert oder mit ihnen geschäkert. Weshalb ist er diese schändliche Wette eingegangen und hat behauptet, er könne mich auch ohne Trauschein besitzen? Ich … nun, ich war genötigt, ihm einen Heiratsantrag zu machen, um ihn … zu bekommen.”
    “Der Grund hat seine Wurzeln in Charles' Vergangenheit”, antwortete Guy ernst. “Mit kaum zwanzig Jahren musste er gegen seinen Willen in die Armee eintreten, weil mein Vater ihn nicht studieren ließ und ihm erklärte, ein Zweitgeborener habe stets beim Militär zu dienen. Zu jener Zeit lernte Charles eine Frau kennen, Isabella French, verliebte sich Hals über Kopf in sie und heiratete sie, ebenfalls gegen Vaters Wunsch. Anfänglich schien die Ehe glücklich zu sein. Aber Charles war nicht oft daheim, und eines Tages überraschte er Isabella mit Harvey Black, seinem besten Freund. Es kam zu einer furchtbaren Auseinandersetzung, in deren Verlauf er erfuhr, dass seine Gattin ihn seit Langem betrog, und nicht nur mit Harvey. Er forderte ihn zum Duell auf Pistolen, wurde von Harvey jedoch nicht getroffen. Seinem Freund war jedoch aufgefallen, dass Charles absichtlich in die Luft geschossen hatte, und er bestand darauf, das Duell richtig auszutragen. Beim zweiten Durchgang war Charles daher gezwungen, auf Harvey anzulegen, und diesmal traf er ihn in die Schulter. Die Verwundung entzündete sich, und ein halbes Jahr später starb Harvey Black. Sie können sich vorstellen, Madam, wie man Bruder sich gefühlt hat.”
    “Ja”, flüsterte Elinor betroffen.
    “Aber es kam noch schlimmer. Seine Gattin war guter Hoffnung, doch das Kind konnte nicht von ihm sein. Dennoch blieb er mit ihr
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