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Der Fluch des Salamanders

Der Fluch des Salamanders

Titel: Der Fluch des Salamanders
Autoren: Ruediger Bertram
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wieder zurück und die Fahrt ging weiter.
    Sie ließen die Felder hinter sich und erreichten bald die Ausläufer des Regenwaldes der schon bald dichter und dichter wurde.
    Sie fuhren jetzt auf einer ungeteerten Piste, die schnurgeradeaus durch den Urwald führte. Es war, als würden sie eine grüne Schlucht durchqueren. Links und rechts erhoben sich Mauern aus Bäumen und Pflanzen, die kaum einen Blick ins Innere des Dschungels erlaubten.
    »Guck mal!«, rief Lea aufgeregt, als sie den ersten Affen in den Ästen der Bäume entdeckte. Auf dem Markt hatte es auch schon welche gegeben: in engen Käfigen oder gehäutet beim Metzger. Die schwarzen Affen mit den großen Augen, die sie neugierig anstarrten, waren die ersten, die sie in Freiheit sahen. John war froh, dass zwischen ihm und ihnen eine dicke Scheibe war.

    (aus Johns Notizbuch)
    Einmal durchquerten sie mit dem Jeep einen flachen Flusslauf, aber das war auch schon die einzige Abwechslung. Viel zu sehen gab es nichtund so dauerte es nicht lange, bis John und Lea auf dem Rücksitz einschliefen. Die Reise war anstrengend gewesen und vor Aufregung hatten sie beide während des ganzen Fluges kein Auge zugemacht.
    »Wacht auf!«, weckte ihre Mutter die Zwillinge schließlich sanft. »Wir steigen aus. Den Rest müssen wir zu Fuß gehen.«
    »Wie, zu Fuß?«, fragte John verschlafen.
    »Das Camp liegt im Urwald. Da führt keine Straße hin«, erklärte sein Vater.
    »Jetzt wird’s endlich richtig spannend«, freute sich Lea.
    John musterte skeptisch den schmalen Pfad, der geradewegs in den Dschungel hineinführte.
    »Keine Sorge, es ist nicht so furchtbar weit«, erklärte sein Vater, der Johns besorgten Blick bemerkt hatte.
    Ihre Eltern schulterten die Rucksäcke der Zwillinge. Pablo hatte den Wagen am Rande der Piste abgestellt und half ihnen beim Tragen der Einkäufe. Er ging mit dem Vater voran und hieb mit einer Machete den Weg frei, die Kinder folgten –erst Lea, dann John. Am Ende lief ihre Mutter und passte auf, dass keiner der beiden verloren ging.
    Es dauerte zwei Stunden, dann hatten sie das Camp endlich erreicht. Es lag auf einer kleinen Lichtung mitten im Urwald und bestand aus zwei Zelten und ein paar Hütten, in denen Indios lebten, die die Zwillinge und ihre Eltern herzlich begrüßten.
    »Klein, aber fein«, sagte ihre Mutter, als sie Lea und John das Zelt zeigte, in dem die beiden Urwaldforscher schliefen und arbeiteten. So klein, wie sie behauptete, war es gar nicht. Man konnte aufrecht darin stehen, es gab einen Tisch, auf dem ein Laptop stand, zwei Feldbetten und eine Truhe für ihre Habseligkeiten. Ihre Mutter sah sich kurz um, ob sie jemand beobachtete, dann hob sie die leichte Matratze in die Höhe und zeigte auf eine Plastiktasche, die von unten an den Stoff genäht war.
    »Unser Geheimversteck!«, erklärte sie und hielt sich verschwörerisch den Zeigefinger vor die Lippen. Dann ließ sie die Matratze wieder an ihren Platz zurückgleiten. »Und jetzt zeigen wir euch, wo ihr wohnen werdet.«
    »Das ist für die nächsten Wochen euer Zuhause«, sagte ihr Vater und deutete auf ein Zelt, in dem drei Hängematten hingen. »Ihr schlaft hier mit Pablo, dann kann er besser auf euch aufpassen.«
    »Ich brauchʼ niemanden, der auf mich aufpasst«, erwiderte Lea eingeschnappt.
    »Glaub mir, den brauchst du, solange du dich hier nicht auskennst«, antwortete ihr Vater ernst.
    John sagte nichts. Er hatte sowieso nicht die Absicht, das Zelt zu verlassen. Und wenn doch, war er froh, jemanden in der Nähe zu wissen, der die Gefahren kannte, die dort draußen mit Sicherheit überall lauerten. Dieser Wald war nicht wie ihr Wald zu Hause. Hier gab es keine Hinweisschilder, keine Wanderwege und hier stand auch nicht alle hundert Meter eine Parkbank mit Papierkorb.
    Während Lea es gar nicht erwarten konnte, das Camp zu erkunden, machte es sich John in seiner Hängematte bequem. Er hatte Hunger und kramte im Rucksack nach seinem Notizbuch.

    Die erste Woche im Camp verging wie im Flug. Die Zwillinge verbrachten viel Zeit mit ihren Eltern.Nur auf die Suche nach dem Orchideensalamander durften Lea und John sie nicht begleiten.
    »Er ist extrem scheu. Wenn wir da draußen im Urwald zu viert anrücken, haben wir gar keine Chance, ihn aufzuspüren. Und ihr wisst ja, wie lange wir schon hinter ihm her sind«, hatte ihr Vater ihnen erklärt und ihre Mutter hatte begeistert von der sagenhaften Schönheit des seltenen Tieres geschwärmt. »Die Indios erzählen, dass seine
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