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Der Fluch des Salamanders

Der Fluch des Salamanders

Titel: Der Fluch des Salamanders
Autoren: Ruediger Bertram
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Haut in allen Farben des Regenbogens schillert, und wir werden die Ersten sein, die ihn fotografieren. Ist das nicht unglaublich?! Und das Allerbeste ist: Wir stehen ganz kurz davor, ihn zu finden! Da dürfen wir jetzt keine leichtsinnigen Fehler machen!«
    Wenn ihre Eltern unterwegs waren, kümmerte sich Pablo um die Zwillinge. Er zeigte ihnen die sicheren Wege und half ihnen, wo immer er konnte. John und sogar Lea waren froh, dass er da war und dass sie sich ohne Schwierigkeiten mit ihm auf Englisch verständigen konnten. Im Gegensatz zu den anderen Indios, deren Sprache sie nicht verstanden.
    »Wieso sprichst du eigentlich so gut Englisch?«, fragte Lea bei einer ihrer kurzen Erkundungstouren in den Dschungel.
    »Weil ich schon seit vielen Jahren bei Forschern und Wissenschaftlern lebe. Ich habe fast meine ganze Kindheit mit ihnen verbracht«, antwortete Pablo.
    »Und deine Eltern?«
    »Die sind gestorben, als ich noch klein war.«
    »Das tut mir leid.«
    »Ich kann mich kaum an sie erinnern. Es ist so lange her. Zwei Zoologen aus Europa, die ihr Camp in der Nähe unseres Dorfes hatten, haben sich damals um mich gekümmert. Als sie wieder nach Hause mussten, haben sie mich anderen Wissenschaftlern anvertraut. So lernte ich Englisch und mit der Zeit auch alles über die Tiere und das Leben im Dschungel.«
    »Dann weißt du sicher auch, was das für eine Spur ist?«, Lea zeigte auf einen Abdruck, der auf dem schlammigen Weg vor ihnen gut zu erkennen war. Sie hatte sich angewöhnt, Pablo zu fragen, wenn sie bei den Einträgen in ihrem Handbuchnicht weiterkam. John konnte sie nicht fragen. Ihr Bruder hätte sowieso nur Unsinn geantwortet und außerdem hatte er es wieder einmal vorgezogen, im Zelt zu bleiben und zu lesen.
    »Das war ein Ozelot«, erwiderte Pablo. »Der kann gefährlich werden, wenn er Junge hat. Lass uns wieder zurückgehen.«
    Auch Pablo schien froh zu sein, dass die Zwillinge da waren. Er hatte schon zu lange Zeit mit europäischen und amerikanischen Wissenschaftlern und Forschern zusammengelebt, als dass die Indios ihn noch als einen der ihren ansahen. Für die anderen Indios war er ein Fremder, genau wie die Zwillinge, das spürte Lea.

Lea erwachte als Erste. John und Pablo schliefen noch in ihren Hängematten. Lea musste lächeln, als sie die beiden sah. John hatte das Moskitonetz in drei Lagen um seine Hängematte aufgespannt. Trotzdem sah er sogar im Schlaf besorgt aus. Pablo dagegen lag schutzlos da und wirkte trotzdem ganz entspannt.
    Draußen war alles ruhig. Obwohl das mit der Ruhe im Regenwald so eine Sache war. Eigentlich war es dort niemals ruhig. Ständig brüllten Affen, Vögel oder andere Tiere, deren Namen Lea noch nicht kannte. Auch jetzt wieder. Es würde noch ein paar Tage dauern, bis sie alle Tiere korrekt würde bestimmen können. Sie wollte nachher ihren Vater oder ihre Mutter fragen, die konnten ihr bestimmt helfen. Oder auch Pablo, der kanntesich im Urwald mindestens genauso gut aus, wahrscheinlich sogar besser.
    Lea horchte wieder nach draußen. Erst jetzt fiel ihr auf, was an der Unruhe dort so seltsam war. Es waren keine Menschen zu hören. Das ganze Camp lag noch immer in tiefem Schlaf. Genau wie Pablo und John, der unter seiner dreifachen Gaze-Schutzwand heftig mit dem Kopf zuckte, als träumte er schlecht.
    In der Nacht hatte es heftig geregnet. Draußen an der Zeltbahn hingen noch immer schwere Tropfen, zwischen denen Ameisen eine neue Straße eröffnet hatten. Es waren Rote Feuerameisen und Lea war froh, dass ihr Weg sie über das Zelt hinweg-, aber nicht hineinführte.
    Sie kuschelte sich, so gut es ging, in ihre Hängematte, beobachtete das emsige Krabbeln der Ameisen auf der Zeltwand und lauschte. Draußen waren immer noch keine Stimmen zu hören. Sie sah auf ihre Uhr. Es war schon fast acht! Sie kletterte aus der Hängematte und schlug die Zeltbahn am Eingang zur Seite. Vor ihrem Zelt planschten ein paar Hühner in den Pfützen, die sich nach dem Regen gebildethatten. Dazwischen suchten sich die Ameisen ihren Weg. Außer den Tieren war niemand zu sehen.
    (aus Leas Notizbuch)
    Lea ging zu dem Zelt ihrer Eltern nebenan und schob das Moskitonetz zur Seite. Das Zelt war leer. »Mama?! Papa?!«, rief sie laut.
    Außer dem Brüllen eines aufgeschreckten Affen erhielt sie keine Antwort. Sie lief zu den Hütten der Indios, die im Halbkreis um die kleine, gerodete Lichtung herumstanden. Die Hütten hatten keine Türen. Lea brauchte gar nicht erst hineinzugehen, um zu
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