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Lebe lieber innovativ

Lebe lieber innovativ

Titel: Lebe lieber innovativ
Autoren: Tina Seelig
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DREI ZUM PREIS VON EINEM
    Was würden Sie unternehmen, um Geld zu verdienen, wenn Sie nichts weiter als 5 Dollar und zwei Stunden Zeit zur Verfügung hätten? Diese Aufgabe stellte ich den Studenten in einem meiner Kurse an der Stanford University . Jede der 14 Arbeitsgruppen erhielt einen Briefumschlag mit fünf Dollar »Startkapital« und die Information, sie könne sich bei der Planung so viel Zeit lassen, wie sie wolle. Hatten die Studenten den Briefumschlag aber erst einmal aufgerissen, mussten sie innerhalb von zwei Stunden so viel Geld verdienen, wie sie konnten. Sie hatten von Mittwochnachmittag bis Sonntagabend Zeit, um die Aufgabe zu erledigen. Am Sonntagabend musste mir dann jede Gruppe eine Overheadfolie schicken, auf der sie beschrieb, wie sie vorgegangen war. Am Montagnachmittag erhielt dann jede Gruppe im Kurs drei Minuten Zeit, um ihr Projekt vorzustellen. Ich ermutigte sie dazu, unternehmerisch zu handeln: Sie sollten gute Geschäftsmöglichkeiten erkennen und herausfinden, welche Schwierigkeiten bei dem Vorhaben nach gängigen Vorstellungen auftreten
könnten; sie sollten die begrenzten Ressourcen, die ihnen zur Verfügung standen, effektiv einsetzen und kreativ werden.
    Was würden Sie selbst unternehmen, wenn Sie diese Herausforderung bewältigen müssten? In den meisten Gruppen, in denen ich diese Frage stelle, ruft normalerweise sofort jemand: »Nach Las Vegas fahren.« Oder: »Ein Lotterielos kaufen.« Dafür hat derjenige stets die Lacher auf seiner Seite. Leute, die das vorschlagen, würden für die sehr geringe Chance, reich belohnt zu werden, ein erhebliches Risiko eingehen. Danach kommen immer die fast ebenso gängigen Vorschläge, eine Autowaschstation oder einen Limonadenstand zu eröffnen, und mit den fünf Dollar die Grundausstattung dafür zu kaufen. Das ist eine feine Sache für diejenigen, die sich in den zwei Stunden ein paar Dollar Taschengeld dazuverdienen möchten. Doch die meisten meiner Studenten haben letzten Endes Mittel und Wege gefunden, die weit über die genannten Optionen hinausgehen. Sie nahmen die Herausforderung ernst, gängige Standardlösungen zu hinterfragen, und eröffneten sich dadurch eine ganze Fülle von Möglichkeiten, so viel Ertrag wie möglich zu erwirtschaften.
    Was aber haben Sie gemacht? Die Teams, die am meisten Geld verdienten, setzten ihre fünf Dollar gar nicht erst ein. Sie merkten, dass sie das Problem viel zu eng fassen würden, wenn sie sich nur auf das Geld konzentrierten. Sie hatten verstanden, dass fünf Dollar als Startkapital so gut wie gar nichts sind. Sie interpretierten das Problem neu und stellten es in einen größeren Zusammenhang: Was können wir tun, um Geld zu verdienen, wenn wir mit rein gar nichts anfangen? Sie aktivierten ihre Beobachtungsgabe, setzten ihre Talente ein und begannen, kreativ zu werden. So machten sie Probleme in ihrer unmittelbaren Umgebung ausfindig, die sie selbst
oder andere hatten. Probleme, die sie vielleicht früher schon einmal bemerkt hatten, ohne jedoch auf die Idee zu kommen, sie auch zu lösen. Es handelte sich um diese Art von Problemen, die zwar irritieren, an die man aber nicht andauernd denkt. Indem sie solche Probleme ans Tageslicht beförderten und Lösungen für sie erarbeiteten, nahmen die Siegergruppen mehr als 600 Dollar ein. Damit erzielten sie für ihre Investition von 5 Dollar Erträge von durchschnittlich 4000 Prozent! Da viele Gruppen ihr Kapital gar nicht erst einsetzten, gingen deren Erträge sogar ins Unendliche.
    Wie haben sie das also geschafft? Alle Gruppen waren ausgesprochen einfallsreich. Ein Team stieß auf ein Problem, das in vielen Universitätsstädten verbreitet ist: frustrierend lange Schlangen vor beliebten Restaurants am Samstagabend. Die Gruppe beschloss, Leuten zu helfen, die nicht anstehen wollten. Sie zogen paarweise los und reservierten in mehreren Restaurants Plätze. Als ihre Reservierungstermine näher rückten, verkauften sie jede Reservierung für bis zu 20 Dollar an Gäste, die froh waren, auf diese Weise lange Wartezeiten zu umgehen.
    Im Laufe des Abends machten sie einige interessante Beobachtungen. Zuerst stellten sie fest, dass Studentinnen besser darin waren, die Reservierungen zu verkaufen, als ihre männlichen Kommilitonen, was wohl damit zusammenhing, dass es den Gästen angenehmer war, von jungen Frauen angesprochen zu werden. Sie passten ihr Konzept an und ließen nunmehr die männlichen Studenten in der Stadt herumlaufen und in verschiedenen
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