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PR 2676 – Der Chalkada-Schrein

PR 2676 – Der Chalkada-Schrein

Titel: PR 2676 – Der Chalkada-Schrein
Autoren: Christian Montillon
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Ich fühle den Atem des Kosmos.
    – Ramoz –
     
     
    Prolog
    Abgesang (1)
     
    »Die letzte Zuflucht ist der Tod.«
    Högborn Trumeris Stimme hallte in dem engen Felsengang, brach sich und kehrte als verzerrtes Echo zurück.
    Ein knöchernes Gesicht wandte sich dem Oracca zu. Die Augen darin lagen tief in den Höhlen; das Licht von Trumeris Brustlampe fiel hinein. Die Pupillen zogen sich in dem verschrumpelten Weißgrau zusammen, das sie umgab. »W... was willst du damit sagen?«
    Trumeri gab ein raschelndes Lachen von sich, das klang, als würde Sand auf verdorrte Erde rieseln. »Hör mir gut zu, Terrig Neari! Wenn du nicht verstehst, was ich dir nun sage, wirst du untergehen. Ich bin bereit, dir zu helfen, aber was du daraus machst, entscheidest nur du. Jetzt ist der Augenblick, in dem du über dein Schicksal bestimmst. Der Tod wird reiche Ernte halten in den nächsten Tagen. Feuer werden ausbrechen, überall, und ganze Sterne und Planeten hinwegfegen. Wir müssen uns nur eine einzige Frage stellen: Auf welcher Seite wollen wir stehen, wenn die Galaxis brennt?«
    »Wie meinst du das?«
    Ein Wassertropfen löste sich von der Decke und platschte vor Trumeris Füßen auf. »Ein Feuer wird wüten, und es wird alle Lebewesen ohne Unterschied fressen. Ich habe meine Entscheidung bereits gefällt und weiß, wie ich handeln muss und auch werde. Also, sag mir: Willst du leben oder sterben?«
    Terrig Neari, der Trumeri ohnehin nur bis zum Kinn reichte, schien noch weiter zu schrumpfen. Seine Lider senkten sich über die Augen, die wie zu klein geratene Kugeln in den Höhlen lagen. Die Gesichtshaut ähnelte dürrem Pergament, das aussah, als würde es jeden Moment reißen. Neari fiel förmlich in sich zusammen, und er antwortete nicht. Womöglich war das auch seine Form der Antwort.
    Die beiden Oracca gingen seit einer gefühlten Ewigkeit durch einen düsteren Höhlengang, nur erhellt vom Licht der Lampen aus dem Brustbereich ihrer Schutzanzüge. Deren Lichtschein tanzte bei jedem Schritt über die feucht glitzernden Wände und den mit Geröll bedeckten Boden, in dem es mehr als eine Stolperfalle gab.
    Ein Wunder, dass nicht längst alles in sich zusammengefallen war.
    Ein Wunder? Nein, dachte der Oracca, ganz sicher nicht. Seine Vorfahren hatten keinen Platz für Wunder gelassen, sondern sich auf jede nur denkbare Weise abgesichert.
    Zwar konnte Trumeri nur im Abstand von einigen Metern Stützpylone aus kupferfarbenem Metall sehen, aber es gab sicher weitaus mehr, das die Stabilität dieses Tunnels über Äonen hinweg garantierte. Unsichtbare Energiefelder oder in den Felsen eingearbeitete ...
    Ein Wimmeln vor ihm riss ihn aus seinen Gedanken. Mindestens zehn spinnenartige Tiere, groß wie Trumeris knöcherne Faust, huschten davon, als sie nach einem Leben in völliger Finsternis plötzlich in Helligkeit standen.
    Zweifellos existierte diese Art seit vielen Generationen in schwarzer Dunkelheit. Der Einstieg in den Tunnel war energetisch versiegelt gewesen – seit Ewigkeiten. Sicher konnten die Tiere das Licht nicht sehen, weil sie im Lauf ihrer Evolution die Augen verloren hatten; völlig nutzlose Organe für ein Leben in diesem unterirdischen Gang, der steil in die Tiefe führte ...
    ... der Kammer entgegen.
    Die Tiere nahmen das Licht der Brustscheinwerfer aber offenbar auf eine unbestimmbare Weise wahr oder reagierten auf den Lärm, mit dem sich die beiden Oracca annäherten. Sie huschten völlig lautlos davon und verschmolzen mit der Finsternis. Einige eilten die senkrechten Wände hoch.
    Die Vorstellung, dass die Tiere über seinem Kopf kauerten und jeden Augenblick in die Tiefe regnen konnten, gefiel Trumeri überhaupt nicht. Aber er ignorierte das Unbehagen. Es gab Wichtigeres.
    Vor den beiden Oracca weitete sich der Höhlengang. Die Wände waren dort komplett mit Metall verkleidet, ebenso Boden und Decke. Lichter schienen plötzlich, woher auch immer, und schufen blitzende Reflexe.
    Nur noch zwanzig Schritte bis zur Kammer.
    Trumeri konnte die Kaverne bereits vor sich sehen, zehn Meter breit und hoch. Rechts und links des eigentlichen Eingangs ragten mächtige Stützsäulen auf, als müssten sie das Portal tragen, das in ein Heiligtum führte.
    Als die beiden Oracca wenig später gemeinsam hineintraten, flammten augenblicklich zwei winzige Lichtpunkte an der Decke auf, noch ehe sie sich umschauen konnten.
    Grellgrün leuchtende Strahlen zuckten in die Tiefe, trafen zielgenau die Gesichter der Besucher.
    Trumeri
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