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Der Fluch des Salamanders

Der Fluch des Salamanders

Titel: Der Fluch des Salamanders
Autoren: Ruediger Bertram
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die Zwillinge.
    Erst als sie in den Teich sprangen, flüsterte er: »Ich weiß nicht, ob man ihm vertrauen kann.«
    »Warum, Balam ist doch nett!«, erwiderte Lea.
    »Find ich auch!«, bestätigte John.
    »Balam heißt Jaguar in der Mayasprache und einem Jaguar ist nicht zu trauen. Kein Wortüber eure Eltern, hört ihr!«, erwiderte Pablo und tauchte mit dem Kopf unter, weil sich am Ufer ein paar von den Dorfbewohnern versammelt hatten. Vor allem alte Frauen und kleine Kinder waren gekommen, um ihnen lachend beim Baden zuzusehen.
    Lea und John störte das nicht. Genauso wenig wie Pablos Schwarzmalerei. Sie genossen das Wasser und hatten das erste Mal seit langer Zeit das Gefühl, alles würde gut werden. Morgen würden die Indios sie in die Stadt bringen, wo ihre Eltern wahrscheinlich längst auf sie warteten und sich bestimmt schon schreckliche Sorgen um sie machten.

»Wow, guckt euch das an! Schaut nur diese Muster«, rief Lea, als sie erfrischt und sauber aus dem Wasser stieg. Am Ufer lagen neue Kleider aus gewebter Baumwolle für sie alle. Die Sachen leuchteten in bunten Farben und Lea war ganz begeistert von den Stoffen.
    Nachdem sie sich alle drei umgezogen hatten, signalisierte ein kleiner Junge ihnen, ihm zu folgen. Er führte sie an der Pyramide vorbei zu einer großen Hütte.
    John stieß Lea in die Seite und zeigte auf die Bilder, die in die Steine der Pyramide eingeritzt waren.
    Neben den Männern mit den Federhüten waren es vor allem Pumas und Salamander. Die Echsen ähnelten entfernt dem geheimnisvollen Orchideensalamander,dem ihre Eltern nun schon seit einem halben Jahr erfolglos hinterherjagten.
    Der einfache Holzbau, in dem Balam auf sie wartete, hatte keine Wände, aber ein Dach, das mit Blättern gedeckt und dicht genug war, den einsetzenden Regen abzuhalten. Auf dem Boden standen Schüsseln mit Essen. Lea und John mussten sich beherrschen, um sich nicht sofort auf die herrlich riechenden Köstlichkeiten zu stürzen.
    »Greift zu. Ihr seht hungrig aus«, begrüßte sie Balam. »Und danach erzählt ihr mir eure Geschichte.«
    Das ließen sich die Zwillinge nicht zweimal sagen und auch Pablo verlor schnell seine Zurückhaltung.
    Nach der unfreiwilligen Tortillas-und-Bohnen-Diät genossen sie das Festmahl. Es gab Mais in unterschiedlichen Zubereitungen: von gegrillten Maiskolben bis hin zu Maisbällchen, die mit Hühnchenfleisch gefüllt waren. Daneben stand ein Topf mit gebratenem Fleisch.
    »Was ist das?«, fragte Lea.

    (aus Leas Notizbuch)
    »Faultier«, antwortete Balam. »Gut abgehangen und sehr lecker. Kein Wunder, es bewegt sich ja auch nicht viel. Möchtest du probieren?«
    »Nein, danke! Ich esse kein Fleisch«, log Lea entsetzt.
    Balam sah sie einen Moment ernst an, dann fing er laut an zu lachen.
    »Hey, keine Sorge! Das war ein Scherz! Das ist Ziege«, erklärte er und schob Lea die Schüssel hin.
    Lea verzichtete trotzdem lieber auf das Fleisch, genau wie John. Es gab genug anderes zu essen: Kürbisse, gegrillte Süßwasserfische, Avocados, Papayas, Bananen, pürierte Bohnen und Unmengen von Chilischoten, die Pablo mit Genuss verzehrte.
    Als Lea eine davon probierte, brannte ihr Mund wie Feuer. Es war das Schärfste, das sie jemals gegessen hatte, und sie brauchte drei Becher Wasser, um den Brand zu löschen. Balam und Pablo lachten und John nutzte die Ablenkung, um die Chili, die er schon in der Hand gehalten hatte, unauffällig wieder zurückzulegen.

    (aus Johns Notizbuch)
    Zum Nachtisch wurde Kakao serviert. Es war der beste Kakao, den Lea und John je getrunken hatten. Er war nicht so süß, wie sie ihn von zu Hausekannten, aber viel, viel aromatischer, auch wenn er ein bisschen bitter schmeckte.
    Als die Zwillinge und Pablo endlich satt waren, berichteten sie Balam, dass sie auf dem Weg in die Stadt waren, wegen des Hochwassers einen Umweg machen mussten und dabei fast den Goldgräbern in die Hände gefallen waren. Von ihren Eltern erzählten sie nichts, auch wenn sie Pablos Warnung immer noch für übertrieben hielten. Sie sagten einfach, dass sie auf dem Weg zu ihren Eltern seien. Und irgendwie war das ja auch nicht ganz gelogen. »Die Goldsucher vergiften den ganzen Urwald. Sie und die Holzfäller machen unsere Heimat kaputt. Und dabei sind sie nicht die Einzigen. Aber wir werden ihnen das Handwerk legen und sie alle bestrafen. Das habe ich unseren Göttern geschworen«, erklärte Balam und hieb mit der Faust neben sich auf den Boden. Es war das erste Mal, dass die Zwillinge
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