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Susanne Barden 07 - Ende gut, alles gut

Susanne Barden 07 - Ende gut, alles gut

Titel: Susanne Barden 07 - Ende gut, alles gut
Autoren: Helen D. Boylston
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Wolkenloser Himmel
    Dieser Freitag schien wie jeder andere Tag im Juli zu sein. Weiße unschuldige Sommerwolken schwebten über den Gipfel des Mount Washington. Insekten summten. Von den bewaldeten Berghängen wehte ein leichter erfrischender Wind herab und brachte würzigen Tannenduft mit. Die Natur schien allen Menschen zuzurufen: »Freut euch des Lebens!« Wer sollte an einem solchen Tag an kommendes Unheil denken?
    Susy, in weißen Shorts und grüner Bluse, das kupferrote Haar aus dem Gesicht gekämmt, die Haut trotz Wind und Sonne zart und ungebräunt, stand auf den Stufen der hinteren Veranda und blickte halb zärtlich, halb belustigt in den Garten. Die Zwillinge tummelten sich auf dem Rasen. Bettina saß auf der Schaukel und schwang mit fliegenden Zöpfen hoch durch die Luft. Aus der Scheune kam die tiefe Stimme von Bill, der >Old Man River< sang, während er sein Angelgerät zusammensuchte. Als ein Quieken aus dem Haus ertönte, ging Susy lächelnd hinein. Ihr Jüngstes lag, offenbar in bester Laune, in Annes Schoß, die auf dem Schaukelstuhl in der Küche saß. Das Gesicht des Babys war unglaublich beschmiert. Mund und Kinn verschwanden unter einer roten Masse, die Backen schienen mit Lehm bespritzt zu sein, und von einer Augenbraue tropfte es rot herab.
    »Du lieber Gott!« rief Susy. »Sie sieht ja aus, als hätte sie einen Autounfall gehabt. Ist etwas von der Leber und den roten Rüben in ihren Mund gelangt?«
    »Sogar das meiste. Aber sie kann es nicht erwarten, bis der Löffel ihren Mund erreicht, sondern kommt ihm immer entgegen, so daß es öfters Zusammenstöße gibt.« Anne wischte einen Spritzer von roten Rüben aus dem Haar des Babys. »Sie ist ganz dein Ebenbild, Susy.« Susy betrachtete den rotgoldenen Haarschopf ihrer Tochter. »Mag sein! Aber bei einem Baby von vier Monaten läßt sich schwer sagen, was draus wird.« Sie drehte sich um, da sie Bills Schritte hörte. »Nun? Bist du schon startbereit?«
    »Ja.« Er ging zu dem Baby und lachte es an. Seine große Gestalt mit den breiten Schultern wirkte gewaltig gegen das winzige Geschöpf. »He, du Knirps!« sagte er zärtlich.
    Das Baby streckte ihm begeistert glucksend die winzigen Händchen entgegen, die ebenso rot waren wie das Gesicht.
    Bill wich zurück. »Nein, danke! Ich hab’ schon einen Schnurrbart und brauche keine Extradekoration.« Er kitzelte die Kleine am Bauch. Sie quiekte entzückt. Dann schloß sie die Augen und war mit einem Ruck eingeschlafen - voller Wärme, Essen und Zufriedenheit.
    »Donnerwetter!« sagte ihr Vater bewundernd. »Das ist ein Talent, um das ich dich beneide.«
    Susy sah ihn prüfend an. »Warum? Schläfst du nicht gut?«
    »O doch! Aber ich bin trotzdem immer müde.«
    »Im letzten Monat war es doch verhältnismäßig ruhig im Krankenhaus.«
    »Ja, das stimmt. Aber ich habe ja noch meine Praxis.«
    Er ging zum Ausguß, drehte den Wasserhahn auf, nahm ein Stück Seife und bürstete sich die Hände. Seine Bewegungen waren so typisch die eines Chirurgen, der sich vor der Operation wäscht, daß Susy unwillkürlich lächelte.
    Anne stand mit dem schlafenden Baby im Arm auf. »Ich werde sie zu Bett bringen«, sagte sie und ging leise aus der Küche.
    Susy lehnte sich gegen den Abwaschtisch und musterte Bill mit dem Blick der erfahrenen Krankenschwester. Er sah elend aus. »Sag mal, könntest du nicht mehr als zwei Tage Urlaub nehmen?«
    »Unmöglich! Am Montag um acht habe ich eine Operation.« Er spülte die Seife von den Händen ab und sah sich suchend um.
    »Du bist zu Hause, mein Herz«, erinnerte ihn Susy und reichte ihm ein Handtuch.
    Bill lachte. »Das merke ich. Die Respektlosigkeit, mit der ich hier behandelt werde ...«
    »Tut dir sehr gut! Ärzte werden im Krankenhaus immer zu sehr verwöhnt. Da heißt es stets >Ja, Herr Doktor< und >Gewiß, Herr Dok- tor!<«
    »Oder auch >Bitte, Doktor, könnte der Verband nicht später gemacht werden? Wir sind gerade dabei, das Essen auszugeben.< oder >Aber Doktor, die Punkturzange ist doch noch im Sterilisationszim- mer!< oder >O Doktor, wie soll ich bei dem Betrieb mit zwei Schwestern auf der Station auskommen?<«
    »Ach ja, ich weiß!« Susy hängte das Handtuch an seinen Platz. »Bist du Sonntag abend zum Essen zurück?«
    Bill überlegte. »Ich weiß noch nicht recht. Wenn die Fische beißen, kommen wir bestimmt später. Wenn nicht, werden wir wohl zum Essen wieder da sein - falls Ira nicht was anderes vorhat. Aber allzu spät wird es bestimmt nicht. Was
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