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Der Fluch des Salamanders

Der Fluch des Salamanders

Titel: Der Fluch des Salamanders
Autoren: Ruediger Bertram
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haben bestimmt schon wieder Hunger«, sagte John.
    »Typisch Mann! Du Blödmann kapierst mal wieder gar nichts«, erwiderte Lea und zog die Nase hoch.
    »Was kapierʼ ich nicht?«, fragte John beleidigt.
    »Komm schon, sonst verpassen wir noch den Flieger und Mama und Papa warten vergeblich auf uns.«

Lea und John sahen ihre Eltern sofort. Sie standen hinter der Sperre und hielten ungeduldig Ausschau nach den Zwillingen, die mit den anderen Reisenden noch auf ihr Gepäck warteten. Ihr Flug war über Houston in den USA nach Guatemala City gegangen. Dort waren sie mithilfe einer freundlichen Stewardess umgestiegen in einen Kurzstreckenflieger nach Flores, der größten Stadt in der Nähe des riesigen Naturschutzgebietes, in dem ihre Eltern nach dem Orchideensalamander suchten.
    Es dauerte ewig, bis ihre Rucksäcke auftauchten. Lea und John nutzten die Wartezeit, um ihrer Oma über eines der öffentlichen Telefone Bescheid zu geben, dass sie wohlbehalten angekommen waren.
    Dann durften sie sich endlich in die Arme ihrer Eltern stürzen. Die beiden drückten die Zwillinge so fest, als wollten sie sie nie wieder loslassen. Als sie es nach einer Ewigkeit doch taten, waren die anderen Passagiere längst verschwunden, nur ein paar Flughafenangestellte beobachteten die Szene gelangweilt von ihren Schaltern aus.
    »Wir müssen los! Wir haben noch eine lange Reise vor uns!« Ihr Vater nahm das Gepäck und schleppte es zu einem Jeep, in dem ein Fahrer auf sie wartete. Der Junge hinter dem Steuer sah nicht viel älter aus als die Zwillinge. Er trug eine Jeans und ein weißes T-Shirt und mochte vielleicht fünfzehn, höchstens sechzehn Jahre alt sein.
    »Pablo, das sind Lea und John«, stellte ihre Mutter die Zwillinge vor.
    »Pablo begleitet uns seit einiger Zeit«, ergänzte ihr Vater. »Er ist ein erstklassiger Fahrer und spricht perfekt Englisch. Wenn wir nicht da sind, fragt einfach ihn. Was den Urwald angeht, ist er ein echter Profi. Das ist kein Ponyhof, wo wir hinfahren. Hört also bitte auf ihn.«
    »Eure Eltern haben mir schon viel von eucherzählt. Eigentlich erzählen sie von nichts anderem, wenn sie nicht gerade ihren Salamander suchen«, begrüßte sie Pablo, als sich die Zwillinge mit ihren Eltern auf die Rückbank drängelten.
    John und Lea genossen es, eng aneinandergekuschelt bei ihren Eltern zu sitzen. Genau wie ihr Vater und ihre Mutter. Nach so langer Zeit waren sie endlich wieder zusammen.
    Sie fuhren an einem großen See vorbei Richtung Norden. Die Kinder erzählten von ihrem Flug (langweilig) und von Oma (wehmütig), ihre Eltern schilderten ihnen das Leben im Camp (aufregend), in dem sie mit einigen Indios lebten.
    Pablo sagte die ganze Zeit kein Wort, aber er blickte immer wieder grinsend in den Rückspiegel, weil seine Passagiere auf dem Rücksitz ständig durcheinanderquasselten und sich immer wieder glücklich in die Arme fielen.
    »Wieso darf er eigentlich schon Auto fahren?«, flüsterte John, damit Pablo es nicht hörte.
    »Weil er es gut kann. Wir sind hier nicht in Deutschland. Hier sieht man die Dinge nicht so eng«, erwiderte seine Mutter.
    John beruhigte das überhaupt nicht. Er vermied es, nach vorne auf die Straße und den chaotischen Verkehr zu schauen, sondern blickte lieber aus dem Seitenfenster.
    Rechts und links erstreckten sich Mais- und Tabakfelder. Vom Urwald war weit und breit nichts zu sehen. Ab und zu entdeckten die Zwillinge in der Ferne die Reste einer alten Maya-Pyramide, die halb zugewachsen war.
    Immer wieder kamen sie durch kleine Siedlungen und Dörfer. Auf einem Markt ließ ihr Vater den Wagen halten, um an den bunten Ständen etwas zu trinken und Vorräte zu kaufen. Die Bauern, die ihre Waren anboten, waren Indios. Einige von ihnen trugen bunte Ponchos, andere Jeans, T-Shirts und an den Füßen Flip-Flops. Abgesehen von ihren Eltern hatten die Zwillinge seit dem Flughafen keinen einzigen Europäer mehr gesehen.
    Lea begleitete ihren Vater, John blieb lieber im Auto bei seiner Mutter. Auf dem Markt gab es Mais, Reis, Bohnen und viele Tiere, die in kleinen Käfigen gehalten wurden.
    Viele von ihnen kannte Lea nur aus ihren Biologiebüchern, so wie den kleinen Baumstachler, der sie durch die Stäbe seines Käfigs anstarrte.
    (aus Leas Notizbuch)
    John beobachtete vom Jeep aus, wie sich seine Schwester zu dem seltsamen kleinen Tier hinunterbeugte, das sie ängstlich anzischte.
    Dann waren Lea und sein Vater mit zwei Flaschen Wasser und einem Jutesack voller Früchte auch schon
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