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Der Fluch des Salamanders

Der Fluch des Salamanders

Titel: Der Fluch des Salamanders
Autoren: Ruediger Bertram
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»Oder wollt ihr mich in Dummheit sterben lassen?«
    »Wir fahren sie besuchen!«, brüllte Lea glücklich. »In den Sommerferien!«
    »Das freut mich für euch!«, flüsterte Oma.
    Sie drehte sich um und machte sich auf den Rückweg zum Hof. Es war höchste Zeit, die Zebras zu füttern. Als sie über das Feld ging, sammelte sie ihre Hausschuhe ein. Ein halbes Jahr war es her, dass die Zwillinge ihre Eltern zum letzten Mal gesehen hatten. Es war gut, dass Lea und John sie jetzt besuchen fuhren, auch wenn das für die Kinder eine Reise in den tiefsten Dschungel und für sie selbst einen einsamen Sommer bedeutete.

    Als Lea und John abends in ihren Betten lagen, hörten sie draußen vor dem Fenster die Zebras, Antilopen und Lamas brüllen, die Oma auf ihrem Hof hielt. Das mit den Tieren war Opas Idee gewesen.Er wollte groß in das Geschäft mit exotischen Tieren einsteigen. Er hatte gehofft, Restaurants mit mutigen Köchen für das Fleisch begeistern zu können. Sogar südamerikanische Meerschweinchen hatte er extra aus Peru einfliegen lassen, obwohl Großmutter ihn gewarnt hatte. Und sie hatte recht behalten. Niemand wollte die süßen Tiere essen. Wirtschaftlich war die Idee ein totaler Reinfall gewesen. Da die Tiere aber nun mal da waren, gründeten Johns und Leas Großeltern einen kleinen Privatzoo. Sogar ein Karibu und einige Erdmännchen, die kein anderer Zoo mehr haben wollte, hatten sie angeschafft, um die Beliebtheit zu steigern. Das Karibu war schon vor Jahren gestorben, genau wie Großvater. Den kleinen Zoo aber gab es immer noch. Leas und Johns Vater war zwischen den exotischen Tieren aufgewachsen und hatte dabei schon als Kind seine Begeisterung für die Zoologie entdeckt. Während des Biologiestudiums hatte er in England seine Frau kennengelernt, Leas und Johns Mutter. Gemeinsam reisten die beiden auf immer neuen Expeditionen um die ganze Welt auf der Suchenach noch unentdeckten Tierarten. Vor einiger Zeit waren sie nach Guatemala gefahren, um dort als Erste den geheimnisvollen Orchideensalamander zu erforschen. Aber der »dämliche Lurch«, wie John ihn nannte, ließ sich einfach nicht blicken und deswegen mussten ihre Eltern den Aufenthalt im Dschungel immer wieder verlängern. Bisher hatten Lea und John ihre Eltern noch nie bei der Arbeit besuchen dürfen.
    »Was schreibst du in dein Buch?«, fragte Lea. Sie hatte den Band mit den leeren Seiten auf dem Schoß und überlegte, was ihr erster Eintrag werden sollte.
    »Verrat ich nicht!«, erwiderte John. Er lag auf der Seite und stützte seinen Kopf mit der rechten Hand. Mit der linken schrieb er in das Heft, das auf seiner Bettdecke lag.
    »Sag schon«, drängelte Lea.
    »Na gut, ich schreibe über das Land, in das wir reisen werden. Dieses Luamalala«, erwiderte John, der es seinen Eltern immer noch übel nahm, dass sie sie hier zurückgelassen hatten.
    »Es heißt Guatemala, nicht Luamalala«, korrigierteLea. »Trotzdem eine gute Idee! Das mache ich auch.«
    »Nachmacherin!«
    »Selber!«
    (aus Johns Notizbuch)
    Lea griff nach dem dritten Band des Taschenlexikons, das ihre Mutter ihr geschenkt hatte. Es war der Band mit dem Buchstaben G. G wie Guatemala. Ihr Vater hatte für das Lexikon extra ein Bücherbord an die Wand gedübelt, damit Lea das Lexikon immer griffbereit hatte, wenn sie im Bett lag.
    Auch John besaß ein Regal, auf dem seine Lieblingsbücher standen. Ein Lexikon war nicht dabei, dafür stapelten sich dort unzählige Fantasy-Romane und Abenteuergeschichten, in deren Welten sich John wohler und sicherer fühlte als irgendwo sonst. Er war nicht gern draußen. Das Baumhaus war der einzige Ort außerhalb seines Zimmers, den er wirklich mochte. Da waren er und seine Bücher vor Regen sicher und unliebsame Überraschungen gab es dort auch keine.
    Als er fertig war, sah John zu seiner Schwester hinüber. Sie hatte ihre Beine angezogen und benutzte ihre Oberschenkel als Schreibunterlage. Neben ihr lag das Lexikon. Es dauerte ewig, bis sie ihren ersten Eintrag abgeschlossen hatte. Immer wieder suchte sie in dem Band nach wichtigen Hinweisen, die sie in ihr Handbuch übertragenwollte. Endlich war auch Lea fertig und legte ihren Stift aus der Hand.
    (aus Leas Notizbuch)
    »Freust du dich?«, fragte John.
    »Worauf?«, fragte Lea zurück.
    »Na, auf Mama und Papa. Worauf sonst?!«
    »Klar freuʼ ich mich! Auf Mama und Papa, den Dschungel, die fremden Tiere! Das wird toll!«
    »Toll gefährlich wird das!«, murmelte John.
    »Du hast
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