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Der gewagte Antrag

Der gewagte Antrag

Titel: Der gewagte Antrag
Autoren: Paula Marshall
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geheiratet.” Behend saß er ab, riss die Pistole aus der Satteltasche und richtete sie auf Newcome.
    “Was fällt dir ein?”, erwiderte Elinor in gezwungen ruhigem Ton. “Steck sofort die Waffe fort, Ulric! Ja, es stimmt, ich habe Mr. Newcome geheiratet.”
    Chad hatte das Halfter des Hengstes losgelassen und war einen Schritt auf Mr. Tallboys zugegangen.
    “Bleiben Sie stehen, oder ich erschieße Sie auf der Stelle!”, herrschte Ulric ihn an. “Du hast mich ruiniert, Nell! Ich bin nach Irland gefahren, um dem Schuldgefängnis zu entkommen. Die Büttel und die Gläubiger waren hinter mir her, weil nichts darauf schließen ließ, dass du dich mit mir vermählen würdest. Nachdem du jetzt diesen Dreckskerl zum Mann genommen hast, werde ich es dir zu verdanken haben, wenn ich mein Leben hinter Gittern verbringen muss. Aber das werde ich zu verhindern wissen. Fahrt zur Hölle, alle miteinander!”
    Er fuchtelte wild mit der Pistole, doch aus Angst, Lady Malplaquet zu gefährden, wagte niemand, sich ihm in den Weg zu stellen.
    “Verdammt sollst du sein, Nell!”, fuhr er mit greller werdender Stimme fort. “Nur dieser Lump da hat dich, als er den von mir angeheuerten Langton erschoss, davor bewahrt, getötet zu werden. Nun geht es ihm an den Kragen, denn jetzt habe ich nichts mehr zu verlieren.” Ulric legte die Pistole an, zielte auf Newcome und legte den Abzug um.
    Einen Herzschlag früher, ehe der Schuss knallte, hatte Chad den Rappen losgelassen und sich aus Sorge, Mr. Tallboys könne Elinor ein Leid antun, auf ihn geworfen. Der Sprung rettete ihm das Leben, da die Kugel nur seinen gesenkten Kopf streifte, statt ihn in die Brust zu treffen. Er geriet aus dem Gleichgewicht und stürzte schmerzverzerrten Gesichtes zu Boden.
    Entsetzt schrie Elinor auf und glitt aus dem Sattel.
    Ulric sah Newcome fallen und begriff, dass er sich retten musste. Im Nu war er bei dem Hengst und versuchte, sich auf ihn zu schwingen.
    Der Knall und der fremde Geruch hatten Rajah verstört. Wiehernd bäumte er sich auf, und dem ihn auf der anderen Seite haltenden Stallburschen entglitt das Halfter. Der Vetter der Countess wurde auf die Erde gestoßen; der Rappe keilte aus, und im nächsten Moment trafen seine herabsausenden Vorderhufe den hilflos ausgestreckten Mr. Tallboys. Immer wieder stieg das Tier schrill wiehernd auf und zertrampelte blindwütig den unter ihm liegenden Mann. Plötzlich stürmte er, knapp an Mr. Newcome vorbei, in wilder Flucht die Allee hinunter und verschwand durch das geöffnete schmiedeeiserne Tor.
    Zu Tode erschrocken kniete Elinor sich neben Chad und nahm weinend seinen blutenden Kopf auf den Schoß.
    Der Schock über den grausigen Vorfall hatte die Umstehenden gelähmt. John löste sich als erster aus der Starre, die ihn befallen hatte, und erteilte unverzüglich Anweisungen, Dr. Ramsden zu rufen und eine Trage zu holen.
    “Bitte, Eure Ladyschaft, lassen Sie uns Ihren Gatten untersuchen”, sagte Stuart Aisgill bestürzt.
    Sie achtete nicht auf ihn. Nur ein Gedanke beherrschte ihren Sinn. Es war die Angst, Chad könne tot sein.

13. KAPITEL
    A ngehalten, so schnell wie möglich nach Campions zu kommen, lenkte Pompey, der einst bei der Armee unter Charles Shadwell gedient hatte und in Clermont House als Kutscher beschäftigt war, das mit halsbrecherischer Geschwindigkeit voranpreschende Gespann.
    In Gedanken weilte Guy bei dem Bruder, den er am Ende der Reise wiederzusehen hoffte, und fragte sich, was dann geschehen mochte. “Wie lange kann es dauern, bis jemand das Erinnerungsvermögen wiedererlangt?”, erkundigte er sich bang bei dem neben ihm sitzenden Konstabler.
    “Das weiß ich nicht”, antwortete Cully. “Die Fälle von Gedächtnisschwund, die ich bisher kennengelernt habe, waren alle unterschiedlicher Natur. Einige Leute konnten sich nie wieder erinnern, andere nach Ablauf unterschiedlicher Zeiten, wussten dann manchmal jedoch nicht, was sich inzwischen ereignet hatte.”
    Für Guy war diese Erklärung kein Trost, und bedrückt versank er wieder in Schweigen.
    Endlich hatte die Kutsche die Umgebung von Campions erreicht und raste auf der zum Gut führenden Straße dahin. Und schließlich sah Guy das am Rande des Moores gelegene Herrenhaus vor sich, von dessen Besitzerin er so viel gehört hatte. Die blassen Strahlen der Märzsonne beschienen ein großes, ausgedehntes Gebäude, das sich am Ende einer langen Allee befand.
    Plötzlich preschte ein stattlicher Rappe auf die Karriole zu,
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