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Der Fluch des Salamanders

Der Fluch des Salamanders

Titel: Der Fluch des Salamanders
Autoren: Ruediger Bertram
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und blickte ängstlich in die Tiefe ihres Unterschlupfes.
    Doch das Knurren kam nicht aus dem Inneren der Höhle. Es kam aus dem Urwald, und was immer es war, es war nicht weit entfernt.
    Die Fremden draußen vor der Höhle schrien aufgeregt durcheinander. Dabei fiel immer wieder das Wort »Puma«, das verstanden sogar Lea und John.
    Durch den dichten Blättervorhang versuchten die Zwillinge zu erkennen, was draußen vor sichging. Aber das Einzige, was sie sahen, waren die Rücken der Männer, die so schnell sie konnten den Hügel hinunterrannten. Dabei gaben sie Schüsse ab, die hoch oben in den Bäumen Affen und Papageien aufschreckten. Es war ein Höllenlärm und es dauerte lange, bis sich die Natur wieder beruhigt hatte. Ein einziges Brüllen des Pumas hatte gereicht, um den ganzen Urwald in heillose Aufregung zu versetzen.
    Der Skorpion hatte die Ablenkung genutzt und sich in einem finsteren Winkel der Höhle verkrochen.
    Lea atmete erleichtert auf, als Pablo endlich die Hand von ihrem Mund nahm.
    »Was waren das für Typen?«, fragte John, als sie sicher waren, dass die Männer tatsächlich alle verschwunden waren.
    »Du solltest erst mal den Knochen da fallen lassen«, erwiderte Pablo und zeigte auf den Stock, den John immer noch fest umklammert hielt.
    John ließ ihn vor Schreck einfach los. Er klapperte hohl, als er auf den Boden prallte. Der Knochen sah aus, als stamme er vom Oberschenkel eines Menschen, fand John.
    »Keine Sorge. Der gehörte einem Tapir, keinem Menschen«, erklärte Pablo, der Johns Gedanken erraten hatte.
    (aus Leas Notizbuch)
    »Wenigstens eine gute Nachricht«, sagte Lea, die sich schon wieder etwas gefangen hatte. »Aber jetzt sag schon, wer waren die Kerle?«
    »Das waren Goldsucher. Sie waschen das Gold aus den Flüssen und vergiften dabei das Wasser mit ihren Chemikalien. Das ist streng verboten. Die Fische sterben und die Indios werden krank. Deswegen wollen sie keine Zeugen!«
    »Wir müssen sie melden, wenn wir in der Stadt sind. Das sind Mörder«, rief Lea.
    »Genau, dann kommt die Polizei und verhaftet sie«, pflichtete John seiner Schwester bei.
    »Wenn wir in der Stadt sind, sind die längst weitergezogen«, erwiderte Pablo ernst. »Und die Polizei ist hier auch nicht unbedingt dein Freund und Helfer.«
    Lea und John mussten lachen, auch wenn ihre Situation alles andere als komisch war.
    »Warum lacht ihr?«, fragte Pablo beleidigt.
    »Freund und Helfer. Wo hast du das denn aufgeschnappt?«, fragte John.
    »Das haben mir eure Eltern beigebracht«, antwortete Pablo.
    Lea und John verstummten sofort. Vor lauter Aufregung hatten sie lange nicht an ihre Eltern gedacht. Lea schossen plötzlich tausend Gedanken durch den Kopf. Vielleicht waren ihre Eltern ganz in der Nähe? Vielleicht suchten sie hier irgendwo nach ihrem Orchideensalamander? Vielleicht waren sie den Goldsuchern auch begegnet?
    Unwahrscheinlich, dachte Lea, der Urwald, in dem sie steckten, war so groß wie Sizilien. Das hatte sie auf der Karte gesehen. Da lief man sich nicht einfach zufällig über den Weg.
    »Wie kommt der überhaupt hierher?«, fragte John und zeigte auf den Tapirknochen.
    »Ein Raubtier hat ihn hier reingeschleppt. Vielleicht der Puma, vielleicht aber auch ein Ozelot. Wir sollten lieber von hier verschwinden«, erwiderte Pablo.
    »Nichts lieber als das«, erwiderte Lea.
    Sie wollte gerade die Pflanzen vor der Höhle beiseiteschieben, als Pablo sie zurückhielt.
    »Nicht da lang! Da draußen warten irgendwo die Goldsucher auf uns! Oder der Puma!«, erklärteder junge Indio und zeigte hinter sich, dorthin, wo sich die Höhle in den dunklen Berg erstreckte. »Wir gehen da lang.«
    Lea und John sahen ihn entsetzt an. Sie hatten keine Ahnung, wer die Höhle bewohnte, aber der Tapirknochen war Beweis genug, dass ihr Besitzer kein Vegetarier war und dass hier irgendwo noch ein giftiger Skorpion herumkroch, was auch nicht gerade ein beruhigender Gedanke.
    »Es ist unsere einzige Chance«, sagte Pablo. »Es gibt bestimmt einen zweiten Ausgang. Hast du die Taschenlampe?«
    John kramte die Lampe aus seiner Tasche und knipste sie an. Ihr Lichtschein fiel auf die eingeritzten Zeichnungen, die er schon mit seinen Fingern ertastet hatte.
    »Wer hat das gemacht?«, fragte John.
    »Das sind Maya-Zeichnungen. Altes Zeug, davon gibt es hier viele«, erwiderte Pablo, der den Bildern keine Aufmerksamkeit schenkte.
    Die meisten Bilder zeigten Männer mit riesigen Federhüten. Dazwischen glaubte John, auch Salamander
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