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Der Fluch des Salamanders

Der Fluch des Salamanders

Titel: Der Fluch des Salamanders
Autoren: Ruediger Bertram
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und sogar einen Puma zu erkennen.
    Sein Blick aber kehrte immer wieder zu den Männern mit den Federhüten zurück. Ihre strengen und scharfen Augen ließen John frösteln.
    (aus Johns Notizbuch)
    »Träum nicht!«, sagte Lea und nahm John die Lampe aus der Hand.
    Auch sie interessierte sich nicht für die Zeichnungen. Sie wollte so schnell wie möglich hier raus und ließ den Lichtstrahl in den hinteren Bereich der Höhle gleiten.
    Dort führte ein schmaler Gang tief in den Berg hinein. Im Licht war deutlich zu erkennen, was John bereits ertastet hatte: Es war keine Höhle, in der sie sich befanden, sondern ein Tunnel aus Steinquadern. Die Menschen, die ihn vor ewiger Zeit erbaut hatten, schienen ihn schon lange nicht mehr benutzt zu haben.
    Der Gang hing voller Spinnweben und auf dem sandigen Boden waren keine Fußspuren zu entdecken. Es lagen nur ein paar weitere Knochen herum, die ein hungriger Zwischenmieter zurückgelassen hatte.

Der Tunnel war so schmal, dass die Kinder darin nur hintereinander gehen konnten. Lea lief mit der Taschenlampe voraus, John folgte ihr und Pablo sicherte sie nach hinten ab. Er drehte sich immer wieder um, bis die Dunkelheit auch das letzte Sonnenlicht verschluckt hatte.
    Der Weg führte gerade und ohne Abzweigungen stetig leicht bergauf. Sie waren etwa fünf Minuten gelaufen, als Lea auf einmal den Lufthauch eines Fledermausflügels an ihrer Wange spürte. Ihr schriller Schrei hallte gespenstisch durch den Gang.
    Kurz darauf ertönte ein gewaltiges Brausen, das schnell lauter wurde und direkt auf sie zuzukommen schien.
    »Runter! Los! Runter auf den Boden!«, brüllte Pablo.
    Lea und John ließen sich sofort fallen. Keine Sekunde zu spät. Kurz darauf flatterten Tausende von aufgeschreckten Fledermäusen über ihre Köpfe hinweg. Ihr Fiepen und das Schlagen der Flügel erzeugten einen ohrenbetäubenden Lärm, der durch das Echo in dem engen Gang tausendfach verstärkt wurde. Im Flug entleerten die Fledermäuse ihren Darm, so wie ein Fesselballon Ballast abwirft, um schneller und höher fliegen zu können. Ihr Kot landete auf den Haaren und Kleidern der Kinder, die sich erst wieder aufzustehen trauten, als auch die letzte Fledermaus verschwunden war.
    »Ihh! Ist das eklig!« Lea erhob sich als Erste wieder. Entsetzt blickte sie an sich herunter und versuchte, den Kot der Fledermäuse mit den Händen aus ihren Haaren zu wischen. Sie gab den Versuch schnell wieder auf, weil sie dabei alles nur noch mehr verschmierte.
    »Das ist nicht eklig. Das ist guter Dünger«, bemerkte Pablo, aber John sah ihm an, dass er den Kot in seinen Haaren und auf seinen Kleidern genauso unangenehm fand wie die Zwillinge.
    »Wenn wir wieder im Freien sind, können wir uns waschen«, tröstete Pablo sie. »Jetzt müssen wir weiter!«
    Er nahm Lea die Taschenlampe aus der Hand und marschierte voran.
    Lea und John blieb gar nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Wieder einmal.
    Der Weg führte noch eine Weile bergauf, dann, so als hätten sie einen unterirdischen Gipfel erreicht, ging es bergab. Fledermäuse trafen sie keine mehr, trotzdem blieb Lea angespannt, als erwarte sie jeden Moment einen weiteren Angriff. John ging es nicht viel besser: erst die Wanderung durch den Urwald, dann die Goldsucher und jetzt diese Höhle. Er war genau da, wo er auf keinen Fall hatte landen wollen. Solche Geschichten mochte er nur, wenn sie in seinen Büchern auftauchten. Dort gab es immer ein Happy End. Er wünschte sich zurück in ihr Baumhaus und er war sich fast sicher, dass es Lea ähnlich ging, auch wenn sie es nie zugeben würde. Sollten ihre Eltern doch zu Oma kommen, wenn sie ihn und seine Schwester wiedersehen wollten! Aber nein, sie hatten sie jaunbedingt um die halbe Erde fliegen lassen müssen, um dann doch lieber diesen dämlichen Lurch suchen zu gehen.
    »Da ist Licht! Da vorne!«, riss Lea ihn aus seinen mürrischen Gedanken.
    Jetzt sah John es auch. Vor ihnen flimmerte helles Sonnenlicht durch einen grünen Pflanzenvorhang. Endlich hatten sie das Ende des Tunnels erreicht.
    Lea wollte sofort losstürmen, aber Pablo gab ihr ein Zeichen, stehen zu bleiben und zu warten, bis er sie nachholen würde. Dann legte er sich auf den Boden und kroch die letzten Meter bis zum Ausgang. Vorsichtig schob er die Pflanzen zur Seite, die genau wie auf der anderen Seite des Tunnels den Eingang verdeckten. Langsam kroch er noch ein letztes Stück weiter ganz nach vorne, um besser sehen zu können.
    Fünf Minuten lag er so,
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