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Damon Knight's Collection 09 (FO 16)

Damon Knight's Collection 09 (FO 16)

Titel: Damon Knight's Collection 09 (FO 16)
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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Das absolut vollkommene Juwel
 
(R. A. Lafferty)
     
     
    Uns befällt ein etwas ungutes Gefühl, wenn wir Vollkommenheit erreicht haben. Wir meinen, von unserer Höhe herabschauen zu müssen. Wir haben den uns zustehenden Platz erobert und nichts liegt unter uns; doch in der Vorstellung schweben wir über Tiefen und Tieren. Hinabzublicken, läßt Kulte aufkommen.
    Es gibt Kulte in anderen Ländern und bei anderen Völkern. Die Iren und Amerikaner und Afrikaner sind respektable Partner auf philosophischem und industriellem Gebiet, aber die Kulte sind etwas anderes. Jede Hinzufügung würde die so perfekte Welt beeinträchtigen, die dem vollkommenen Gedanken des Schöpfers entspricht. Gäbe es tatsächlich ein Afrika, ein Irland, ein Amerika, ein Atlantis oder Indien, dann wären wir nicht die gleichen, die wir sind. Die dreigeteilte Einheit der Ökumene wäre zunichte gemacht; die bewohnbare Welt-Insel, das einzige Auge in der Stirn des Weltglobus, hätte ihre Gültigkeit verloren.
    Diejenigen, die finden, daß unsere rationelle und vollkommene Welt sich in die weiten unbewußten Gebiete des Unter-Geistes begeben sollte, in die andere Fauna und die unfaßlichen Kontinente verfälschter Vorstellungen und schwarzer Magie, spiegeln uns vor, daß wir damit Gedankentiefe erreichen könnten.
    Wir wollen diese Tiefe nicht. Wir wollen Höhe. Laßt uns also diese Unterwelt-Schemen aus unseren Gedanken verbannen und uns selbst erheben. Und unsere innere Unruhe wird sich legen.
    AUDIFAX O’HANLON, Exaltations-Philosophie
     
    Die Yacht Der Wahre Gläubige segelte auf Ostkurs vor der Küste in fünfzehn Grad nördlicher Breite und vierundzwanzig Grad östlicher Länge. Im Norden des parallel zum Land fahrenden Schiffs lag die herrliche Zimtküste Lybiens mit ihren wunderbaren Stränden und großartigen Hotels in diesiger Ferne. Nach Osten und Westen und Süden erblickte das Auge nur die weißgekrönten Wellen des Ozeans bis zum Horizont. Die Wahre Gläubige schipperte an der südlichsten Grenze der Ökumene entlang, der bewohnbaren und bewohnten Welt.
    August Shackleton schlürfte eine Bombe Romana aus einer dickbäuchigen Flasche und kläffte fröhlich vor sich hin, während er die Wahre Gläubige durch die Fluten steuerte.
    „Es ist ein Kinderspiel“, frohlockte er, „aber günstigere Wogen als hier habe ich noch nie erlebt. Wir versuchen, die äußeren Geister anzurufen. Wir versuchen, die inneren Geister und Länder anzurufen. Es ist eine Kinderposse. Warum tun wir es eigentlich, Boyle, wenn nicht zum Spaß?“
    „Reicht das nicht als Grund, Shackleton? Es gibt noch einen, aber wir verfolgen ihn unbeholfen und ohne zu wissen, was wir tun. Das Problem mit den Menschen (was anscheinend niemand bemerkt) ist, daß wir eine Gattung sind, die niemals eine Erwachsenen-Kultur hatte. Wir empfinden diesen Mangel zusehends mehr, während wir auf anderen Gebieten reifer werden. Es wird lästig, die Kindheit ewig auszudehnen. Die spielerischen Vergnügungen, die leicht faßbare Rationalität, die leichten Regierungen und Wissenschaften sind wirklich kindisch. Wir lernen sie, so lange wir noch Kinder sind, und wir suchen etwas Darüberhinausgehendes. Es gibt nichts jenseits der Kindlichkeit, Shackleton. Wir müssen irgendwie eine tiefere Einsicht finden. Nach diesem Tieferliegenden halten wir hier Ausschau.“
    „Was? Dadurch, daß wir eine Spritztour unternehmen, die selbst für Kinder kindisch ist, Boyle? Ich habe mich vor meinen Söhnen geschämt, als ich ihnen gestand, welchen Zeitvertreib ich mir ausgedacht hatte. Zuerst veranstalteten wir diese Seancen zur Zerstreuung. Falls wir Geister herbeiriefen, waren es zweifellos kindische. Und jetzt diese Fahrt mit der Wahren Gläubigen. Wir suchen die geographische Heimstätte gewisser kollektiver unbewußter Vorstellungen! Warum sollten unsere Kinder uns deswegen nicht auslachen! Na schön, sparen wir uns die Scham. Wir haben dabei anregenden und farbenprächtigen Spaß, aber erwachsen benehmen wir uns nicht.“
    Die anderen vier Mitglieder der Reisegesellschaft, Sebastian Linter und die drei Ehefrauen Justina Shackleton, Luna Boyle und Mintgreen Linter schwammen im blauen Meer. Die Wahre Gläubige segelte mit geringer Fahrt dahin, und die vier Schwimmer waren an Außenbord-Schleppleinen angehakt.
    „Irgend etwas stimmt mit dem Wasser nicht!“ rief Justina Shackleton plötzlich ihrem Mann zu. „Hier schwimmen Algen herum, die nicht da sein dürften. Schlick und Sumpfgräser sind
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