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Der Fluch des Salamanders

Der Fluch des Salamanders

Titel: Der Fluch des Salamanders
Autoren: Ruediger Bertram
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Lea.
    Obwohl John Angst hatte und obwohl es nur ein Gefühl war, wollte er der Sache auf den Grund gehen. Zur Not auch alleine. Er schnappte sich seine Tasche und verließ leise die Hütte. Er war noch nicht weit gekommen, als er merkte, dass Lea ihm gefolgt war.
    »Warte doch! Was hast du vor?«
    »Nachsehen, was los ist!«, antwortete John.
    »Aber danach gibst du Ruhe! Versprochen?«
    »Versprochen!«
    Vorsichtig schlichen die Zwillinge durch das Dorf. Auf den Wegen war niemand zu sehen, nur am Waldrand tauchte ein Schatten auf. Es war ein Paka. Lea hatte die ferkelgroßen Tiere schon im Camp gesehen und Pablo hatte ihr den Namen verraten.
    Der Paka verschwand laut grunzend zwischenden Bäumen. John hatte die Taschenlampe dabei, aber er benutzte sie nicht. Er vertraute auf das Licht des Vollmondes, das immer wieder zwischen den Regenwolken hindurchschien. Und wenn es zu dunkel würde, hatte er immer noch das Nachtsichtgerät dabei. In diesem Moment legte sich auf einmal eine kalte Hand von hinten auf seine und Leas Schulter.
    Die Zwillinge schrien vor Schreck auf.
    Als sie sich umdrehten, sahen sie, dass es Pablo war, der ihr Verschwinden bemerkt und sie gesucht hatte.
    »Was wollt ihr hier mitten in der Nacht?«, fragte der junge Indio.
    »Das wissen wir selber nicht so genau«, antwortete Lea. »Mein Bruder hat so ein Gefühl.«
    »Das ist genau wie in meinen Büchern«, erklärte John. »Wenn da alles zu perfekt ist, dann ist irgendwas nicht in Ordnung. Hier ist das Ganze auch einfach zu glatt und es würde mich nicht wundern, wenn wir die Antwort in der Pyramide finden.«
    »Dann lasst uns nachsehen, damit ich endlich weiterschlafen kann«, sagte Pablo und gähnte.
    Gemeinsam liefen sie auf die Pyramide zu. Die Stufen waren glatt und ausgetreten. Sie mussten aufpassen, dass sie nicht ausrutschten. Mit seinem kaputten Knöchel fiel es John besonders schwer, die Treppe zu erklimmen.
    Auf dieser Seite konnten sie nichts Verdächtiges entdecken. Pablo und Lea wollten zurück in ihre Hängematte, aber John bestand drauf, auf halber Höhe einmal um die Pyramide herumzugehen.
    Auf der Rückseite parkte der Lastwagen, über den Balam gesprochen hatte. Daneben stand ein Generator, von dem ein Kabel in die Pyramide führte. Durch eine steinerne Pforte, die auf halber Höhe lag, fiel Licht ins Freie.
    Trotz seiner Schmerzen und obwohl er Angst hatte, schlich John voraus. Lea und Pablo folgten ihm, bis sie die Öffnung der Pyramide erreicht hatten. Vorsichtig spähten sie in den Raum, der dahinterlag. Die Wände waren in bunten Farben bemalt, die im Licht einiger Glühbirnen hell erstrahlten. Die Bilder an den Wänden zeigten Menschen mit Federhüten, Pumas und immer wieder bunte Salamander.
    Unter den Zeichnungen saß Balam auf einer ArtThron. Er trug nur einen Schurz um die Hüften und auf seinem Kopf einen Hut, auf dem lange Quetzal-Federn schillerten. Sein Körper war mit geheimnisvollen Zeichen bemalt, und in seiner rechten Hand hielt er einen langen Dolch. Um ihn herum standen andere Indios, die mit Lanzen bewaffnet waren. Aber das bemerkten Lea und John gar nicht, weil sie nur Augen hatten für ihre Eltern, die mit gefesselten Armen vor Balam auf dem Boden lagen.

»Wir müssen sie da rausholen! Wir müssen sie retten«, flüsterte John, als er sich vom ersten Schock erholt hatte. Er hatte Mühe, sich zu beherrschen und leise zu sprechen. Sie hockten immer noch am Eingang zur Pyramide und John hatte Angst, dass Balam und seine Leute Pablo, Lea und ihn entdecken könnten.
    »Aber wie?«, fragte Lea, die der Anblick ihrer gefesselten Eltern genauso erschreckt hatte.
    »Jedenfalls nicht, indem wir einfach da reinstürzen«, erwiderte Pablo.
    »Du hast gesagt, unsere Eltern warten in der Stadt auf uns«, flüsterte John.
    »Dabei hast du die ganze Zeit gewusst, dass das nicht stimmt«, ergänzte Lea wütend.
    »Wenn ich es euch gesagt hätte, wärt ihr doch niemit mir gekommen«, antwortete Pablo. »Aber im Lager war es zu gefährlich. Ich wusste ja nicht, ob die Entführer zurückkommen.«
    »Du hast das gewusst?!« Lea sah ihn vorwurfsvoll an.
    »Nur, dass sie nicht freiwillig gegangen sind. Das habe ich an den tiefen Fußspuren gesehen. Ihre Entführer haben sie aus dem Lager getragen. Aber ich hatte keine Ahnung, dass es verrückte Indios waren, die sie verschleppt haben. Ich dachte, sie wären irgendwelchen Goldsuchern in die Quere gekommen, die Angst hatten, dass eure Eltern sie anzeigen. Ihr habt ja gesehen,
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