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Der Fluch des Salamanders

Der Fluch des Salamanders

Titel: Der Fluch des Salamanders
Autoren: Ruediger Bertram
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am Fuße des Hügels wurden die Stimmen lauter. Es waren mindestens fünf Männer, die nun mit dem Aufstieg begannen.
    Lea und John standen einfach nur da. Noch schützten sie die Blätter des Urwaldes, aber es war nur eine Frage von Minuten, bis die Männer sie entdecken würden. Es machte keinen Sinn mehr zu fliehen. Sie waren am Ende.
    »Hierher!«, hörten sie plötzlich ein Flüstern. Sie mussten dreimal hinsehen, um Pablo zu erkennen. Er hockte im Eingang einer steinernen Höhle, die hinter wuchernden Pflanzen fast vollständig verborgen lag. Pablo winkte sie zu sich.
    Einen Moment später waren Lea und John hinter dem grünen Vorhang verschwunden. Durch eine Lücke in den Pflanzen konnte Lea einen dünnen Streifen Himmel sehen. Dort oben kreiste ein großer Vogel. Der Vogel war frei und konnte fliegen, wohin er wollte. Im Gegensatz zu ihnen. Sie saßen gefangen in einer Höhle, und die Männer mit den Gewehren sahen nicht so aus, als wenn sie gekommen wären, um ihnen ihre Hilfe anzubieten.

Mucksmäuschenstill hockten die Kinder in der Höhle. Das kleinste Geräusch konnte sie verraten. Lea hörte den keuchenden Atem der Männer, die jetzt nur noch ein paar Meter vom Eingang der Höhle entfernt waren.
    Pablo lehnte regungslos an der Wand und schien nicht einmal mehr Luft zu holen. John hockte neben ihm. Mit seiner Hand fuhr er sanft über die Wand, als wollte er sich dadurch beruhigen oder ablenken. Es war keine gewöhnliche Höhle, in die sie geraten waren, das hatte er sofort gemerkt. Zwischen den Steinen gab es Fugen, nur dünn, aber wenn seine Finger darüberfuhren, konnte er sie spüren. In einige der Steine waren Zeichen eingeritzt, auch das konnte John fühlen. Er versuchte, die Zeichen zu entschlüsseln, aber es warunmöglich. Er verstand sie nicht, genauso wenig wie die Stimmen der Männer.
    Vor dem Eingang der Höhle konnte Lea die Füße ihrer Verfolger sehen, die in klobigen, schlammverschmierten Stiefeln steckten. Die Männer stritten, das erkannte Lea an ihrem Tonfall. Wahrscheinlich waren sie sich uneinig, ob sie die Verfolgung abbrechen oder fortsetzen sollten. Sie machten sich gar nicht erst die Mühe zu flüstern, sondern sprachen laut, so sicher fühlten sie sich mit ihren Gewehren.
    Auf einmal huschte ein kleines Tier unter dem Blättervorhang hindurch in die Höhle.
    Ein Skorpion!
    Er lief genau auf Lea zu. Pablo war sofort bei ihr. Er hielt ihr den Mund zu, damit sie nicht aufschrie und ihr Versteck verriet. Für einen Moment war auch John starr vor Schreck, dann aber schob er sich, den Rücken dicht an die Wand gepresst, tiefer in die Höhle, wobei seine Hände den Boden nach einem Stock absuchten, den er als Waffe benutzen konnte. Die Sorge um seine Schwester war größer als seine Angst.

    (aus Leas Notizbuch)
    Die Augen vor Angst weit aufgerissen, starrte Lea den Skorpion an. Und der Skorpion starrte Lea an. Es schien beinahe, als würde er hinter seinen kleinenschwarzen Knopfaugen abwägen, ob von ihr eine Bedrohung ausging oder nicht. So als könnte er sich nicht entscheiden, ob es sich lohnen würde, sie mit seinem Stachel zu stechen oder ob es der Mühe nicht wert wäre. Pablo hielt seine Hand weiter auf Leas Mund gepresst, während die Männer draußen vor der Höhle noch immer laut stritten. Ihre Stimmen wurden erregter und ihre Auseinandersetzung heftiger. Lea atmete schwer und nur Pablos fester Griff verhinderte, dass sie einfach aufsprang und aus Panik ins Freie stürzte.
    »Ruhig! Ganz ruhig! Solange du dich nicht rührst, ist er harmlos«, flüsterte Pablo Lea beruhigend ins Ohr.
    Lea und der Skorpion starrten sich immer noch an. Es war wie ein Wettbewerb: Wer zuerst blinzelte, würde verlieren.
    Endlich hatte John im Dunkeln der Höhle gefunden, was er gesucht hatte: einen runden Stock, der gut in der Hand lag. Langsam, ganz langsam kroch er zurück Richtung Eingang, bis er nur noch einen Meter von dem Skorpion entfernt war. Er hockte jetzt direkt hinter dem Tier.
    Pablo schüttelte warnend den Kopf, doch John hatte seinen Arm schon zum Schlag erhoben. Der Stock schwebte drohend über dem Stachel des Skorpions.
    John bemühte sich, sein wild pochendes Herz zu beruhigen. Er hatte nur einen einzigen Versuch, das wusste er. Wenn er das Tier verfehlte, würde es sofort zum Angriff übergehen.
    Genau in dem Moment, als er ausholte, ertönte plötzlich ein dunkles, Furcht einflößendes Grollen.
    Lea und Pablo zuckten zusammen. Selbst John vergaß für einen Moment den Skorpion
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